Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Reichstag zu Augsburg 1500. Mittel die man bisher angewandt hatte eine Kriegsver-fassung und eine regelmäßigere Regierung zu gründen, nicht ausreichen würden. Den gemeinen Pfennig einzubringen, war allzuweit aussehend; die Ereignisse entwickelten sich zu rasch, als daß sich zu ihrer Erledigung immer erst die Stände hätten versammeln können. An der Idee festhal- tend, von der man einmal durchdrungen war, beschloß man nun die Sache anders anzugreifen. Man faßte den Plan, die Kriegsmacht, deren man bedurfte, durch eine Art von Aushebung zusammenzubringen. Immer vierhundert Ein- wohner, nach ihren Pfarren zusammentretend, sollten einen Mann zu Fuß ausrüsten und ins Feld stellen: eine Anord- nung, wie sie einige Zeit früher schon in Frankreich ver- sucht worden war; die zu diesem Fußvolk gehörige Reite- rei sollte dann von den Fürsten Grafen und Herrn nach bestimmten Anschlägen aufgebracht werden. Nur von de- nen, die an dem Kriege nicht unmittelbar Theil nehmen konnten, den Geistlichen, den Juden und den Dienstboten, wollte man eine Auflage einziehen, die zu einer Kriegscasse dienen sollte. Entwürfe welche sich wie man sieht an die früheren unmittelbar anschließen und eben so eine alle Un- terthanen gleichmäßig umfassende Einheit des Reichs vor- aussetzen. Freudig nahm sie Maximilian an: er berech- nete sich und ließ dem spanischen Botschafter wissen, er werde in Kurzem 30000 M. im Felde haben. Dagegen gieng auch er auf einen Plan ein, den er vor fünf Jah- ren zurückgewiesen, und der ihm seiner Natur nach wider- wärtig seyn mußte: er fand es jetzt selbst nothwendig, ei- nen permanenten Reichsrath zu haben, der ihn und die Stände des unaufhörlichen Ziehens auf die Reichstage Reichstag zu Augsburg 1500. Mittel die man bisher angewandt hatte eine Kriegsver-faſſung und eine regelmäßigere Regierung zu gründen, nicht ausreichen würden. Den gemeinen Pfennig einzubringen, war allzuweit ausſehend; die Ereigniſſe entwickelten ſich zu raſch, als daß ſich zu ihrer Erledigung immer erſt die Stände hätten verſammeln können. An der Idee feſthal- tend, von der man einmal durchdrungen war, beſchloß man nun die Sache anders anzugreifen. Man faßte den Plan, die Kriegsmacht, deren man bedurfte, durch eine Art von Aushebung zuſammenzubringen. Immer vierhundert Ein- wohner, nach ihren Pfarren zuſammentretend, ſollten einen Mann zu Fuß ausrüſten und ins Feld ſtellen: eine Anord- nung, wie ſie einige Zeit früher ſchon in Frankreich ver- ſucht worden war; die zu dieſem Fußvolk gehörige Reite- rei ſollte dann von den Fürſten Grafen und Herrn nach beſtimmten Anſchlägen aufgebracht werden. Nur von de- nen, die an dem Kriege nicht unmittelbar Theil nehmen konnten, den Geiſtlichen, den Juden und den Dienſtboten, wollte man eine Auflage einziehen, die zu einer Kriegscaſſe dienen ſollte. Entwürfe welche ſich wie man ſieht an die früheren unmittelbar anſchließen und eben ſo eine alle Un- terthanen gleichmäßig umfaſſende Einheit des Reichs vor- ausſetzen. Freudig nahm ſie Maximilian an: er berech- nete ſich und ließ dem ſpaniſchen Botſchafter wiſſen, er werde in Kurzem 30000 M. im Felde haben. Dagegen gieng auch er auf einen Plan ein, den er vor fünf Jah- ren zurückgewieſen, und der ihm ſeiner Natur nach wider- wärtig ſeyn mußte: er fand es jetzt ſelbſt nothwendig, ei- nen permanenten Reichsrath zu haben, der ihn und die Stände des unaufhörlichen Ziehens auf die Reichstage <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichstag zu Augsburg</hi> 1500.</fw><lb/> Mittel die man bisher angewandt hatte eine Kriegsver-<lb/> faſſung und eine regelmäßigere Regierung zu gründen, nicht<lb/> ausreichen würden. 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Reichstag zu Augsburg 1500.
Mittel die man bisher angewandt hatte eine Kriegsver-
faſſung und eine regelmäßigere Regierung zu gründen, nicht
ausreichen würden. Den gemeinen Pfennig einzubringen,
war allzuweit ausſehend; die Ereigniſſe entwickelten ſich
zu raſch, als daß ſich zu ihrer Erledigung immer erſt die
Stände hätten verſammeln können. An der Idee feſthal-
tend, von der man einmal durchdrungen war, beſchloß man
nun die Sache anders anzugreifen. Man faßte den Plan,
die Kriegsmacht, deren man bedurfte, durch eine Art von
Aushebung zuſammenzubringen. Immer vierhundert Ein-
wohner, nach ihren Pfarren zuſammentretend, ſollten einen
Mann zu Fuß ausrüſten und ins Feld ſtellen: eine Anord-
nung, wie ſie einige Zeit früher ſchon in Frankreich ver-
ſucht worden war; die zu dieſem Fußvolk gehörige Reite-
rei ſollte dann von den Fürſten Grafen und Herrn nach
beſtimmten Anſchlägen aufgebracht werden. Nur von de-
nen, die an dem Kriege nicht unmittelbar Theil nehmen
konnten, den Geiſtlichen, den Juden und den Dienſtboten,
wollte man eine Auflage einziehen, die zu einer Kriegscaſſe
dienen ſollte. Entwürfe welche ſich wie man ſieht an die
früheren unmittelbar anſchließen und eben ſo eine alle Un-
terthanen gleichmäßig umfaſſende Einheit des Reichs vor-
ausſetzen. Freudig nahm ſie Maximilian an: er berech-
nete ſich und ließ dem ſpaniſchen Botſchafter wiſſen, er
werde in Kurzem 30000 M. im Felde haben. Dagegen
gieng auch er auf einen Plan ein, den er vor fünf Jah-
ren zurückgewieſen, und der ihm ſeiner Natur nach wider-
wärtig ſeyn mußte: er fand es jetzt ſelbſt nothwendig, ei-
nen permanenten Reichsrath zu haben, der ihn und die
Stände des unaufhörlichen Ziehens auf die Reichstage
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