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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
(21sten April 1509) -- schon ganz kriegerisch zog er ein,
in vollem Harnisch, auf gepanzertem Hengst, mit einem
Gefolge von tausend Reitern, unter denen auch Stradio-
ten und Albanesen waren -- fand er einen Widerstand,
wie kaum jemals früher.

Er stellte den Ständen die Vortheile vor, welche dem
Reich aus dem eben geschlossenen Tractat entspringen wür-
den, und forderte sie auf, ihm mit einer stattlichen Hülfe
zu Roß und zu Fuß sobald als möglich und wenigstens
auf ein Jahr lang zu Hülfe zu kommen: 1 die Stände ant-
worteten ihm mit Beschwerden über seine innere Verwal-
tung. Ein geheimes Mißvergnügen, von dem Maximilian
in seinem dahinstürmenden Wesen nichts zu ahnden schien,
hatte die Gemüther ergriffen.

Vor allem beschwerten sich die Städte und zwar mit
gutem Grunde.

Unter Churfürst Berthold hatten sie eine so glänzende
Stellung eingenommen, so großen Antheil an der allgemei-
nen Verwaltung gehabt: damit war es nach der Aufhe-
bung des Regimentes vorüber. Auch in das Kammer-

"bis wir des Reichs Nothdurft weiter bedenken:" 16 Juli in
Cölln auf Allerheiligen bestimmt; 12 Sept. zu Brüssel wird dieser
Termin nochmals festgesetzt; 22 Dez. zu Mecheln erklärt, woran
der neue Verzug gelegen: -- nemlich an den Unterhandlungen mit
Frankreich; endlich 15 März 1509 erneut der Kaiser sein Ausschrei-
ben und setzt den Termin Judica fest. Fr. AA. Bd 24 u. 25.
1 Verhandelung der Stennde des h. Reichs uff dem kaiserli-
chen Tage zu Worms ao dni 1509. Frankf. AA. Bd 24. Für-
halten Sr Maj. Sonntag 22 April um Ein Uhr. "Wo S. Hei-
ligkeit nit gewest, hätte Kais. Mt den Verstand und Practica nit
angenommen." Doch bemerkt er, die Sache werde sich "liederlich
und mit kleinen Kosten ausführen lassen."

Erſtes Buch.
(21ſten April 1509) — ſchon ganz kriegeriſch zog er ein,
in vollem Harniſch, auf gepanzertem Hengſt, mit einem
Gefolge von tauſend Reitern, unter denen auch Stradio-
ten und Albaneſen waren — fand er einen Widerſtand,
wie kaum jemals früher.

Er ſtellte den Ständen die Vortheile vor, welche dem
Reich aus dem eben geſchloſſenen Tractat entſpringen wür-
den, und forderte ſie auf, ihm mit einer ſtattlichen Hülfe
zu Roß und zu Fuß ſobald als möglich und wenigſtens
auf ein Jahr lang zu Hülfe zu kommen: 1 die Stände ant-
worteten ihm mit Beſchwerden über ſeine innere Verwal-
tung. Ein geheimes Mißvergnügen, von dem Maximilian
in ſeinem dahinſtürmenden Weſen nichts zu ahnden ſchien,
hatte die Gemüther ergriffen.

Vor allem beſchwerten ſich die Städte und zwar mit
gutem Grunde.

Unter Churfürſt Berthold hatten ſie eine ſo glänzende
Stellung eingenommen, ſo großen Antheil an der allgemei-
nen Verwaltung gehabt: damit war es nach der Aufhe-
bung des Regimentes vorüber. Auch in das Kammer-

„bis wir des Reichs Nothdurft weiter bedenken:“ 16 Juli in
Coͤlln auf Allerheiligen beſtimmt; 12 Sept. zu Bruͤſſel wird dieſer
Termin nochmals feſtgeſetzt; 22 Dez. zu Mecheln erklaͤrt, woran
der neue Verzug gelegen: — nemlich an den Unterhandlungen mit
Frankreich; endlich 15 Maͤrz 1509 erneut der Kaiſer ſein Ausſchrei-
ben und ſetzt den Termin Judica feſt. Fr. AA. Bd 24 u. 25.
1 Verhandelung der Stennde des h. Reichs uff dem kaiſerli-
chen Tage zu Worms ao̅ dn̅i̅ 1509. Frankf. AA. Bd 24. Fuͤr-
halten Sr Maj. Sonntag 22 April um Ein Uhr. „Wo S. Hei-
ligkeit nit geweſt, haͤtte Kaiſ. Mt den Verſtand und Practica nit
angenommen.“ Doch bemerkt er, die Sache werde ſich „liederlich
und mit kleinen Koſten ausfuͤhren laſſen.“
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[184/0202] Erſtes Buch. (21ſten April 1509) — ſchon ganz kriegeriſch zog er ein, in vollem Harniſch, auf gepanzertem Hengſt, mit einem Gefolge von tauſend Reitern, unter denen auch Stradio- ten und Albaneſen waren — fand er einen Widerſtand, wie kaum jemals früher. Er ſtellte den Ständen die Vortheile vor, welche dem Reich aus dem eben geſchloſſenen Tractat entſpringen wür- den, und forderte ſie auf, ihm mit einer ſtattlichen Hülfe zu Roß und zu Fuß ſobald als möglich und wenigſtens auf ein Jahr lang zu Hülfe zu kommen: 1 die Stände ant- worteten ihm mit Beſchwerden über ſeine innere Verwal- tung. Ein geheimes Mißvergnügen, von dem Maximilian in ſeinem dahinſtürmenden Weſen nichts zu ahnden ſchien, hatte die Gemüther ergriffen. Vor allem beſchwerten ſich die Städte und zwar mit gutem Grunde. Unter Churfürſt Berthold hatten ſie eine ſo glänzende Stellung eingenommen, ſo großen Antheil an der allgemei- nen Verwaltung gehabt: damit war es nach der Aufhe- bung des Regimentes vorüber. Auch in das Kammer- 2 1 Verhandelung der Stennde des h. Reichs uff dem kaiſerli- chen Tage zu Worms ao̅ dn̅i̅ 1509. Frankf. AA. Bd 24. Fuͤr- halten Sr Maj. Sonntag 22 April um Ein Uhr. „Wo S. Hei- ligkeit nit geweſt, haͤtte Kaiſ. Mt den Verſtand und Practica nit angenommen.“ Doch bemerkt er, die Sache werde ſich „liederlich und mit kleinen Koſten ausfuͤhren laſſen.“ 2 „bis wir des Reichs Nothdurft weiter bedenken:“ 16 Juli in Coͤlln auf Allerheiligen beſtimmt; 12 Sept. zu Bruͤſſel wird dieſer Termin nochmals feſtgeſetzt; 22 Dez. zu Mecheln erklaͤrt, woran der neue Verzug gelegen: — nemlich an den Unterhandlungen mit Frankreich; endlich 15 Maͤrz 1509 erneut der Kaiſer ſein Ausſchrei- ben und ſetzt den Termin Judica feſt. Fr. AA. Bd 24 u. 25.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/202>, abgerufen am 18.05.2024.