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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reichstag von 1521. Innere Verhältnisse.
an welchem die Urkunde über diese Abkunft ausgefertigt
wurde, der 28 April 1521. 1 Dadurch wurde die deut-
sche Linie des Hauses Burgund-Östreich gegründet, der
eine so große Stellung in Deutschland und dem ganzen
östlichen Europa aufbehalten war. Die alten Pläne Kai-
ser Maximilians wurden aufgenommen, und die wechsel-
seitigen Verbindungen mit dem königlichen Hause von Böh-
men und Ungern zu Stande gebracht, die so bald darauf
die umfassendsten Folgen nach sich ziehen sollten. Wirten-
berg und die vordern Erblande dachte der Kaiser anfangs
selbst zu behalten, und durch eine gemeinschaftliche Re-
gierung verwalten zu lassen, doch kam er damit nicht zu
Stande: nach einiger Zeit überließ er mit großartiger Ge-
sinnung erst die Verwaltung dann auch den Besitz dieser
Lande seinem Bruder als seinem andern Ich. 2 Ferdinand
schien Vielen talentvoller als Carl, auf jeden Fall zeigte
er sich aufgeweckter, kühner, kriegslustiger: nach allen Sei-
ten richtete er ein wachsames Augenmerk.

Man könnte nicht sagen daß Carl bei diesen Ge-
schäften eben allemal die nationalen Gesichtspuncte fest-
gehalten habe. Er ließ sich bewegen, die Afterlehnsherr-
schaft über Holstein dem Bischof von Lübek, dem sie zu-
stand, zu entreißen, und sie an den König von Dänemark
und dessen Erben zu übertragen: "bei seiner und des Rei-
ches schwerer Ungnade" gebot er dem Herzog, sich nicht dage-
gen zu sperren. Gewiß kein andrer Beweggrund vermochte
ihn dazu, als daß der König sein Schwager war: darüber ver-

1 Bucholtz Ferdinand I, p. 155.
2 Auszüge aus den Urkk. ib. 158.

Reichstag von 1521. Innere Verhaͤltniſſe.
an welchem die Urkunde über dieſe Abkunft ausgefertigt
wurde, der 28 April 1521. 1 Dadurch wurde die deut-
ſche Linie des Hauſes Burgund-Öſtreich gegründet, der
eine ſo große Stellung in Deutſchland und dem ganzen
öſtlichen Europa aufbehalten war. Die alten Pläne Kai-
ſer Maximilians wurden aufgenommen, und die wechſel-
ſeitigen Verbindungen mit dem königlichen Hauſe von Böh-
men und Ungern zu Stande gebracht, die ſo bald darauf
die umfaſſendſten Folgen nach ſich ziehen ſollten. Wirten-
berg und die vordern Erblande dachte der Kaiſer anfangs
ſelbſt zu behalten, und durch eine gemeinſchaftliche Re-
gierung verwalten zu laſſen, doch kam er damit nicht zu
Stande: nach einiger Zeit überließ er mit großartiger Ge-
ſinnung erſt die Verwaltung dann auch den Beſitz dieſer
Lande ſeinem Bruder als ſeinem andern Ich. 2 Ferdinand
ſchien Vielen talentvoller als Carl, auf jeden Fall zeigte
er ſich aufgeweckter, kühner, kriegsluſtiger: nach allen Sei-
ten richtete er ein wachſames Augenmerk.

Man könnte nicht ſagen daß Carl bei dieſen Ge-
ſchäften eben allemal die nationalen Geſichtspuncte feſt-
gehalten habe. Er ließ ſich bewegen, die Afterlehnsherr-
ſchaft über Holſtein dem Biſchof von Lübek, dem ſie zu-
ſtand, zu entreißen, und ſie an den König von Dänemark
und deſſen Erben zu übertragen: „bei ſeiner und des Rei-
ches ſchwerer Ungnade“ gebot er dem Herzog, ſich nicht dage-
gen zu ſperren. Gewiß kein andrer Beweggrund vermochte
ihn dazu, als daß der König ſein Schwager war: darüber ver-

1 Bucholtz Ferdinand I, p. 155.
2 Auszuͤge aus den Urkk. ib. 158.
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[453/0471] Reichstag von 1521. Innere Verhaͤltniſſe. an welchem die Urkunde über dieſe Abkunft ausgefertigt wurde, der 28 April 1521. 1 Dadurch wurde die deut- ſche Linie des Hauſes Burgund-Öſtreich gegründet, der eine ſo große Stellung in Deutſchland und dem ganzen öſtlichen Europa aufbehalten war. Die alten Pläne Kai- ſer Maximilians wurden aufgenommen, und die wechſel- ſeitigen Verbindungen mit dem königlichen Hauſe von Böh- men und Ungern zu Stande gebracht, die ſo bald darauf die umfaſſendſten Folgen nach ſich ziehen ſollten. Wirten- berg und die vordern Erblande dachte der Kaiſer anfangs ſelbſt zu behalten, und durch eine gemeinſchaftliche Re- gierung verwalten zu laſſen, doch kam er damit nicht zu Stande: nach einiger Zeit überließ er mit großartiger Ge- ſinnung erſt die Verwaltung dann auch den Beſitz dieſer Lande ſeinem Bruder als ſeinem andern Ich. 2 Ferdinand ſchien Vielen talentvoller als Carl, auf jeden Fall zeigte er ſich aufgeweckter, kühner, kriegsluſtiger: nach allen Sei- ten richtete er ein wachſames Augenmerk. Man könnte nicht ſagen daß Carl bei dieſen Ge- ſchäften eben allemal die nationalen Geſichtspuncte feſt- gehalten habe. Er ließ ſich bewegen, die Afterlehnsherr- ſchaft über Holſtein dem Biſchof von Lübek, dem ſie zu- ſtand, zu entreißen, und ſie an den König von Dänemark und deſſen Erben zu übertragen: „bei ſeiner und des Rei- ches ſchwerer Ungnade“ gebot er dem Herzog, ſich nicht dage- gen zu ſperren. Gewiß kein andrer Beweggrund vermochte ihn dazu, als daß der König ſein Schwager war: darüber ver- 1 Bucholtz Ferdinand I, p. 155. 2 Auszuͤge aus den Urkk. ib. 158.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/471>, abgerufen am 23.11.2024.