gewöhnlichen Schicksal, durch ein verfehltes Unternehmen um seinen Credit zu kommen, ward Maximilian, an dessen Eigenschaften doch immer viele gezweifelt, doppelt und drei- fach betroffen.
Genöthigt, sich auf der Stelle nach Deutschland zu- rückzuwenden, rief Maximilian zuerst die Churfürsten zu- sammen. Den pfälzischen lud er nicht mit ein: der bran- denburgische war ihm zu fern und er begnügte sich mit ei- nem Botschafter desselben. Aber die übrigen erschienen, An- fang Mai 1508, in Worms. Maximilian ließ ihnen vor- tragen: zunächst sie, auf die das Reich gegrundfestet sey, rufe er in dieser großen Gefahr zu Hülfe: er ersuche sie um ihren Rath, wie er eine tapfere währende und aus- trägliche Hülfe erlangen könne, jedoch, fügte er hinzu, ohne den schwäbischen Bund dazu anzustrengen, dessen Hülfe er anderweit brauche, und ohne einen Reichstag. 1
Unter den Versammelten vermochte jetzt Friedrich von Sachsen das Meiste. Auf seinen Rath lehnten sie den An- trag des Kaisers, mit ihm in Frankfurt zusammenzutreffen, ab; vornehmlich weil es ihnen doch unmöglich sey, sich zu ent- schließen ohne sich mit den andern Ständen des Reichs un- terredet zu haben. 2 Maximilian erwiederte, er sey in der gefährlichsten Lage der Welt: würde die Reichshülfe, der es an Besoldung fehle, jetzt abziehen, so sey seine Grafschaft
1 Die Instruction für Matthias Lang Bischof von Gurk, Adolf Graf von Nassau, Erasmus Dopler Propst zu St. Sebald zu Nürnberg und Dr. Ulrich von Schellenberg, datirt St. Wendel letz- ten April 1508. (Weimar. Arch.)
2 Im Arch. zu Weimar findet sich der Rathschlag Friedrichs und die Antwort. (Montag nach Misericordia 8 Mai.)
Zuſammenkunft in Worms 1508.
gewöhnlichen Schickſal, durch ein verfehltes Unternehmen um ſeinen Credit zu kommen, ward Maximilian, an deſſen Eigenſchaften doch immer viele gezweifelt, doppelt und drei- fach betroffen.
Genöthigt, ſich auf der Stelle nach Deutſchland zu- rückzuwenden, rief Maximilian zuerſt die Churfürſten zu- ſammen. Den pfälziſchen lud er nicht mit ein: der bran- denburgiſche war ihm zu fern und er begnügte ſich mit ei- nem Botſchafter deſſelben. Aber die übrigen erſchienen, An- fang Mai 1508, in Worms. Maximilian ließ ihnen vor- tragen: zunächſt ſie, auf die das Reich gegrundfeſtet ſey, rufe er in dieſer großen Gefahr zu Hülfe: er erſuche ſie um ihren Rath, wie er eine tapfere währende und aus- trägliche Hülfe erlangen könne, jedoch, fügte er hinzu, ohne den ſchwäbiſchen Bund dazu anzuſtrengen, deſſen Hülfe er anderweit brauche, und ohne einen Reichstag. 1
Unter den Verſammelten vermochte jetzt Friedrich von Sachſen das Meiſte. Auf ſeinen Rath lehnten ſie den An- trag des Kaiſers, mit ihm in Frankfurt zuſammenzutreffen, ab; vornehmlich weil es ihnen doch unmöglich ſey, ſich zu ent- ſchließen ohne ſich mit den andern Ständen des Reichs un- terredet zu haben. 2 Maximilian erwiederte, er ſey in der gefährlichſten Lage der Welt: würde die Reichshülfe, der es an Beſoldung fehle, jetzt abziehen, ſo ſey ſeine Grafſchaft
1 Die Inſtruction fuͤr Matthias Lang Biſchof von Gurk, Adolf Graf von Naſſau, Erasmus Dopler Propſt zu St. Sebald zu Nuͤrnberg und Dr. Ulrich von Schellenberg, datirt St. Wendel letz- ten April 1508. (Weimar. Arch.)
2 Im Arch. zu Weimar findet ſich der Rathſchlag Friedrichs und die Antwort. (Montag nach Miſericordia 8 Mai.)
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Zuſammenkunft in Worms 1508.
gewöhnlichen Schickſal, durch ein verfehltes Unternehmen
um ſeinen Credit zu kommen, ward Maximilian, an deſſen
Eigenſchaften doch immer viele gezweifelt, doppelt und drei-
fach betroffen.
Genöthigt, ſich auf der Stelle nach Deutſchland zu-
rückzuwenden, rief Maximilian zuerſt die Churfürſten zu-
ſammen. Den pfälziſchen lud er nicht mit ein: der bran-
denburgiſche war ihm zu fern und er begnügte ſich mit ei-
nem Botſchafter deſſelben. Aber die übrigen erſchienen, An-
fang Mai 1508, in Worms. Maximilian ließ ihnen vor-
tragen: zunächſt ſie, auf die das Reich gegrundfeſtet ſey,
rufe er in dieſer großen Gefahr zu Hülfe: er erſuche ſie
um ihren Rath, wie er eine tapfere währende und aus-
trägliche Hülfe erlangen könne, jedoch, fügte er hinzu, ohne
den ſchwäbiſchen Bund dazu anzuſtrengen, deſſen Hülfe er
anderweit brauche, und ohne einen Reichstag. 1
Unter den Verſammelten vermochte jetzt Friedrich von
Sachſen das Meiſte. Auf ſeinen Rath lehnten ſie den An-
trag des Kaiſers, mit ihm in Frankfurt zuſammenzutreffen,
ab; vornehmlich weil es ihnen doch unmöglich ſey, ſich zu ent-
ſchließen ohne ſich mit den andern Ständen des Reichs un-
terredet zu haben. 2 Maximilian erwiederte, er ſey in der
gefährlichſten Lage der Welt: würde die Reichshülfe, der es
an Beſoldung fehle, jetzt abziehen, ſo ſey ſeine Grafſchaft
1 Die Inſtruction fuͤr Matthias Lang Biſchof von Gurk,
Adolf Graf von Naſſau, Erasmus Dopler Propſt zu St. Sebald zu
Nuͤrnberg und Dr. Ulrich von Schellenberg, datirt St. Wendel letz-
ten April 1508. (Weimar. Arch.)
2 Im Arch. zu Weimar findet ſich der Rathſchlag Friedrichs und
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/199>, abgerufen am 16.02.2025.
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