hielt bei der Theilung der Landgraf. Die Fürsten verpflich- teten sich, was sie mit einander gewonnen, auch mit ein- ander zu behaupten. Hierauf schieden sie am 6ten Juni von einander.
In demselben Augenblick hielt der schwäbische Bund eine Versammlung zu Nördlingen, wohin er die des Land- friedensbruches angeklagten fränkischen Ritter vorgeladen. Einigen gelang es wirklich sich zu reinigen: andere waren zwar erschienen, aber ohne mit ihrer Entschuldigung durch- zukommen, sie wurden nicht zum Eid gelassen: nicht we- nige hatten es überhaupt verschmäht sich vor den Bundes- räthen zu stellen. 1 Gegen die beiden letzten Classen ver- sammelte sich am 15ten Juni zu Dünkelspiel ein Heer von 1500 zu Pferd, 15000 z. F.: unter dem Feldhauptmann Georg Truchseß: die Städte Augsburg, Ulm und Nürn- berg lieferten das Geschütz. 2 Einer so gewaltigen Kriegs- macht war nun jene Ritterschaft nicht gewachsen. Für das festeste Schloß in Franken ward Bocksberg unfern Mer- gentheim gehalten und dahin wandte sich auf den Rath der Nürnberger der Zug zuerst; die Rosenberge, denen es gehörte, hatten anfangs sich zu wehren gedacht, eine Schaar Landsknechte geworben und Büchsenmeister für ihr Geschütz angenommen: als sie diese Übermacht sahen, gaben sie den Widerstand auf: das Schloß ward mit seinen ganzen Vor- räthen ohne weiteres überliefert. Da wagte auch kein an-
1 Schreiben von Nördlingen im Dresdner Archiv Anf. Juni 1523: "der Bund geht teglich zwir in Rath;" vorzüglich Müllners Annalen, welche ein Tagebuch des ganzen Zuges enthalten.
2 Nürnberg gab 2 Scharfmetzen, 2 Carthaunen, 2 Nachti- gall, 2 Nothschlangen, 6 Feldschlangen, 6 Halbschlangen, 60 Hacken auf Böcken.
Die fraͤnkiſche Ritterſchaft.
hielt bei der Theilung der Landgraf. Die Fürſten verpflich- teten ſich, was ſie mit einander gewonnen, auch mit ein- ander zu behaupten. Hierauf ſchieden ſie am 6ten Juni von einander.
In demſelben Augenblick hielt der ſchwäbiſche Bund eine Verſammlung zu Nördlingen, wohin er die des Land- friedensbruches angeklagten fränkiſchen Ritter vorgeladen. Einigen gelang es wirklich ſich zu reinigen: andere waren zwar erſchienen, aber ohne mit ihrer Entſchuldigung durch- zukommen, ſie wurden nicht zum Eid gelaſſen: nicht we- nige hatten es überhaupt verſchmäht ſich vor den Bundes- räthen zu ſtellen. 1 Gegen die beiden letzten Claſſen ver- ſammelte ſich am 15ten Juni zu Dünkelſpiel ein Heer von 1500 zu Pferd, 15000 z. F.: unter dem Feldhauptmann Georg Truchſeß: die Städte Augsburg, Ulm und Nürn- berg lieferten das Geſchütz. 2 Einer ſo gewaltigen Kriegs- macht war nun jene Ritterſchaft nicht gewachſen. Für das feſteſte Schloß in Franken ward Bocksberg unfern Mer- gentheim gehalten und dahin wandte ſich auf den Rath der Nürnberger der Zug zuerſt; die Roſenberge, denen es gehörte, hatten anfangs ſich zu wehren gedacht, eine Schaar Landsknechte geworben und Büchſenmeiſter für ihr Geſchütz angenommen: als ſie dieſe Übermacht ſahen, gaben ſie den Widerſtand auf: das Schloß ward mit ſeinen ganzen Vor- räthen ohne weiteres überliefert. Da wagte auch kein an-
1 Schreiben von Noͤrdlingen im Dresdner Archiv Anf. Juni 1523: „der Bund geht teglich zwir in Rath;“ vorzuͤglich Muͤllners Annalen, welche ein Tagebuch des ganzen Zuges enthalten.
2 Nuͤrnberg gab 2 Scharfmetzen, 2 Carthaunen, 2 Nachti- gall, 2 Nothſchlangen, 6 Feldſchlangen, 6 Halbſchlangen, 60 Hacken auf Boͤcken.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0131"n="121"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die fraͤnkiſche Ritterſchaft</hi>.</fw><lb/>
hielt bei der Theilung der Landgraf. Die Fürſten verpflich-<lb/>
teten ſich, was ſie mit einander gewonnen, auch mit ein-<lb/>
ander zu behaupten. Hierauf ſchieden ſie am 6ten Juni<lb/>
von einander.</p><lb/><p>In demſelben Augenblick hielt der ſchwäbiſche Bund<lb/>
eine Verſammlung zu Nördlingen, wohin er die des Land-<lb/>
friedensbruches angeklagten fränkiſchen Ritter vorgeladen.<lb/>
Einigen gelang es wirklich ſich zu reinigen: andere waren<lb/>
zwar erſchienen, aber ohne mit ihrer Entſchuldigung durch-<lb/>
zukommen, ſie wurden nicht zum Eid gelaſſen: nicht we-<lb/>
nige hatten es überhaupt verſchmäht ſich vor den Bundes-<lb/>
räthen zu ſtellen. <noteplace="foot"n="1">Schreiben von Noͤrdlingen im Dresdner Archiv Anf. Juni<lb/>
1523: „der Bund geht teglich zwir in Rath;“ vorzuͤglich Muͤllners<lb/>
Annalen, welche ein Tagebuch des ganzen Zuges enthalten.</note> Gegen die beiden letzten Claſſen ver-<lb/>ſammelte ſich am 15ten Juni zu Dünkelſpiel ein Heer von<lb/>
1500 zu Pferd, 15000 z. F.: unter dem Feldhauptmann<lb/>
Georg Truchſeß: die Städte Augsburg, Ulm und Nürn-<lb/>
berg lieferten das Geſchütz. <noteplace="foot"n="2">Nuͤrnberg gab 2 Scharfmetzen, 2 Carthaunen, 2 Nachti-<lb/>
gall, 2 Nothſchlangen, 6 Feldſchlangen, 6 Halbſchlangen, 60 Hacken<lb/>
auf Boͤcken.</note> Einer ſo gewaltigen Kriegs-<lb/>
macht war nun jene Ritterſchaft nicht gewachſen. Für das<lb/>
feſteſte Schloß in Franken ward Bocksberg unfern Mer-<lb/>
gentheim gehalten und dahin wandte ſich auf den Rath<lb/>
der Nürnberger der Zug zuerſt; die Roſenberge, denen es<lb/>
gehörte, hatten anfangs ſich zu wehren gedacht, eine Schaar<lb/>
Landsknechte geworben und Büchſenmeiſter für ihr Geſchütz<lb/>
angenommen: als ſie dieſe Übermacht ſahen, gaben ſie den<lb/>
Widerſtand auf: das Schloß ward mit ſeinen ganzen Vor-<lb/>
räthen ohne weiteres überliefert. Da wagte auch kein an-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[121/0131]
Die fraͤnkiſche Ritterſchaft.
hielt bei der Theilung der Landgraf. Die Fürſten verpflich-
teten ſich, was ſie mit einander gewonnen, auch mit ein-
ander zu behaupten. Hierauf ſchieden ſie am 6ten Juni
von einander.
In demſelben Augenblick hielt der ſchwäbiſche Bund
eine Verſammlung zu Nördlingen, wohin er die des Land-
friedensbruches angeklagten fränkiſchen Ritter vorgeladen.
Einigen gelang es wirklich ſich zu reinigen: andere waren
zwar erſchienen, aber ohne mit ihrer Entſchuldigung durch-
zukommen, ſie wurden nicht zum Eid gelaſſen: nicht we-
nige hatten es überhaupt verſchmäht ſich vor den Bundes-
räthen zu ſtellen. 1 Gegen die beiden letzten Claſſen ver-
ſammelte ſich am 15ten Juni zu Dünkelſpiel ein Heer von
1500 zu Pferd, 15000 z. F.: unter dem Feldhauptmann
Georg Truchſeß: die Städte Augsburg, Ulm und Nürn-
berg lieferten das Geſchütz. 2 Einer ſo gewaltigen Kriegs-
macht war nun jene Ritterſchaft nicht gewachſen. Für das
feſteſte Schloß in Franken ward Bocksberg unfern Mer-
gentheim gehalten und dahin wandte ſich auf den Rath
der Nürnberger der Zug zuerſt; die Roſenberge, denen es
gehörte, hatten anfangs ſich zu wehren gedacht, eine Schaar
Landsknechte geworben und Büchſenmeiſter für ihr Geſchütz
angenommen: als ſie dieſe Übermacht ſahen, gaben ſie den
Widerſtand auf: das Schloß ward mit ſeinen ganzen Vor-
räthen ohne weiteres überliefert. Da wagte auch kein an-
1 Schreiben von Noͤrdlingen im Dresdner Archiv Anf. Juni
1523: „der Bund geht teglich zwir in Rath;“ vorzuͤglich Muͤllners
Annalen, welche ein Tagebuch des ganzen Zuges enthalten.
2 Nuͤrnberg gab 2 Scharfmetzen, 2 Carthaunen, 2 Nachti-
gall, 2 Nothſchlangen, 6 Feldſchlangen, 6 Halbſchlangen, 60 Hacken
auf Boͤcken.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/131>, abgerufen am 19.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.