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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.
Vorsicht ja Zurückhaltung betragen. Er sah die Sache
von der kaufmännischen Seite an. Er fand, diese Krone
sey eine zu theure Waare für ihren Werth und Nutzen. 1
Aus einem seiner Schreiben, vom 12ten Juni, entnehmen
wir, daß er damals alle Hofnungen aufgegeben hatte.

Da gaben auch die päpstlichen Gesandten nach. Auf
ihre erneute Erinnerung wegen der neapolitanischen Ver-
pflichtungen König Carls hatten ihnen schon früher die
versammelten rheinischen Churfürsten eine sehr entschlossene
Antwort gegeben, und die Anmaaßung des päpstlichen Stuh-
les, ihnen in Bezug auf die Wahl etwas vorschreiben be-
fehlen oder verbieten zu wollen, in aller Form zurückge-
wiesen. 2 Seitdem aber hatten sie fortwährend solche Dinge
zu berichten gehabt, daß Leo ausrief, man müsse mit dem
Kopf nicht wider die Mauer rennen, und am 24sten Juni
den Churfürsten seine Einwilligung zur Wahl des Königs
von Spanien und Neapel erklären ließ.

Bei alle dem wollten die Franzosen, von einigen ein-
seitigen Successen bestochen, die Lage der Dinge nicht ge-
wahr werden: noch in diesen Tagen ließen sie einen Sturm
auf den Erzbischof von Cölln wagen und demselben fast
unglaubliche Summen anbieten, jedoch vergeblich.

Als nun die Churfürsten in Frankfurt zusammenka-
men, hatte König Franz bereits keine Aussicht mehr. Nur
der andre Wunsch tauchte noch einmal auf, einen wahr-
haft einheimischen Kaiser zu haben. Man dachte wirklich

1 Richard Pace bei Ellis I, 156. Vgl. Herbert Life of
Henry VIII, p.
74.
2 Schriftwechsel bei Bucholtz III 670. Acta Legationis bei
Goldast Politica imper. p. 102.

Zweites Buch. Zweites Capitel.
Vorſicht ja Zurückhaltung betragen. Er ſah die Sache
von der kaufmänniſchen Seite an. Er fand, dieſe Krone
ſey eine zu theure Waare für ihren Werth und Nutzen. 1
Aus einem ſeiner Schreiben, vom 12ten Juni, entnehmen
wir, daß er damals alle Hofnungen aufgegeben hatte.

Da gaben auch die päpſtlichen Geſandten nach. Auf
ihre erneute Erinnerung wegen der neapolitaniſchen Ver-
pflichtungen König Carls hatten ihnen ſchon früher die
verſammelten rheiniſchen Churfürſten eine ſehr entſchloſſene
Antwort gegeben, und die Anmaaßung des päpſtlichen Stuh-
les, ihnen in Bezug auf die Wahl etwas vorſchreiben be-
fehlen oder verbieten zu wollen, in aller Form zurückge-
wieſen. 2 Seitdem aber hatten ſie fortwährend ſolche Dinge
zu berichten gehabt, daß Leo ausrief, man müſſe mit dem
Kopf nicht wider die Mauer rennen, und am 24ſten Juni
den Churfürſten ſeine Einwilligung zur Wahl des Königs
von Spanien und Neapel erklären ließ.

Bei alle dem wollten die Franzoſen, von einigen ein-
ſeitigen Succeſſen beſtochen, die Lage der Dinge nicht ge-
wahr werden: noch in dieſen Tagen ließen ſie einen Sturm
auf den Erzbiſchof von Cölln wagen und demſelben faſt
unglaubliche Summen anbieten, jedoch vergeblich.

Als nun die Churfürſten in Frankfurt zuſammenka-
men, hatte König Franz bereits keine Ausſicht mehr. Nur
der andre Wunſch tauchte noch einmal auf, einen wahr-
haft einheimiſchen Kaiſer zu haben. Man dachte wirklich

1 Richard Pace bei Ellis I, 156. Vgl. Herbert Life of
Henry VIII, p.
74.
2 Schriftwechſel bei Bucholtz III 670. Acta Legationis bei
Goldaſt Politica imper. p. 102.
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[374/0392] Zweites Buch. Zweites Capitel. Vorſicht ja Zurückhaltung betragen. Er ſah die Sache von der kaufmänniſchen Seite an. Er fand, dieſe Krone ſey eine zu theure Waare für ihren Werth und Nutzen. 1 Aus einem ſeiner Schreiben, vom 12ten Juni, entnehmen wir, daß er damals alle Hofnungen aufgegeben hatte. Da gaben auch die päpſtlichen Geſandten nach. Auf ihre erneute Erinnerung wegen der neapolitaniſchen Ver- pflichtungen König Carls hatten ihnen ſchon früher die verſammelten rheiniſchen Churfürſten eine ſehr entſchloſſene Antwort gegeben, und die Anmaaßung des päpſtlichen Stuh- les, ihnen in Bezug auf die Wahl etwas vorſchreiben be- fehlen oder verbieten zu wollen, in aller Form zurückge- wieſen. 2 Seitdem aber hatten ſie fortwährend ſolche Dinge zu berichten gehabt, daß Leo ausrief, man müſſe mit dem Kopf nicht wider die Mauer rennen, und am 24ſten Juni den Churfürſten ſeine Einwilligung zur Wahl des Königs von Spanien und Neapel erklären ließ. Bei alle dem wollten die Franzoſen, von einigen ein- ſeitigen Succeſſen beſtochen, die Lage der Dinge nicht ge- wahr werden: noch in dieſen Tagen ließen ſie einen Sturm auf den Erzbiſchof von Cölln wagen und demſelben faſt unglaubliche Summen anbieten, jedoch vergeblich. Als nun die Churfürſten in Frankfurt zuſammenka- men, hatte König Franz bereits keine Ausſicht mehr. Nur der andre Wunſch tauchte noch einmal auf, einen wahr- haft einheimiſchen Kaiſer zu haben. Man dachte wirklich 1 Richard Pace bei Ellis I, 156. Vgl. Herbert Life of Henry VIII, p. 74. 2 Schriftwechſel bei Bucholtz III 670. Acta Legationis bei Goldaſt Politica imper. p. 102.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/392>, abgerufen am 22.11.2024.