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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Bauernkrieg.
ben, vom Stuhl zu stoßen. 1 Als das Landvolk von
Schwarzburg sich gegen den Grafen erhoben, auch hier ein-
verstanden mit den kleinen Städten, und sich in einen star-
ken Haufen zu Frankenhausen gesammelt, fürchtete Münzer
nur den Abschluß eines Vertrages, Betrug wie er sich aus-
drückt durch die Gerechtigkeit, und erhob sich in Person aus
dem festen Mühlhausen, um das zu verhindern, und das
"Nest der Adler" anzugreifen. Aus der Apocalypse be-
wies er, daß die Gewalt dem gemeinen Volk gegeben wer-
den solle. "Macht Euch mit uns an den Reigen," schrieb
er an seine Freunde zu Erfurt: "den wollen wir gar eben
treten: wir wollen es den Gotteslästerern bezahlen, wie sie
der armen Christenheit mitgespielt haben." Er unterzeichnet
sich "Thomas Münzer mit dem Schwerd Gideonis."

Eine gewaltige Stellung hatte Thomas Münzer doch,
so sehr er auch ein Schwärmer war. Die spiritualistischen
Meinungen früherer Jahrhunderte durchdrangen sich in ihm
mit den Tendenzen geistlicher und weltlicher Reform, welche
jetzt emporgekommen. Er bildete eine Meinung aus, die
sich an das gemeine Volk wandte, es zur Vernichtung al-
ler bestehenden Ordnung aufforderte, und die unbedingte
Herrschaft eines Propheten vorbereitete. Rings umher auf
allen Bergen von Thüringen und Meißen sammelten sich
Volkshaufen, 2 erwartungsvoll nach einem ersten entschied-
nen Erfolg seines Unternehmens, dem sie sich anzuschließen

1 Schreiben bei Strobel: Leben, Schriften und Lehren Thomä
Münzers p. 95.
2 Pauli Langii Chronica Numburgensia bei Mencken II, 67.
Ranke d. Gesch. II. 14

Bauernkrieg.
ben, vom Stuhl zu ſtoßen. 1 Als das Landvolk von
Schwarzburg ſich gegen den Grafen erhoben, auch hier ein-
verſtanden mit den kleinen Städten, und ſich in einen ſtar-
ken Haufen zu Frankenhauſen geſammelt, fürchtete Münzer
nur den Abſchluß eines Vertrages, Betrug wie er ſich aus-
drückt durch die Gerechtigkeit, und erhob ſich in Perſon aus
dem feſten Mühlhauſen, um das zu verhindern, und das
„Neſt der Adler“ anzugreifen. Aus der Apocalypſe be-
wies er, daß die Gewalt dem gemeinen Volk gegeben wer-
den ſolle. „Macht Euch mit uns an den Reigen,“ ſchrieb
er an ſeine Freunde zu Erfurt: „den wollen wir gar eben
treten: wir wollen es den Gottesläſterern bezahlen, wie ſie
der armen Chriſtenheit mitgeſpielt haben.“ Er unterzeichnet
ſich „Thomas Münzer mit dem Schwerd Gideonis.“

Eine gewaltige Stellung hatte Thomas Münzer doch,
ſo ſehr er auch ein Schwärmer war. Die ſpiritualiſtiſchen
Meinungen früherer Jahrhunderte durchdrangen ſich in ihm
mit den Tendenzen geiſtlicher und weltlicher Reform, welche
jetzt emporgekommen. Er bildete eine Meinung aus, die
ſich an das gemeine Volk wandte, es zur Vernichtung al-
ler beſtehenden Ordnung aufforderte, und die unbedingte
Herrſchaft eines Propheten vorbereitete. Rings umher auf
allen Bergen von Thüringen und Meißen ſammelten ſich
Volkshaufen, 2 erwartungsvoll nach einem erſten entſchied-
nen Erfolg ſeines Unternehmens, dem ſie ſich anzuſchließen

1 Schreiben bei Strobel: Leben, Schriften und Lehren Thomaͤ
Muͤnzers p. 95.
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[209/0219] Bauernkrieg. ben, vom Stuhl zu ſtoßen. 1 Als das Landvolk von Schwarzburg ſich gegen den Grafen erhoben, auch hier ein- verſtanden mit den kleinen Städten, und ſich in einen ſtar- ken Haufen zu Frankenhauſen geſammelt, fürchtete Münzer nur den Abſchluß eines Vertrages, Betrug wie er ſich aus- drückt durch die Gerechtigkeit, und erhob ſich in Perſon aus dem feſten Mühlhauſen, um das zu verhindern, und das „Neſt der Adler“ anzugreifen. Aus der Apocalypſe be- wies er, daß die Gewalt dem gemeinen Volk gegeben wer- den ſolle. „Macht Euch mit uns an den Reigen,“ ſchrieb er an ſeine Freunde zu Erfurt: „den wollen wir gar eben treten: wir wollen es den Gottesläſterern bezahlen, wie ſie der armen Chriſtenheit mitgeſpielt haben.“ Er unterzeichnet ſich „Thomas Münzer mit dem Schwerd Gideonis.“ Eine gewaltige Stellung hatte Thomas Münzer doch, ſo ſehr er auch ein Schwärmer war. Die ſpiritualiſtiſchen Meinungen früherer Jahrhunderte durchdrangen ſich in ihm mit den Tendenzen geiſtlicher und weltlicher Reform, welche jetzt emporgekommen. Er bildete eine Meinung aus, die ſich an das gemeine Volk wandte, es zur Vernichtung al- ler beſtehenden Ordnung aufforderte, und die unbedingte Herrſchaft eines Propheten vorbereitete. Rings umher auf allen Bergen von Thüringen und Meißen ſammelten ſich Volkshaufen, 2 erwartungsvoll nach einem erſten entſchied- nen Erfolg ſeines Unternehmens, dem ſie ſich anzuſchließen 1 Schreiben bei Strobel: Leben, Schriften und Lehren Thomaͤ Muͤnzers p. 95. 2 Pauli Langii Chronica Numburgensia bei Mencken II, 67. Ranke d. Geſch. II. 14

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/219>, abgerufen am 22.11.2024.