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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Viertes Capitel.
zogs, Isabella, Königin von Dänemark, auf dem Schlosse
zu Nürnberg, empfieng es auf dieselbe Weise.

Es ist wohl sehr möglich, daß diese offenen Bezei-
gungen in Ferdinand, auf den die neuen Doctrinen keinen
Eindruck machten, wie er denn in der Strenge des spani-
schen Katholicismus erzogen war, den Entschluß, das Re-
giment fallen zu lassen, beförderten, und leicht mag es seyn,
daß der päpstliche Legat darauf Einfluß gehabt hat. We-
nigstens war der Fall des Regimentes, welches die neuen
Meinungen in Schutz genommen, zugleich ein Vortheil für
die Behauptung des Katholicismus.

Und vielleicht gründete der Legat hierauf die Hofnung,
nun auch in den religiösen Angelegenheiten überhaupt eine
günstige Entscheidung der Stände hervorzurufen. Er be-
schwerte sich über die unter seinen Augen vorgenommenen
Neuerungen. Er erinnerte die Stände an das zu Worms
erlassene Edict: er könne nicht begreifen, wie es im Reiche
zugehe, daß man Anordnungen dieser Art doch so wenig
ausführe. Auch Hannart forderte im Namen des Kaisers
die Beobachtung des Edictes.

Da zeigte sich aber, daß bei dem bisherigen Gange
der Dinge die Religion vielleicht bei Einzelnen mitgewirkt,
jedoch die Sache keineswegs entschieden hatte. Wären die
politischen Beweggründe nicht gewesen, ihrer religiösen Ten-
denz halber würde man die Regimentsräthe niemals ab-
gesetzt haben. Mit jenen Beschwerden machte der Legat
keinen Eindruck. Ein Theil ist unwillig, schreibt Planitz,
der mehrere Theil lacht. Die Städte, die so viel zum
Sturze des Regiments beigetragen, geriethen bei der Er-
innerung an das Edict in Feuer und Flammen. Sie er-

Drittes Buch. Viertes Capitel.
zogs, Iſabella, Königin von Dänemark, auf dem Schloſſe
zu Nürnberg, empfieng es auf dieſelbe Weiſe.

Es iſt wohl ſehr möglich, daß dieſe offenen Bezei-
gungen in Ferdinand, auf den die neuen Doctrinen keinen
Eindruck machten, wie er denn in der Strenge des ſpani-
ſchen Katholicismus erzogen war, den Entſchluß, das Re-
giment fallen zu laſſen, beförderten, und leicht mag es ſeyn,
daß der päpſtliche Legat darauf Einfluß gehabt hat. We-
nigſtens war der Fall des Regimentes, welches die neuen
Meinungen in Schutz genommen, zugleich ein Vortheil für
die Behauptung des Katholicismus.

Und vielleicht gründete der Legat hierauf die Hofnung,
nun auch in den religiöſen Angelegenheiten überhaupt eine
günſtige Entſcheidung der Stände hervorzurufen. Er be-
ſchwerte ſich über die unter ſeinen Augen vorgenommenen
Neuerungen. Er erinnerte die Stände an das zu Worms
erlaſſene Edict: er könne nicht begreifen, wie es im Reiche
zugehe, daß man Anordnungen dieſer Art doch ſo wenig
ausführe. Auch Hannart forderte im Namen des Kaiſers
die Beobachtung des Edictes.

Da zeigte ſich aber, daß bei dem bisherigen Gange
der Dinge die Religion vielleicht bei Einzelnen mitgewirkt,
jedoch die Sache keineswegs entſchieden hatte. Wären die
politiſchen Beweggründe nicht geweſen, ihrer religiöſen Ten-
denz halber würde man die Regimentsräthe niemals ab-
geſetzt haben. Mit jenen Beſchwerden machte der Legat
keinen Eindruck. Ein Theil iſt unwillig, ſchreibt Planitz,
der mehrere Theil lacht. Die Städte, die ſo viel zum
Sturze des Regiments beigetragen, geriethen bei der Er-
innerung an das Edict in Feuer und Flammen. Sie er-

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[140/0150] Drittes Buch. Viertes Capitel. zogs, Iſabella, Königin von Dänemark, auf dem Schloſſe zu Nürnberg, empfieng es auf dieſelbe Weiſe. Es iſt wohl ſehr möglich, daß dieſe offenen Bezei- gungen in Ferdinand, auf den die neuen Doctrinen keinen Eindruck machten, wie er denn in der Strenge des ſpani- ſchen Katholicismus erzogen war, den Entſchluß, das Re- giment fallen zu laſſen, beförderten, und leicht mag es ſeyn, daß der päpſtliche Legat darauf Einfluß gehabt hat. We- nigſtens war der Fall des Regimentes, welches die neuen Meinungen in Schutz genommen, zugleich ein Vortheil für die Behauptung des Katholicismus. Und vielleicht gründete der Legat hierauf die Hofnung, nun auch in den religiöſen Angelegenheiten überhaupt eine günſtige Entſcheidung der Stände hervorzurufen. Er be- ſchwerte ſich über die unter ſeinen Augen vorgenommenen Neuerungen. Er erinnerte die Stände an das zu Worms erlaſſene Edict: er könne nicht begreifen, wie es im Reiche zugehe, daß man Anordnungen dieſer Art doch ſo wenig ausführe. Auch Hannart forderte im Namen des Kaiſers die Beobachtung des Edictes. Da zeigte ſich aber, daß bei dem bisherigen Gange der Dinge die Religion vielleicht bei Einzelnen mitgewirkt, jedoch die Sache keineswegs entſchieden hatte. Wären die politiſchen Beweggründe nicht geweſen, ihrer religiöſen Ten- denz halber würde man die Regimentsräthe niemals ab- geſetzt haben. Mit jenen Beſchwerden machte der Legat keinen Eindruck. Ein Theil iſt unwillig, ſchreibt Planitz, der mehrere Theil lacht. Die Städte, die ſo viel zum Sturze des Regiments beigetragen, geriethen bei der Er- innerung an das Edict in Feuer und Flammen. Sie er-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/150>, abgerufen am 23.11.2024.