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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Verhältnisse deutscher Fürsten.
Carl von Geldern, der dadurch in zwei großen deutschen
Fürstenhäusern eine Stütze erhielt, wie er noch nie hatte
erlangen können.

Kam nun das Haus Sachsen im Gegensatz mit Öst-
reich herab, so erhob sich dagegen Brandenburg durch die
Gunst desselben. Der Kaiser beförderte es, daß branden-
burgische Prinzen den sächsischen sowohl in dem Hochmei-
sterthum als in Magdeburg nachfolgten; er begünstigte
dann weiter die Erhebung dieses jungen Erzbischofs zu
Magdeburg, Bischofs zu Halberstadt, zu der Churwürde
Mainz, die einstmals auch ein Bruder des Churfürsten
Friedrich besessen; wir sahen schon, welche Verhältnisse
zwischen beiden sich daher ergaben. Auch mit der fränki-
schen Linie dieses Hauses vereinigte er sich aufs neue. Er
bestätigte die Entfernung des alten Markgrafen, den man
für blödsinnig erklärt hatte, von der Regierung, und in-
dem er, noch zu Augsburg, dessen ältesten Sohn Casi-
mir mit seiner Nichte Susanna von Baiern vermählte, gab
er ihm den ganzen Rückhalt seiner Autorität und ein nicht
geringes Übergewicht über seine Brüder. Eben darum aber
gewann er sie doch nicht vollständig. Mit einem von
ihnen, dem Hochmeister in Preußen, gerieth er sogar in
eine wesentliche Differenz. Er hatte ihn anfangs selbst
veranlaßt eine feindselige Haltung gegen König Siegmund
von Polen anzunehmen. 1 Durch seine nahe Verwandtschaft

1 Der handschriftliche Fugger: Deswegen die Kais. Maj. nach
solchem Wege getrachtet, dieweil S. M. erachtet, daß König Sig-
mund seinem Schwager Graf Hansen von Trentschin Großgrafen
in Ungern Rath und Hülfe erzeiget und denselben nach Absterben des

Verhaͤltniſſe deutſcher Fuͤrſten.
Carl von Geldern, der dadurch in zwei großen deutſchen
Fürſtenhäuſern eine Stütze erhielt, wie er noch nie hatte
erlangen können.

Kam nun das Haus Sachſen im Gegenſatz mit Öſt-
reich herab, ſo erhob ſich dagegen Brandenburg durch die
Gunſt deſſelben. Der Kaiſer beförderte es, daß branden-
burgiſche Prinzen den ſächſiſchen ſowohl in dem Hochmei-
ſterthum als in Magdeburg nachfolgten; er begünſtigte
dann weiter die Erhebung dieſes jungen Erzbiſchofs zu
Magdeburg, Biſchofs zu Halberſtadt, zu der Churwürde
Mainz, die einſtmals auch ein Bruder des Churfürſten
Friedrich beſeſſen; wir ſahen ſchon, welche Verhältniſſe
zwiſchen beiden ſich daher ergaben. Auch mit der fränki-
ſchen Linie dieſes Hauſes vereinigte er ſich aufs neue. Er
beſtätigte die Entfernung des alten Markgrafen, den man
für blödſinnig erklärt hatte, von der Regierung, und in-
dem er, noch zu Augsburg, deſſen älteſten Sohn Caſi-
mir mit ſeiner Nichte Suſanna von Baiern vermählte, gab
er ihm den ganzen Rückhalt ſeiner Autorität und ein nicht
geringes Übergewicht über ſeine Brüder. Eben darum aber
gewann er ſie doch nicht vollſtändig. Mit einem von
ihnen, dem Hochmeiſter in Preußen, gerieth er ſogar in
eine weſentliche Differenz. Er hatte ihn anfangs ſelbſt
veranlaßt eine feindſelige Haltung gegen König Siegmund
von Polen anzunehmen. 1 Durch ſeine nahe Verwandtſchaft

1 Der handſchriftliche Fugger: Deswegen die Kaiſ. Maj. nach
ſolchem Wege getrachtet, dieweil S. M. erachtet, daß Koͤnig Sig-
mund ſeinem Schwager Graf Hanſen von Trentſchin Großgrafen
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[343/0361] Verhaͤltniſſe deutſcher Fuͤrſten. Carl von Geldern, der dadurch in zwei großen deutſchen Fürſtenhäuſern eine Stütze erhielt, wie er noch nie hatte erlangen können. Kam nun das Haus Sachſen im Gegenſatz mit Öſt- reich herab, ſo erhob ſich dagegen Brandenburg durch die Gunſt deſſelben. Der Kaiſer beförderte es, daß branden- burgiſche Prinzen den ſächſiſchen ſowohl in dem Hochmei- ſterthum als in Magdeburg nachfolgten; er begünſtigte dann weiter die Erhebung dieſes jungen Erzbiſchofs zu Magdeburg, Biſchofs zu Halberſtadt, zu der Churwürde Mainz, die einſtmals auch ein Bruder des Churfürſten Friedrich beſeſſen; wir ſahen ſchon, welche Verhältniſſe zwiſchen beiden ſich daher ergaben. Auch mit der fränki- ſchen Linie dieſes Hauſes vereinigte er ſich aufs neue. Er beſtätigte die Entfernung des alten Markgrafen, den man für blödſinnig erklärt hatte, von der Regierung, und in- dem er, noch zu Augsburg, deſſen älteſten Sohn Caſi- mir mit ſeiner Nichte Suſanna von Baiern vermählte, gab er ihm den ganzen Rückhalt ſeiner Autorität und ein nicht geringes Übergewicht über ſeine Brüder. Eben darum aber gewann er ſie doch nicht vollſtändig. Mit einem von ihnen, dem Hochmeiſter in Preußen, gerieth er ſogar in eine weſentliche Differenz. Er hatte ihn anfangs ſelbſt veranlaßt eine feindſelige Haltung gegen König Siegmund von Polen anzunehmen. 1 Durch ſeine nahe Verwandtſchaft 1 Der handſchriftliche Fugger: Deswegen die Kaiſ. Maj. nach ſolchem Wege getrachtet, dieweil S. M. erachtet, daß Koͤnig Sig- mund ſeinem Schwager Graf Hanſen von Trentſchin Großgrafen in Ungern Rath und Huͤlfe erzeiget und denſelben nach Abſterben des

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/361>, abgerufen am 25.11.2024.