Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
lige Reich wichtig, für welches Böhmen wieder gewonnen,
dem auch Ungern dadurch verwandt gemacht werde.

In einer Erklärung, in welcher die Beschlüsse über
Regiment und gemeinen Pfennig ausdrücklich aufgehoben
wurden, trug Maximilian auf eine Hülfe von vier bis
fünftausend Mann auf ein Jahr lang an. Er sprach die
Hofnung aus, daß er damit auch vielleicht seinen Rom-
zug werde bestreiten können.

Ohne Schwierigkeit giengen die Stände hierauf ein.
Sie bewilligten ihm viertausend Mann, auf ein Jahr:
nach einer Matrikel. Der Anschlag lautet auf 1058 M.
z. Pf. und 3038 M. z. F. Dabei haben die weltlichen
Fürsten die meisten Pferde, nemlich 422, die Städte das
meiste Fußvolk zu stellen, nemlich 1106; überhaupt ha-
ben die Churfürsten ungefähr Ein Siebentheil, die Erzbi-
schöfe und Bischöfe ein zweites, Prälaten und Grafen noch
nicht ganz ein drittes zu tragen; von den vier übrigen
Siebentheilen trifft ungefähr die Hälfte die weltlichen Für-
sten, die andre Hälfte die Städte.

Und das Gute wenigstens hatten die gemäßigteren An-
schläge, daß sie zur Ausführung gelangten. Das bewil-
ligte Kriegsvolk wurde dem König, wenn auch nicht voll-
ständig, was bei der Mangelhaftigkeit der Matrikel nicht
möglich war, doch größtentheils gestellt; und kam ihm sehr
wohl zu Statten. Es machte doch nicht geringen Eindruck
in Ungern, als er bewaffnet mit Hülfe des Reiches an
den Grenzen erschien: einige Magnaten einige Städte wur-
den bezwungen. Da nun zugleich dem König Wladislaw
ein Sohn geboren ward, wodurch die Aussichten auf eine

Erſtes Buch.
lige Reich wichtig, für welches Böhmen wieder gewonnen,
dem auch Ungern dadurch verwandt gemacht werde.

In einer Erklärung, in welcher die Beſchlüſſe über
Regiment und gemeinen Pfennig ausdrücklich aufgehoben
wurden, trug Maximilian auf eine Hülfe von vier bis
fünftauſend Mann auf ein Jahr lang an. Er ſprach die
Hofnung aus, daß er damit auch vielleicht ſeinen Rom-
zug werde beſtreiten können.

Ohne Schwierigkeit giengen die Stände hierauf ein.
Sie bewilligten ihm viertauſend Mann, auf ein Jahr:
nach einer Matrikel. Der Anſchlag lautet auf 1058 M.
z. Pf. und 3038 M. z. F. Dabei haben die weltlichen
Fürſten die meiſten Pferde, nemlich 422, die Städte das
meiſte Fußvolk zu ſtellen, nemlich 1106; überhaupt ha-
ben die Churfürſten ungefähr Ein Siebentheil, die Erzbi-
ſchöfe und Biſchöfe ein zweites, Prälaten und Grafen noch
nicht ganz ein drittes zu tragen; von den vier übrigen
Siebentheilen trifft ungefähr die Hälfte die weltlichen Für-
ſten, die andre Hälfte die Städte.

Und das Gute wenigſtens hatten die gemäßigteren An-
ſchläge, daß ſie zur Ausführung gelangten. Das bewil-
ligte Kriegsvolk wurde dem König, wenn auch nicht voll-
ſtändig, was bei der Mangelhaftigkeit der Matrikel nicht
möglich war, doch größtentheils geſtellt; und kam ihm ſehr
wohl zu Statten. Es machte doch nicht geringen Eindruck
in Ungern, als er bewaffnet mit Hülfe des Reiches an
den Grenzen erſchien: einige Magnaten einige Städte wur-
den bezwungen. Da nun zugleich dem König Wladislaw
ein Sohn geboren ward, wodurch die Ausſichten auf eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0186" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Buch</hi>.</fw><lb/>
lige Reich wichtig, für welches Böhmen wieder gewonnen,<lb/>
dem auch Ungern dadurch verwandt gemacht werde.</p><lb/>
          <p>In einer Erklärung, in welcher die Be&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e über<lb/>
Regiment und gemeinen Pfennig ausdrücklich aufgehoben<lb/>
wurden, trug Maximilian auf eine Hülfe von vier bis<lb/>
fünftau&#x017F;end Mann auf ein Jahr lang an. Er &#x017F;prach die<lb/>
Hofnung aus, daß er damit auch vielleicht &#x017F;einen Rom-<lb/>
zug werde be&#x017F;treiten können.</p><lb/>
          <p>Ohne Schwierigkeit giengen die Stände hierauf ein.<lb/>
Sie bewilligten ihm viertau&#x017F;end Mann, auf ein Jahr:<lb/>
nach einer Matrikel. Der An&#x017F;chlag lautet auf 1058 M.<lb/>
z. Pf. und 3038 M. z. F. Dabei haben die weltlichen<lb/>
Für&#x017F;ten die mei&#x017F;ten Pferde, nemlich 422, die Städte das<lb/>
mei&#x017F;te Fußvolk zu &#x017F;tellen, nemlich 1106; überhaupt ha-<lb/>
ben die Churfür&#x017F;ten ungefähr Ein Siebentheil, die Erzbi-<lb/>
&#x017F;chöfe und Bi&#x017F;chöfe ein zweites, Prälaten und Grafen noch<lb/>
nicht ganz ein drittes zu tragen; von den vier übrigen<lb/>
Siebentheilen trifft ungefähr die Hälfte die weltlichen Für-<lb/>
&#x017F;ten, die andre Hälfte die Städte.</p><lb/>
          <p>Und das Gute wenig&#x017F;tens hatten die gemäßigteren An-<lb/>
&#x017F;chläge, daß &#x017F;ie zur Ausführung gelangten. Das bewil-<lb/>
ligte Kriegsvolk wurde dem König, wenn auch nicht voll-<lb/>
&#x017F;tändig, was bei der Mangelhaftigkeit der Matrikel nicht<lb/>
möglich war, doch größtentheils ge&#x017F;tellt; und kam ihm &#x017F;ehr<lb/>
wohl zu Statten. Es machte doch nicht geringen Eindruck<lb/>
in Ungern, als er bewaffnet mit Hülfe des Reiches an<lb/>
den Grenzen er&#x017F;chien: einige Magnaten einige Städte wur-<lb/>
den bezwungen. Da nun zugleich dem König Wladislaw<lb/>
ein Sohn geboren ward, wodurch die Aus&#x017F;ichten auf eine<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0186] Erſtes Buch. lige Reich wichtig, für welches Böhmen wieder gewonnen, dem auch Ungern dadurch verwandt gemacht werde. In einer Erklärung, in welcher die Beſchlüſſe über Regiment und gemeinen Pfennig ausdrücklich aufgehoben wurden, trug Maximilian auf eine Hülfe von vier bis fünftauſend Mann auf ein Jahr lang an. Er ſprach die Hofnung aus, daß er damit auch vielleicht ſeinen Rom- zug werde beſtreiten können. Ohne Schwierigkeit giengen die Stände hierauf ein. Sie bewilligten ihm viertauſend Mann, auf ein Jahr: nach einer Matrikel. Der Anſchlag lautet auf 1058 M. z. Pf. und 3038 M. z. F. Dabei haben die weltlichen Fürſten die meiſten Pferde, nemlich 422, die Städte das meiſte Fußvolk zu ſtellen, nemlich 1106; überhaupt ha- ben die Churfürſten ungefähr Ein Siebentheil, die Erzbi- ſchöfe und Biſchöfe ein zweites, Prälaten und Grafen noch nicht ganz ein drittes zu tragen; von den vier übrigen Siebentheilen trifft ungefähr die Hälfte die weltlichen Für- ſten, die andre Hälfte die Städte. Und das Gute wenigſtens hatten die gemäßigteren An- ſchläge, daß ſie zur Ausführung gelangten. Das bewil- ligte Kriegsvolk wurde dem König, wenn auch nicht voll- ſtändig, was bei der Mangelhaftigkeit der Matrikel nicht möglich war, doch größtentheils geſtellt; und kam ihm ſehr wohl zu Statten. Es machte doch nicht geringen Eindruck in Ungern, als er bewaffnet mit Hülfe des Reiches an den Grenzen erſchien: einige Magnaten einige Städte wur- den bezwungen. Da nun zugleich dem König Wladislaw ein Sohn geboren ward, wodurch die Ausſichten auf eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/186
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/186>, abgerufen am 25.11.2024.