Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Städte und der kaiserliche Hof.
gehalten, der jetzt auch der Graf von Nassau beiwohnte.
Nachdem man die Thüren sorgfältig verschlossen, ward den
Gesandten eröffnet, der Kaiser beabsichtige, die Regierung
in seine Hand zu nehmen, einen tapfern Statthalter und
ein stattliches Kammergericht zu verordnen: den Zoll aber
nicht zur Ausführung kommen zu lassen.

Die Bewilligung einer bestimmten Summe ward den
Gesandten erlassen: aber sie versprachen, mit Hannart, der
als kaiserlicher Commissar nach Deutschland kommen werde,
ein Abkommen zu treffen.

Auch wegen der Monopolien hatten die Gesandten,
nicht eigentlich im Auftrag der gesammten Städte, aber
im Namen der großen Gesellschaften, zu unterhandeln. Die
Allgewalt des Geldes und der Geldbesitzer führte sie sehr
bald zum Ziel. Dem Regiment sollte aufgegeben werden,
auch in Hinsicht der Monopolien keinen Beschluß zu fas-
sen, ohne nochmals bei S. Mt angefragt zu haben. 1

Hierauf, nach wohl ausgerichtetem Auftrag, verließen
die Gesandten Spanien. In Lyon hatten sie eine Audienz
bei König Franz I, der seinen Unmuth über den Kaiser
gegen sie ausschüttete. Im Dezember langten sie in Nürn-
berg an, wo sich eben ein neuer Reichstag versammelte.

Die Summe ist: zwischen den Städten und dem kai-
serlichen Hofe war es zu einer Vereinbarung gegen den
bisherigen Gang der Reichsverwaltung überhaupt, besonders
aber gegen das Regiment gekommen.


1 Der gemeynen Frey und Reichs Stadt Potschafften Hand-
lung bey Romisch Kayserl. Majestadt zu Valedolid in Castilia. Im
Monat Augusti anno 1523. In den Frankf. AA. Tom. XXXIX
fol.
39--56.
9*

Die Staͤdte und der kaiſerliche Hof.
gehalten, der jetzt auch der Graf von Naſſau beiwohnte.
Nachdem man die Thüren ſorgfältig verſchloſſen, ward den
Geſandten eröffnet, der Kaiſer beabſichtige, die Regierung
in ſeine Hand zu nehmen, einen tapfern Statthalter und
ein ſtattliches Kammergericht zu verordnen: den Zoll aber
nicht zur Ausführung kommen zu laſſen.

Die Bewilligung einer beſtimmten Summe ward den
Geſandten erlaſſen: aber ſie verſprachen, mit Hannart, der
als kaiſerlicher Commiſſar nach Deutſchland kommen werde,
ein Abkommen zu treffen.

Auch wegen der Monopolien hatten die Geſandten,
nicht eigentlich im Auftrag der geſammten Städte, aber
im Namen der großen Geſellſchaften, zu unterhandeln. Die
Allgewalt des Geldes und der Geldbeſitzer führte ſie ſehr
bald zum Ziel. Dem Regiment ſollte aufgegeben werden,
auch in Hinſicht der Monopolien keinen Beſchluß zu faſ-
ſen, ohne nochmals bei S. Mt angefragt zu haben. 1

Hierauf, nach wohl ausgerichtetem Auftrag, verließen
die Geſandten Spanien. In Lyon hatten ſie eine Audienz
bei König Franz I, der ſeinen Unmuth über den Kaiſer
gegen ſie ausſchüttete. Im Dezember langten ſie in Nürn-
berg an, wo ſich eben ein neuer Reichstag verſammelte.

Die Summe iſt: zwiſchen den Städten und dem kai-
ſerlichen Hofe war es zu einer Vereinbarung gegen den
bisherigen Gang der Reichsverwaltung überhaupt, beſonders
aber gegen das Regiment gekommen.


1 Der gemeynen Frey und Reichs Stadt Potſchafften Hand-
lung bey Romiſch Kayſerl. Majeſtadt zu Valedolid in Caſtilia. Im
Monat Auguſti anno 1523. In den Frankf. AA. Tom. XXXIX
fol.
39—56.
9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0141" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Sta&#x0364;dte und der kai&#x017F;erliche Hof</hi>.</fw><lb/>
gehalten, der jetzt auch der Graf von Na&#x017F;&#x017F;au beiwohnte.<lb/>
Nachdem man die Thüren &#x017F;orgfältig ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, ward den<lb/>
Ge&#x017F;andten eröffnet, der Kai&#x017F;er beab&#x017F;ichtige, die Regierung<lb/>
in &#x017F;eine Hand zu nehmen, einen tapfern Statthalter und<lb/>
ein &#x017F;tattliches Kammergericht zu verordnen: den Zoll aber<lb/>
nicht zur Ausführung kommen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die Bewilligung einer be&#x017F;timmten Summe ward den<lb/>
Ge&#x017F;andten erla&#x017F;&#x017F;en: aber &#x017F;ie ver&#x017F;prachen, mit Hannart, der<lb/>
als kai&#x017F;erlicher Commi&#x017F;&#x017F;ar nach Deut&#x017F;chland kommen werde,<lb/>
ein Abkommen zu treffen.</p><lb/>
            <p>Auch wegen der Monopolien hatten die Ge&#x017F;andten,<lb/>
nicht eigentlich im Auftrag der ge&#x017F;ammten Städte, aber<lb/>
im Namen der großen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, zu unterhandeln. Die<lb/>
Allgewalt des Geldes und der Geldbe&#x017F;itzer führte &#x017F;ie &#x017F;ehr<lb/>
bald zum Ziel. Dem Regiment &#x017F;ollte aufgegeben werden,<lb/>
auch in Hin&#x017F;icht der Monopolien keinen Be&#x017F;chluß zu fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, ohne nochmals bei S. Mt angefragt zu haben. <note place="foot" n="1">Der gemeynen Frey und Reichs Stadt Pot&#x017F;chafften Hand-<lb/>
lung bey Romi&#x017F;ch Kay&#x017F;erl. Maje&#x017F;tadt zu Valedolid in Ca&#x017F;tilia. Im<lb/>
Monat Augu&#x017F;ti <hi rendition="#aq">anno</hi> 1523. In den Frankf. AA. <hi rendition="#aq">Tom. XXXIX<lb/>
fol.</hi> 39&#x2014;56.</note></p><lb/>
            <p>Hierauf, nach wohl ausgerichtetem Auftrag, verließen<lb/>
die Ge&#x017F;andten Spanien. In Lyon hatten &#x017F;ie eine Audienz<lb/>
bei König Franz <hi rendition="#aq">I</hi>, der &#x017F;einen Unmuth über den Kai&#x017F;er<lb/>
gegen &#x017F;ie aus&#x017F;chüttete. Im Dezember langten &#x017F;ie in Nürn-<lb/>
berg an, wo &#x017F;ich eben ein neuer Reichstag ver&#x017F;ammelte.</p><lb/>
            <p>Die Summe i&#x017F;t: zwi&#x017F;chen den Städten und dem kai-<lb/>
&#x017F;erlichen Hofe war es zu einer Vereinbarung gegen den<lb/>
bisherigen Gang der Reichsverwaltung überhaupt, be&#x017F;onders<lb/>
aber gegen das Regiment gekommen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0141] Die Staͤdte und der kaiſerliche Hof. gehalten, der jetzt auch der Graf von Naſſau beiwohnte. Nachdem man die Thüren ſorgfältig verſchloſſen, ward den Geſandten eröffnet, der Kaiſer beabſichtige, die Regierung in ſeine Hand zu nehmen, einen tapfern Statthalter und ein ſtattliches Kammergericht zu verordnen: den Zoll aber nicht zur Ausführung kommen zu laſſen. Die Bewilligung einer beſtimmten Summe ward den Geſandten erlaſſen: aber ſie verſprachen, mit Hannart, der als kaiſerlicher Commiſſar nach Deutſchland kommen werde, ein Abkommen zu treffen. Auch wegen der Monopolien hatten die Geſandten, nicht eigentlich im Auftrag der geſammten Städte, aber im Namen der großen Geſellſchaften, zu unterhandeln. Die Allgewalt des Geldes und der Geldbeſitzer führte ſie ſehr bald zum Ziel. Dem Regiment ſollte aufgegeben werden, auch in Hinſicht der Monopolien keinen Beſchluß zu faſ- ſen, ohne nochmals bei S. Mt angefragt zu haben. 1 Hierauf, nach wohl ausgerichtetem Auftrag, verließen die Geſandten Spanien. In Lyon hatten ſie eine Audienz bei König Franz I, der ſeinen Unmuth über den Kaiſer gegen ſie ausſchüttete. Im Dezember langten ſie in Nürn- berg an, wo ſich eben ein neuer Reichstag verſammelte. Die Summe iſt: zwiſchen den Städten und dem kai- ſerlichen Hofe war es zu einer Vereinbarung gegen den bisherigen Gang der Reichsverwaltung überhaupt, beſonders aber gegen das Regiment gekommen. 1 Der gemeynen Frey und Reichs Stadt Potſchafften Hand- lung bey Romiſch Kayſerl. Majeſtadt zu Valedolid in Caſtilia. Im Monat Auguſti anno 1523. In den Frankf. AA. Tom. XXXIX fol. 39—56. 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/141
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/141>, abgerufen am 03.05.2024.