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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reichstag von Lindau 1496.

Maximilian hatte in den Verwirrungen jenes Som-
mers den günstigen Augenblick zu erkennen geglaubt, wo
er sich nur in Italien zu zeigen brauche, um mit Hülfe
seiner Bundesgenossen die kaiserliche Hoheit herzustellen.
Indem er die Stände des Reiches nach Lindau beschied,
wohin sie ihren gemeinen Pfennig und zugleich so viel
Truppen, als man davon besolden könne, mitbringen, und
von wo sie ihm dann sobald wie möglich nachfolgen soll-
ten, erklärte er doch zugleich, er könne ihrer nicht warten,
sondern werde unverzüglich mit der Macht die ihm Gott
gegeben, über die Berge ziehen.

Indem er dieß ausführte, und sich, jedoch mehr wie
zu einem abenteuerlichen Ritterzug als zu einem ernstlichen
Unternehmen ausgerüstet, nach Italien stürzte, versammel-
ten sich die Stände des Reiches allmählig in Lindau. Sie
kamen ohne Truppen Geld noch Geschütz; ihre Absicht
war ganz allein auf die innern Angelegenheiten gerichtet.
Wie sehr sie hiebei auf Churfürst Berthold rechneten, zeigt
unter anderm die Instruction der brandenburgischen Ge-
sandten, durch welche dieselben angewiesen werden, sich in
allen Dingen an diesen Fürsten zu halten. 1

Am 31sten August 1496 stiegen die Fürsten so viel
ihrer angelangt, zu Schiff und holten den Sohn des Kö-

1 In dem Berliner Archiv findet sich ein Convolut über die-
sen Reichstag, welches neben der Instruction, 1. die bis zur Ankunft
der Gesandten eingelaufenen Schreiben und die von den fremden
Gesandten gehaltenen Vorträge, 2. das Protocoll der Verhandlun-
gen von Freitag nach Dionysii 14 Oct. enthält. Dieses Protocoll
ist nun deswegen besonders merkwürdig weil der vornehmste Bevoll-
mächtigte Erasmus Brandenburg Pfarrer zu Cotbus Mitglied des
Ausschusses war und dessen Verhandlungen berichtet. Es ist großen-
theils von seiner Hand.
Reichstag von Lindau 1496.

Maximilian hatte in den Verwirrungen jenes Som-
mers den günſtigen Augenblick zu erkennen geglaubt, wo
er ſich nur in Italien zu zeigen brauche, um mit Hülfe
ſeiner Bundesgenoſſen die kaiſerliche Hoheit herzuſtellen.
Indem er die Stände des Reiches nach Lindau beſchied,
wohin ſie ihren gemeinen Pfennig und zugleich ſo viel
Truppen, als man davon beſolden könne, mitbringen, und
von wo ſie ihm dann ſobald wie möglich nachfolgen ſoll-
ten, erklärte er doch zugleich, er könne ihrer nicht warten,
ſondern werde unverzüglich mit der Macht die ihm Gott
gegeben, über die Berge ziehen.

Indem er dieß ausführte, und ſich, jedoch mehr wie
zu einem abenteuerlichen Ritterzug als zu einem ernſtlichen
Unternehmen ausgerüſtet, nach Italien ſtürzte, verſammel-
ten ſich die Stände des Reiches allmählig in Lindau. Sie
kamen ohne Truppen Geld noch Geſchütz; ihre Abſicht
war ganz allein auf die innern Angelegenheiten gerichtet.
Wie ſehr ſie hiebei auf Churfürſt Berthold rechneten, zeigt
unter anderm die Inſtruction der brandenburgiſchen Ge-
ſandten, durch welche dieſelben angewieſen werden, ſich in
allen Dingen an dieſen Fürſten zu halten. 1

Am 31ſten Auguſt 1496 ſtiegen die Fürſten ſo viel
ihrer angelangt, zu Schiff und holten den Sohn des Kö-

1 In dem Berliner Archiv findet ſich ein Convolut uͤber die-
ſen Reichstag, welches neben der Inſtruction, 1. die bis zur Ankunft
der Geſandten eingelaufenen Schreiben und die von den fremden
Geſandten gehaltenen Vortraͤge, 2. das Protocoll der Verhandlun-
gen von Freitag nach Dionyſii 14 Oct. enthaͤlt. Dieſes Protocoll
iſt nun deswegen beſonders merkwuͤrdig weil der vornehmſte Bevoll-
maͤchtigte Erasmus Brandenburg Pfarrer zu Cotbus Mitglied des
Ausſchuſſes war und deſſen Verhandlungen berichtet. Es iſt großen-
theils von ſeiner Hand.
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[123/0141] Reichstag von Lindau 1496. Maximilian hatte in den Verwirrungen jenes Som- mers den günſtigen Augenblick zu erkennen geglaubt, wo er ſich nur in Italien zu zeigen brauche, um mit Hülfe ſeiner Bundesgenoſſen die kaiſerliche Hoheit herzuſtellen. Indem er die Stände des Reiches nach Lindau beſchied, wohin ſie ihren gemeinen Pfennig und zugleich ſo viel Truppen, als man davon beſolden könne, mitbringen, und von wo ſie ihm dann ſobald wie möglich nachfolgen ſoll- ten, erklärte er doch zugleich, er könne ihrer nicht warten, ſondern werde unverzüglich mit der Macht die ihm Gott gegeben, über die Berge ziehen. Indem er dieß ausführte, und ſich, jedoch mehr wie zu einem abenteuerlichen Ritterzug als zu einem ernſtlichen Unternehmen ausgerüſtet, nach Italien ſtürzte, verſammel- ten ſich die Stände des Reiches allmählig in Lindau. Sie kamen ohne Truppen Geld noch Geſchütz; ihre Abſicht war ganz allein auf die innern Angelegenheiten gerichtet. Wie ſehr ſie hiebei auf Churfürſt Berthold rechneten, zeigt unter anderm die Inſtruction der brandenburgiſchen Ge- ſandten, durch welche dieſelben angewieſen werden, ſich in allen Dingen an dieſen Fürſten zu halten. 1 Am 31ſten Auguſt 1496 ſtiegen die Fürſten ſo viel ihrer angelangt, zu Schiff und holten den Sohn des Kö- 1 In dem Berliner Archiv findet ſich ein Convolut uͤber die- ſen Reichstag, welches neben der Inſtruction, 1. die bis zur Ankunft der Geſandten eingelaufenen Schreiben und die von den fremden Geſandten gehaltenen Vortraͤge, 2. das Protocoll der Verhandlun- gen von Freitag nach Dionyſii 14 Oct. enthaͤlt. Dieſes Protocoll iſt nun deswegen beſonders merkwuͤrdig weil der vornehmſte Bevoll- maͤchtigte Erasmus Brandenburg Pfarrer zu Cotbus Mitglied des Ausſchuſſes war und deſſen Verhandlungen berichtet. Es iſt großen- theils von ſeiner Hand.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/141>, abgerufen am 25.11.2024.