Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Reichstag von 1524. nen Gesinnung, Lorenzo Campeggi sendete derselbe an dendeutschen Reichstag. Campeggi fand Deutschland, das er vor einigen Jah- Auch war es als ob seine Anwesenheit den Eifer der 1 Das Regiment ließ ihm sagen: "daß er seinen Segen und Kreuz zu thun vermeyd, angesehen wie es deshalb jetzund stee." Fei- litzsch an Friedrich von Sachsen 11 März. 2 Planitz (28 März) rechnet 4000. "Ist deshalb Mühe und
Erbett, und sunderlich, daß es des Regiments Personen eines Theyls also genommen." Er bemerkt daß Ferdinand über das Bezeigen sei- ner Schwester sehr unwillig sey. "Nicht weiß ich wie es gehn will." Reichstag von 1524. nen Geſinnung, Lorenzo Campeggi ſendete derſelbe an dendeutſchen Reichstag. Campeggi fand Deutſchland, das er vor einigen Jah- Auch war es als ob ſeine Anweſenheit den Eifer der 1 Das Regiment ließ ihm ſagen: „daß er ſeinen Segen und Kreuz zu thun vermeyd, angeſehen wie es deshalb jetzund ſtee.“ Fei- litzſch an Friedrich von Sachſen 11 Maͤrz. 2 Planitz (28 Maͤrz) rechnet 4000. „Iſt deshalb Muͤhe und
Erbett, und ſunderlich, daß es des Regiments Perſonen eines Theyls alſo genommen.“ Er bemerkt daß Ferdinand uͤber das Bezeigen ſei- ner Schweſter ſehr unwillig ſey. „Nicht weiß ich wie es gehn will.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0149" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichstag von</hi> 1524.</fw><lb/> nen Geſinnung, Lorenzo Campeggi ſendete derſelbe an den<lb/> deutſchen Reichstag.</p><lb/> <p>Campeggi fand Deutſchland, das er vor einigen Jah-<lb/> ren noch im Glanze einer unerſchütterten, für heilig gehal-<lb/> tenen Autorität durchzogen, in vollem Abfall begriffen. In<lb/> Augsburg ward er verſpottet, als er bei ſeinem Einzug,<lb/> dem Herkommen gemäß, mit erhobener Hand den Segen<lb/> ertheilte. Hierauf rieth man ihm und auch er ſelbſt hielt<lb/> für das Beſte, ohne alle Cerimonie in Nürnberg einzuziehen.<lb/> Er kam ohne Cardinalshut: er machte kein Zeichen des<lb/> Segnens, des Kreuzes: er ritt nicht nach der Sebaldus-<lb/> kirche, wo die Cleriſei ſeiner wartete, ſondern ohne ſich<lb/> aufzuhalten nach ſeiner Wohnung. <note place="foot" n="1">Das Regiment ließ ihm ſagen: „daß er ſeinen Segen und<lb/> Kreuz zu thun vermeyd, angeſehen wie es deshalb jetzund ſtee.“ Fei-<lb/> litzſch an Friedrich von Sachſen 11 Maͤrz.</note></p><lb/> <p>Auch war es als ob ſeine Anweſenheit den Eifer der<lb/> reformirenden Prediger ſtatt ihn zu dämpfen erſt recht ent-<lb/> flammt hätte. Unter den Augen des Legaten bezeichneten<lb/> ſie den Papſt als den Antichriſt. Am Palmſonntag wur-<lb/> den keine Palmen geſtreut: in der Charwoche ward die<lb/> Cerimonie der Niederlegung und Aufrichtung des Kreuzes<lb/> unterlaſſen: bei Tauſenden nahm man das Abendmahl un-<lb/> ter beiderlei Geſtalt. <note place="foot" n="2">Planitz (28 Maͤrz) rechnet 4000. „Iſt deshalb Muͤhe und<lb/> Erbett, und ſunderlich, daß es des Regiments Perſonen eines Theyls<lb/> alſo genommen.“ Er bemerkt daß Ferdinand uͤber das Bezeigen ſei-<lb/> ner Schweſter ſehr unwillig ſey. „Nicht weiß ich wie es gehn will.“</note> Nicht allein gemeine Leute thaten<lb/> dieß: man bemerkte unter den Communicanten mehrere<lb/> Mitglieder des Regimentes; ja die Schweſter des Erzher-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0149]
Reichstag von 1524.
nen Geſinnung, Lorenzo Campeggi ſendete derſelbe an den
deutſchen Reichstag.
Campeggi fand Deutſchland, das er vor einigen Jah-
ren noch im Glanze einer unerſchütterten, für heilig gehal-
tenen Autorität durchzogen, in vollem Abfall begriffen. In
Augsburg ward er verſpottet, als er bei ſeinem Einzug,
dem Herkommen gemäß, mit erhobener Hand den Segen
ertheilte. Hierauf rieth man ihm und auch er ſelbſt hielt
für das Beſte, ohne alle Cerimonie in Nürnberg einzuziehen.
Er kam ohne Cardinalshut: er machte kein Zeichen des
Segnens, des Kreuzes: er ritt nicht nach der Sebaldus-
kirche, wo die Cleriſei ſeiner wartete, ſondern ohne ſich
aufzuhalten nach ſeiner Wohnung. 1
Auch war es als ob ſeine Anweſenheit den Eifer der
reformirenden Prediger ſtatt ihn zu dämpfen erſt recht ent-
flammt hätte. Unter den Augen des Legaten bezeichneten
ſie den Papſt als den Antichriſt. Am Palmſonntag wur-
den keine Palmen geſtreut: in der Charwoche ward die
Cerimonie der Niederlegung und Aufrichtung des Kreuzes
unterlaſſen: bei Tauſenden nahm man das Abendmahl un-
ter beiderlei Geſtalt. 2 Nicht allein gemeine Leute thaten
dieß: man bemerkte unter den Communicanten mehrere
Mitglieder des Regimentes; ja die Schweſter des Erzher-
1 Das Regiment ließ ihm ſagen: „daß er ſeinen Segen und
Kreuz zu thun vermeyd, angeſehen wie es deshalb jetzund ſtee.“ Fei-
litzſch an Friedrich von Sachſen 11 Maͤrz.
2 Planitz (28 Maͤrz) rechnet 4000. „Iſt deshalb Muͤhe und
Erbett, und ſunderlich, daß es des Regiments Perſonen eines Theyls
alſo genommen.“ Er bemerkt daß Ferdinand uͤber das Bezeigen ſei-
ner Schweſter ſehr unwillig ſey. „Nicht weiß ich wie es gehn will.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |