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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Kaiserwahl von 1519.

Es ist nicht genau bekannt geworden, wie weit die
Unterhandlungen mit den Churfürsten gediehen sind; 1 so
viel aber sehen wir, daß sie keineswegs ohne Erfolg blie-
ben. Mit der Pfalz kam man bis zu dem ausführlichen
Entwurfe eines Vertrages; 2 Cölln mußte von östreichischer
Seite gewarnt werden, es möge sich nicht auf unrechte
Wege führen lassen; Trier galt für entschieden französisch.
Der päpstliche Legat und seine Begleiter unterstützten die
Franzosen hiebei nach besten Kräften, sie sprachen schlecht
von dem jungen Karl; das Hinderniß jener Constitution
stellten sie als unüberwindlich dar. 3 Die Versprechungen
des Königs übertrafen alles was bisher erhört worden.
Man versicherte in Paris, er biete jedem weltlichen Chur-
fürsten 200000 Kronen als Geschenk, 100000 Franken
jährliche Pension, und jedem geistlichen die Hälfte hievon
an. Den beiden östlichen Churfürsten, Brandenburg und
Sachsen, wurden überdieß glänzende Vermählungen für ihre
Erben mit reichen Aussteuern in Aussicht gestellt. Für die
Ehrbegierde des ersten war es besonders verführerisch, daß
der König für den Fall, daß er selbst nicht durchdringen
sollte, alle seine Verbindungen ihm zu Gute kommen zu las-
sen, ihn den Churfürsten zur Krone zu befördern versprach.


1 Die Angaben Flassans Histoire de la diplom. Fr. I, 322
sind nicht von Bedeutung. Er gedenkt aber dort einer "liasse con-
tenant des memoires lettres et instructions donnees par Francois I
a ses envoyes aupres des electeurs"
im Tresor des chartes, die
gewiß noch manches Neue enthalten wird. Die Berichte des jeune
aventureux (Memoires de Fleuranges Coll. univ. XVI, 227)
so le-
senswerth sie sind, gehen doch nicht tief genug.
2 Im Auszug bei Stumpf Baierns polit. Gesch. I, p. 24.
3 Vgl. ihr Schreiben an die Schweizer bei Anshelm V, 381.
Kaiſerwahl von 1519.

Es iſt nicht genau bekannt geworden, wie weit die
Unterhandlungen mit den Churfürſten gediehen ſind; 1 ſo
viel aber ſehen wir, daß ſie keineswegs ohne Erfolg blie-
ben. Mit der Pfalz kam man bis zu dem ausführlichen
Entwurfe eines Vertrages; 2 Cölln mußte von öſtreichiſcher
Seite gewarnt werden, es möge ſich nicht auf unrechte
Wege führen laſſen; Trier galt für entſchieden franzöſiſch.
Der päpſtliche Legat und ſeine Begleiter unterſtützten die
Franzoſen hiebei nach beſten Kräften, ſie ſprachen ſchlecht
von dem jungen Karl; das Hinderniß jener Conſtitution
ſtellten ſie als unüberwindlich dar. 3 Die Verſprechungen
des Königs übertrafen alles was bisher erhört worden.
Man verſicherte in Paris, er biete jedem weltlichen Chur-
fürſten 200000 Kronen als Geſchenk, 100000 Franken
jährliche Penſion, und jedem geiſtlichen die Hälfte hievon
an. Den beiden öſtlichen Churfürſten, Brandenburg und
Sachſen, wurden überdieß glänzende Vermählungen für ihre
Erben mit reichen Ausſteuern in Ausſicht geſtellt. Für die
Ehrbegierde des erſten war es beſonders verführeriſch, daß
der König für den Fall, daß er ſelbſt nicht durchdringen
ſollte, alle ſeine Verbindungen ihm zu Gute kommen zu laſ-
ſen, ihn den Churfürſten zur Krone zu befördern verſprach.


1 Die Angaben Flaſſans Histoire de la diplom. Fr. I, 322
ſind nicht von Bedeutung. Er gedenkt aber dort einer „liasse con-
tenant des mémoires lettres et instructions données par François I
à ses envoyés auprès des electeurs“
im Tresor des chartes, die
gewiß noch manches Neue enthalten wird. Die Berichte des jeune
aventureux (Mémoires de Fleuranges Coll. univ. XVI, 227)
ſo le-
ſenswerth ſie ſind, gehen doch nicht tief genug.
2 Im Auszug bei Stumpf Baierns polit. Geſch. I, p. 24.
3 Vgl. ihr Schreiben an die Schweizer bei Anshelm V, 381.
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[363/0381] Kaiſerwahl von 1519. Es iſt nicht genau bekannt geworden, wie weit die Unterhandlungen mit den Churfürſten gediehen ſind; 1 ſo viel aber ſehen wir, daß ſie keineswegs ohne Erfolg blie- ben. Mit der Pfalz kam man bis zu dem ausführlichen Entwurfe eines Vertrages; 2 Cölln mußte von öſtreichiſcher Seite gewarnt werden, es möge ſich nicht auf unrechte Wege führen laſſen; Trier galt für entſchieden franzöſiſch. Der päpſtliche Legat und ſeine Begleiter unterſtützten die Franzoſen hiebei nach beſten Kräften, ſie ſprachen ſchlecht von dem jungen Karl; das Hinderniß jener Conſtitution ſtellten ſie als unüberwindlich dar. 3 Die Verſprechungen des Königs übertrafen alles was bisher erhört worden. Man verſicherte in Paris, er biete jedem weltlichen Chur- fürſten 200000 Kronen als Geſchenk, 100000 Franken jährliche Penſion, und jedem geiſtlichen die Hälfte hievon an. Den beiden öſtlichen Churfürſten, Brandenburg und Sachſen, wurden überdieß glänzende Vermählungen für ihre Erben mit reichen Ausſteuern in Ausſicht geſtellt. Für die Ehrbegierde des erſten war es beſonders verführeriſch, daß der König für den Fall, daß er ſelbſt nicht durchdringen ſollte, alle ſeine Verbindungen ihm zu Gute kommen zu laſ- ſen, ihn den Churfürſten zur Krone zu befördern verſprach. 1 Die Angaben Flaſſans Histoire de la diplom. Fr. I, 322 ſind nicht von Bedeutung. Er gedenkt aber dort einer „liasse con- tenant des mémoires lettres et instructions données par François I à ses envoyés auprès des electeurs“ im Tresor des chartes, die gewiß noch manches Neue enthalten wird. Die Berichte des jeune aventureux (Mémoires de Fleuranges Coll. univ. XVI, 227) ſo le- ſenswerth ſie ſind, gehen doch nicht tief genug. 2 Im Auszug bei Stumpf Baierns polit. Geſch. I, p. 24. 3 Vgl. ihr Schreiben an die Schweizer bei Anshelm V, 381.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/381>, abgerufen am 25.11.2024.