Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Reichstag zu Worms 1509. lassen. Maximilian hatte damals alles von sich gewiesenund eine unversöhnliche Feindseligkeit gegen die Franzosen kund gegeben. Jetzt dagegen hatte er selbst mit Frankreich abgeschlossen, wieder ohne die Stände zu fragen; ja er fand sich nicht einmal bewogen den abgeschlossenen Tractat denselben mitzutheilen. Kein Wunder wenn diese mächti- gen Fürsten, welche so eben alle Macht des Reiches in einer von ihnen constituirten Regierung hatten vereinigen wollen, hierüber mißvergnügt waren, sich verletzt fühlten. Sie erinnerten den Kaiser daran, daß sie ihm in Costnitz ge- sagt, er empfange jetzt die letzte Bewilligung, und daß auch er auf fernere Hülfe Verzicht geleistet hatte. Von seinen Rä- then, sagten sie, werde ihm eingebildet, das Reich müsse ihm helfen so oft er es verlange: man dürfe aber diese Mei- nung nicht bei ihm einwurzeln lassen, sonst werde man immer davon zu leiden haben. So bildete sich aus verschiednen Gründen eine sehr Reichstag zu Worms 1509. laſſen. Maximilian hatte damals alles von ſich gewieſenund eine unverſöhnliche Feindſeligkeit gegen die Franzoſen kund gegeben. Jetzt dagegen hatte er ſelbſt mit Frankreich abgeſchloſſen, wieder ohne die Stände zu fragen; ja er fand ſich nicht einmal bewogen den abgeſchloſſenen Tractat denſelben mitzutheilen. Kein Wunder wenn dieſe mächti- gen Fürſten, welche ſo eben alle Macht des Reiches in einer von ihnen conſtituirten Regierung hatten vereinigen wollen, hierüber mißvergnügt waren, ſich verletzt fühlten. Sie erinnerten den Kaiſer daran, daß ſie ihm in Coſtnitz ge- ſagt, er empfange jetzt die letzte Bewilligung, und daß auch er auf fernere Hülfe Verzicht geleiſtet hatte. Von ſeinen Rä- then, ſagten ſie, werde ihm eingebildet, das Reich müſſe ihm helfen ſo oft er es verlange: man dürfe aber dieſe Mei- nung nicht bei ihm einwurzeln laſſen, ſonſt werde man immer davon zu leiden haben. So bildete ſich aus verſchiednen Gründen eine ſehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0205" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichstag zu Worms</hi> 1509.</fw><lb/> laſſen. Maximilian hatte damals alles von ſich gewieſen<lb/> und eine unverſöhnliche Feindſeligkeit gegen die Franzoſen<lb/> kund gegeben. Jetzt dagegen hatte er ſelbſt mit Frankreich<lb/> abgeſchloſſen, wieder ohne die Stände zu fragen; ja er<lb/> fand ſich nicht einmal bewogen den abgeſchloſſenen Tractat<lb/> denſelben mitzutheilen. Kein Wunder wenn dieſe mächti-<lb/> gen Fürſten, welche ſo eben alle Macht des Reiches in<lb/> einer von ihnen conſtituirten Regierung hatten vereinigen<lb/> wollen, hierüber mißvergnügt waren, ſich verletzt fühlten.<lb/> Sie erinnerten den Kaiſer daran, daß ſie ihm in Coſtnitz ge-<lb/> ſagt, er empfange jetzt die letzte Bewilligung, und daß auch<lb/> er auf fernere Hülfe Verzicht geleiſtet hatte. Von ſeinen Rä-<lb/> then, ſagten ſie, werde ihm eingebildet, das Reich müſſe ihm<lb/> helfen ſo oft er es verlange: man dürfe aber dieſe Mei-<lb/> nung nicht bei ihm einwurzeln laſſen, ſonſt werde man<lb/> immer davon zu leiden haben.</p><lb/> <p>So bildete ſich aus verſchiednen Gründen eine ſehr<lb/> ſtarke Oppoſition gegen die Anträge des Königs. Es machte<lb/> keinen Eindruck, daß indeß die Franzoſen einen glänzenden<lb/> Sieg über die Venezianer davon trugen und dieſe einen<lb/> Augenblick die Herrſchaft über ihr feſtes Land behaupten<lb/> zu können verzweifelten. Vielmehr bildete ſich der erſte<lb/> Widerſtand gegen den Siegeslauf des Bundes von Cam-<lb/> brai hier in Deutſchland. In demſelben Augenblick, in der<lb/> zweiten Hälfte des Mai, in welchem nach der Schlacht<lb/> von Agnadello die venezianiſchen Städte in Apulien, der<lb/> Romagna und der Lombardei in die Hände der Verbün-<lb/> deten fielen, berieth ein Ausſchuß und beſchloſſen hierauf<lb/> die Stände eine Antwort an den Kaiſer, in welcher ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0205]
Reichstag zu Worms 1509.
laſſen. Maximilian hatte damals alles von ſich gewieſen
und eine unverſöhnliche Feindſeligkeit gegen die Franzoſen
kund gegeben. Jetzt dagegen hatte er ſelbſt mit Frankreich
abgeſchloſſen, wieder ohne die Stände zu fragen; ja er
fand ſich nicht einmal bewogen den abgeſchloſſenen Tractat
denſelben mitzutheilen. Kein Wunder wenn dieſe mächti-
gen Fürſten, welche ſo eben alle Macht des Reiches in
einer von ihnen conſtituirten Regierung hatten vereinigen
wollen, hierüber mißvergnügt waren, ſich verletzt fühlten.
Sie erinnerten den Kaiſer daran, daß ſie ihm in Coſtnitz ge-
ſagt, er empfange jetzt die letzte Bewilligung, und daß auch
er auf fernere Hülfe Verzicht geleiſtet hatte. Von ſeinen Rä-
then, ſagten ſie, werde ihm eingebildet, das Reich müſſe ihm
helfen ſo oft er es verlange: man dürfe aber dieſe Mei-
nung nicht bei ihm einwurzeln laſſen, ſonſt werde man
immer davon zu leiden haben.
So bildete ſich aus verſchiednen Gründen eine ſehr
ſtarke Oppoſition gegen die Anträge des Königs. Es machte
keinen Eindruck, daß indeß die Franzoſen einen glänzenden
Sieg über die Venezianer davon trugen und dieſe einen
Augenblick die Herrſchaft über ihr feſtes Land behaupten
zu können verzweifelten. Vielmehr bildete ſich der erſte
Widerſtand gegen den Siegeslauf des Bundes von Cam-
brai hier in Deutſchland. In demſelben Augenblick, in der
zweiten Hälfte des Mai, in welchem nach der Schlacht
von Agnadello die venezianiſchen Städte in Apulien, der
Romagna und der Lombardei in die Hände der Verbün-
deten fielen, berieth ein Ausſchuß und beſchloſſen hierauf
die Stände eine Antwort an den Kaiſer, in welcher ſie
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