Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Sickingen. denen er verspricht, "sie von dem schweren antichristlichenGesetz der Pfaffen zu erlösen und sie zu evangelischer Frei- heit zu bringen." 1 In seinem Kopfe durchdrangen sich die Gedanken eines fehdelustigen, einem mächtigen Fürsten sich gewachsen fühlenden Edelmannes, eines Oberhauptes aller Ritterschaft, eines Vorfechters der neuen Religionsmeinungen. Es ist nicht ohne Bedeutung, wenn Hutten in einem seiner Gespräche dem Sickingen eine feurige Lobeserhebung Zis- ka's in den Mund legt: des unüberwindlichen Helden, der sein Vaterland von den Mönchen und unnützen Priestern gesäubert, ihre Güter zum allgemeinen Besten vertheilt, den Räubereien der Römer ein Ende gemacht habe. 2 Am 27 Aug. 1522 kündigte Sickingen dem Erzbischof 1 Auszüge aus den Manifesten bei Meiners Leben Huttens p. 317. 2 Monitor secundus Opp. IV, p. 144. 3 Diese Anzahl geringer als die gewöhnliche Angabe, enthält
die Flersheimer Chronik: in Münchs Sickingen III, p. 215. Sickingen. denen er verſpricht, „ſie von dem ſchweren antichriſtlichenGeſetz der Pfaffen zu erlöſen und ſie zu evangeliſcher Frei- heit zu bringen.“ 1 In ſeinem Kopfe durchdrangen ſich die Gedanken eines fehdeluſtigen, einem mächtigen Fürſten ſich gewachſen fühlenden Edelmannes, eines Oberhauptes aller Ritterſchaft, eines Vorfechters der neuen Religionsmeinungen. Es iſt nicht ohne Bedeutung, wenn Hutten in einem ſeiner Geſpräche dem Sickingen eine feurige Lobeserhebung Zis- ka’s in den Mund legt: des unüberwindlichen Helden, der ſein Vaterland von den Mönchen und unnützen Prieſtern geſäubert, ihre Güter zum allgemeinen Beſten vertheilt, den Räubereien der Römer ein Ende gemacht habe. 2 Am 27 Aug. 1522 kündigte Sickingen dem Erzbiſchof 1 Auszuͤge aus den Manifeſten bei Meiners Leben Huttens p. 317. 2 Monitor secundus Opp. IV, p. 144. 3 Dieſe Anzahl geringer als die gewoͤhnliche Angabe, enthaͤlt
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Sickingen.
denen er verſpricht, „ſie von dem ſchweren antichriſtlichen
Geſetz der Pfaffen zu erlöſen und ſie zu evangeliſcher Frei-
heit zu bringen.“ 1 In ſeinem Kopfe durchdrangen ſich die
Gedanken eines fehdeluſtigen, einem mächtigen Fürſten ſich
gewachſen fühlenden Edelmannes, eines Oberhauptes aller
Ritterſchaft, eines Vorfechters der neuen Religionsmeinungen.
Es iſt nicht ohne Bedeutung, wenn Hutten in einem ſeiner
Geſpräche dem Sickingen eine feurige Lobeserhebung Zis-
ka’s in den Mund legt: des unüberwindlichen Helden, der
ſein Vaterland von den Mönchen und unnützen Prieſtern
geſäubert, ihre Güter zum allgemeinen Beſten vertheilt, den
Räubereien der Römer ein Ende gemacht habe. 2
Am 27 Aug. 1522 kündigte Sickingen dem Erzbiſchof
Fehde an, vor allem um der Dinge willen „die er gegen
Gott und Kaiſerl. Maj. gehandelt;“ von dem Churfürſten
von Mainz eher ins geheim unterſtützt als verhindert,
langte er nachdem er St. Wendel genommen, am 7 Sep-
tember vor Trier an: mit 1500 Pf., 5000 M. und nicht
geringem Geſchütz zog er über den Marsberg daher. 3 So
viel wir ſehen, rechnete er darauf, daß hier ſeine Freunde
zu ihm ſtoßen würden, Rennenberg, der in Cleve und Jü-
lich, der Baſtard von Sombreff, der im Erzſtift Cölln,
Franz Voß, der im Limburgiſchen für ihn rüſtete: auch
aus Braunſchweig ſollte Nickel Minkwitz 1500 M. her-
beiführen. In ſeinem Lager ſprach man davon, daß er in
1 Auszuͤge aus den Manifeſten bei Meiners Leben Huttens
p. 317.
2 Monitor secundus Opp. IV, p. 144.
3 Dieſe Anzahl geringer als die gewoͤhnliche Angabe, enthaͤlt
die Flersheimer Chronik: in Muͤnchs Sickingen III, p. 215.
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