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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Siebentes Capitel.
fürst eine Zusammenkunft mit Markgraf Casimir von Bran-
denburg zu Saalfeld. Wie in Dessau die katholischen, tra-
ten hier die evangelischen Tendenzen hervor. Zu einem ei-
gentlichen Bunde kam es nicht, aber Markgraf Casimir er-
klärte, bei dem Worte Gottes wolle er festhalten. 1

Während die Kriegskräfte des schwäbischen Bundes
den Fortgang des Evangeliums zu ersticken suchten, gaben
sich doch einige der mächtigsten Mitglieder desselben, die
Städte, von denen der Bund ursprünglich ausgegangen,
Augsburg, vor allem Nürnberg -- wir werden darauf zu-
rückkommen -- eine evangelische Organisation.

Dahin sprach sich selbst jene von dem schwäbischen
Bund eroberte Landschaft aus, die wirtenbergische, von der
es hätte scheinen sollen, als dürfe sie gar keinen eigenen
Willen mehr haben: die Stände erklärten, die Ruhe des
Landes hange davon ab, daß man dem Volke das lautere
Gotteswort ohne menschlichen Eigennutz und Vorwitz predige.

Und schon begannen die Evangelischen, sich von der
bischöflichen Autorität förmlich loszuzählen. In Wittenberg
entschloß man sich bereits im Mai 1525, auf eigne Hand
zu ordiniren. Melanchthon rechtfertigt es damit, daß von
den Bischöfen ihre Pflicht versäumt werde: 2 wie die Bi-
schöfe dem Papst, so machen die Prediger den Bischöfen
gegenüber die Unmittelbarkeit ihres Berufes geltend. Me-
lanchthon meint, man könne den Fürsten nicht zumuthen,
eine Jurisdiction aufrecht zu erhalten, von deren Miß-

1 Nach einer Erzählung von Casimir selbst in einem Schrei-
ben von Schrauttenbach an Landgraf Philipp 27 Dez. 1525 in Neu-
deckers Urkunden S. 16.
2 De jure reformandi. Corp. Reform. I, 765.

Drittes Buch. Siebentes Capitel.
fürſt eine Zuſammenkunft mit Markgraf Caſimir von Bran-
denburg zu Saalfeld. Wie in Deſſau die katholiſchen, tra-
ten hier die evangeliſchen Tendenzen hervor. Zu einem ei-
gentlichen Bunde kam es nicht, aber Markgraf Caſimir er-
klärte, bei dem Worte Gottes wolle er feſthalten. 1

Während die Kriegskräfte des ſchwäbiſchen Bundes
den Fortgang des Evangeliums zu erſticken ſuchten, gaben
ſich doch einige der mächtigſten Mitglieder deſſelben, die
Städte, von denen der Bund urſprünglich ausgegangen,
Augsburg, vor allem Nürnberg — wir werden darauf zu-
rückkommen — eine evangeliſche Organiſation.

Dahin ſprach ſich ſelbſt jene von dem ſchwäbiſchen
Bund eroberte Landſchaft aus, die wirtenbergiſche, von der
es hätte ſcheinen ſollen, als dürfe ſie gar keinen eigenen
Willen mehr haben: die Stände erklärten, die Ruhe des
Landes hange davon ab, daß man dem Volke das lautere
Gotteswort ohne menſchlichen Eigennutz und Vorwitz predige.

Und ſchon begannen die Evangeliſchen, ſich von der
biſchöflichen Autorität förmlich loszuzählen. In Wittenberg
entſchloß man ſich bereits im Mai 1525, auf eigne Hand
zu ordiniren. Melanchthon rechtfertigt es damit, daß von
den Biſchöfen ihre Pflicht verſäumt werde: 2 wie die Bi-
ſchöfe dem Papſt, ſo machen die Prediger den Biſchöfen
gegenüber die Unmittelbarkeit ihres Berufes geltend. Me-
lanchthon meint, man könne den Fürſten nicht zumuthen,
eine Jurisdiction aufrecht zu erhalten, von deren Miß-

1 Nach einer Erzaͤhlung von Caſimir ſelbſt in einem Schrei-
ben von Schrauttenbach an Landgraf Philipp 27 Dez. 1525 in Neu-
deckers Urkunden S. 16.
2 De jure reformandi. Corp. Reform. I, 765.
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[230/0240] Drittes Buch. Siebentes Capitel. fürſt eine Zuſammenkunft mit Markgraf Caſimir von Bran- denburg zu Saalfeld. Wie in Deſſau die katholiſchen, tra- ten hier die evangeliſchen Tendenzen hervor. Zu einem ei- gentlichen Bunde kam es nicht, aber Markgraf Caſimir er- klärte, bei dem Worte Gottes wolle er feſthalten. 1 Während die Kriegskräfte des ſchwäbiſchen Bundes den Fortgang des Evangeliums zu erſticken ſuchten, gaben ſich doch einige der mächtigſten Mitglieder deſſelben, die Städte, von denen der Bund urſprünglich ausgegangen, Augsburg, vor allem Nürnberg — wir werden darauf zu- rückkommen — eine evangeliſche Organiſation. Dahin ſprach ſich ſelbſt jene von dem ſchwäbiſchen Bund eroberte Landſchaft aus, die wirtenbergiſche, von der es hätte ſcheinen ſollen, als dürfe ſie gar keinen eigenen Willen mehr haben: die Stände erklärten, die Ruhe des Landes hange davon ab, daß man dem Volke das lautere Gotteswort ohne menſchlichen Eigennutz und Vorwitz predige. Und ſchon begannen die Evangeliſchen, ſich von der biſchöflichen Autorität förmlich loszuzählen. In Wittenberg entſchloß man ſich bereits im Mai 1525, auf eigne Hand zu ordiniren. Melanchthon rechtfertigt es damit, daß von den Biſchöfen ihre Pflicht verſäumt werde: 2 wie die Bi- ſchöfe dem Papſt, ſo machen die Prediger den Biſchöfen gegenüber die Unmittelbarkeit ihres Berufes geltend. Me- lanchthon meint, man könne den Fürſten nicht zumuthen, eine Jurisdiction aufrecht zu erhalten, von deren Miß- 1 Nach einer Erzaͤhlung von Caſimir ſelbſt in einem Schrei- ben von Schrauttenbach an Landgraf Philipp 27 Dez. 1525 in Neu- deckers Urkunden S. 16. 2 De jure reformandi. Corp. Reform. I, 765.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/240>, abgerufen am 22.11.2024.