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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
zu Bastion eilt und zuweilen den Augenblick ersieht einen
Ausfall zu machen. Doch ward damit seine ganze Thä-
tigkeit erschöpft; das innere Deutschland blieb seinem eignen
Treiben überlassen.

Noch im Jahr 1513 sollte ein Reichstag zu Worms
gehalten werden und am 1sten Juni finden wir in der
That eine Anzahl Stände beisammen. Es fehlt nur an
dem Kaiser. Endlich erscheint er, aber seine Geschäfte ge-
statten ihm nicht zu verweilen: unter dem Vorwand, mit
den säumigen Churfürsten von Trier und Cölln selbst verhan-
deln zu wollen, eilt er den Rhein hinunter: dann macht er
den Ständen den Vorschlag ihm nach Coblenz zu folgen.
Diese zogen es vor, sich völlig aufzulösen. 1 "Fürwahr,"
schreibt der Altbürgermeister von Cölln an die Frankfurter,
"ihr habt weislich gethan, daß ihr daheim geblieben; ihr
habt große Kosten gespart und doch gleichen Dank verdient."

Erst nach fünfjähriger Unterbrechung, im J. 1517, als
nicht allein die Fehdschaften Sickingens Oberdeutschland be-
unruhigten, sondern die Unordnungen überhaupt ins Unerträg-
liche stiegen, kam es wieder zu einem Reichstag: dießmal zu
Mainz; am 1sten Juli ward er dort im Capitelhause eröffnet.


1 In den Frankfurter Acten Bd 30 findet sich ein Schreiben
von Worms an Frankfurt, nach welchem die anwesenden Stände
"prima Junii nechst verruckt einhelliglich entschlossen und den kaif.
Commissarien für endlich Antwort geben, daß sie noch zehn Tag all-
hie bei einander verziehen und bleiben, und wo inen in mitler Zeit
nit weiter Geschefte oder Befel von Kais. Mt zukommen, wollen sie
alsdann sich alle wieder von dannen anheim thun." In einem Aus-
schreiben vom 20 Aug. kündigt dann Maximilian einen neuen Reichs-
tag an, "die geringe Anzahl der erschienenen Stände habe ihren Ab-
schied genommen, da sie sich keiner Handlung verfangen mögen."

Erſtes Buch.
zu Baſtion eilt und zuweilen den Augenblick erſieht einen
Ausfall zu machen. Doch ward damit ſeine ganze Thä-
tigkeit erſchöpft; das innere Deutſchland blieb ſeinem eignen
Treiben überlaſſen.

Noch im Jahr 1513 ſollte ein Reichstag zu Worms
gehalten werden und am 1ſten Juni finden wir in der
That eine Anzahl Stände beiſammen. Es fehlt nur an
dem Kaiſer. Endlich erſcheint er, aber ſeine Geſchäfte ge-
ſtatten ihm nicht zu verweilen: unter dem Vorwand, mit
den ſäumigen Churfürſten von Trier und Cölln ſelbſt verhan-
deln zu wollen, eilt er den Rhein hinunter: dann macht er
den Ständen den Vorſchlag ihm nach Coblenz zu folgen.
Dieſe zogen es vor, ſich völlig aufzulöſen. 1 „Fürwahr,“
ſchreibt der Altbürgermeiſter von Cölln an die Frankfurter,
„ihr habt weislich gethan, daß ihr daheim geblieben; ihr
habt große Koſten geſpart und doch gleichen Dank verdient.“

Erſt nach fünfjähriger Unterbrechung, im J. 1517, als
nicht allein die Fehdſchaften Sickingens Oberdeutſchland be-
unruhigten, ſondern die Unordnungen überhaupt ins Unerträg-
liche ſtiegen, kam es wieder zu einem Reichstag: dießmal zu
Mainz; am 1ſten Juli ward er dort im Capitelhauſe eröffnet.


1 In den Frankfurter Acten Bd 30 findet ſich ein Schreiben
von Worms an Frankfurt, nach welchem die anweſenden Staͤnde
prima Junii nechſt verruckt einhelliglich entſchloſſen und den kaif.
Commiſſarien fuͤr endlich Antwort geben, daß ſie noch zehn Tag all-
hie bei einander verziehen und bleiben, und wo inen in mitler Zeit
nit weiter Geſchefte oder Befel von Kaiſ. Mt zukommen, wollen ſie
alsdann ſich alle wieder von dannen anheim thun.“ In einem Aus-
ſchreiben vom 20 Aug. kuͤndigt dann Maximilian einen neuen Reichs-
tag an, „die geringe Anzahl der erſchienenen Staͤnde habe ihren Ab-
ſchied genommen, da ſie ſich keiner Handlung verfangen moͤgen.“
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[218/0236] Erſtes Buch. zu Baſtion eilt und zuweilen den Augenblick erſieht einen Ausfall zu machen. Doch ward damit ſeine ganze Thä- tigkeit erſchöpft; das innere Deutſchland blieb ſeinem eignen Treiben überlaſſen. Noch im Jahr 1513 ſollte ein Reichstag zu Worms gehalten werden und am 1ſten Juni finden wir in der That eine Anzahl Stände beiſammen. Es fehlt nur an dem Kaiſer. Endlich erſcheint er, aber ſeine Geſchäfte ge- ſtatten ihm nicht zu verweilen: unter dem Vorwand, mit den ſäumigen Churfürſten von Trier und Cölln ſelbſt verhan- deln zu wollen, eilt er den Rhein hinunter: dann macht er den Ständen den Vorſchlag ihm nach Coblenz zu folgen. Dieſe zogen es vor, ſich völlig aufzulöſen. 1 „Fürwahr,“ ſchreibt der Altbürgermeiſter von Cölln an die Frankfurter, „ihr habt weislich gethan, daß ihr daheim geblieben; ihr habt große Koſten geſpart und doch gleichen Dank verdient.“ Erſt nach fünfjähriger Unterbrechung, im J. 1517, als nicht allein die Fehdſchaften Sickingens Oberdeutſchland be- unruhigten, ſondern die Unordnungen überhaupt ins Unerträg- liche ſtiegen, kam es wieder zu einem Reichstag: dießmal zu Mainz; am 1ſten Juli ward er dort im Capitelhauſe eröffnet. 1 In den Frankfurter Acten Bd 30 findet ſich ein Schreiben von Worms an Frankfurt, nach welchem die anweſenden Staͤnde „prima Junii nechſt verruckt einhelliglich entſchloſſen und den kaif. Commiſſarien fuͤr endlich Antwort geben, daß ſie noch zehn Tag all- hie bei einander verziehen und bleiben, und wo inen in mitler Zeit nit weiter Geſchefte oder Befel von Kaiſ. Mt zukommen, wollen ſie alsdann ſich alle wieder von dannen anheim thun.“ In einem Aus- ſchreiben vom 20 Aug. kuͤndigt dann Maximilian einen neuen Reichs- tag an, „die geringe Anzahl der erſchienenen Staͤnde habe ihren Ab- ſchied genommen, da ſie ſich keiner Handlung verfangen moͤgen.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/236>, abgerufen am 22.11.2024.