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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Andrea Corner Relatione 1724.

fatti in piu incontri l'evento ha comprovato i suoi lamenti, ma
perche ha havuto tutta la parte il timore. In cio la corte di
Vienna, o sia a caso o per la cognitione, rilevata del vero tem-
peramento del pontefice ha nel trattar seco fatta la profittevole
scielta delle minaccie e delle apprensioni.

Diese allgemeinen Bemerkungen führt er dann nach den einzelnen
Staaten weiter durch, bis er auf Venedig kommt, bei dessen nun
freilich nicht weltbedeutenden Verhältnissen er am längsten verweilt.

157.
Relatione di Andrea Corner Kr ritornato dall ambria di Roma
1724 25 Luglio.
(42 Bl.)

So lebhafte Antipathien erweckte Clemens XI. trotz des besten
Willens und einer untadelhaften Aufführung. Hier, wo er noch ein-
mal auftritt, sehen wir jedoch, daß sich wenigstens nach seinem Tode
die Stimmung gewaltig änderte. Dann bewunderte ihn Jedermann:
selbst diejenigen stimmten ein, die ihn kurz vorher getadelt. Man
fand, was man nie geglaubt, wenn er zuweilen mehr versprochen als
er habe halten können, so sey das wirklich Gutmüthigkeit gewesen.
Es kam an Tag, daß er aus seinem Privatvermögen die reichsten
Almosen ausgetheilt hatte, deren Betrag in 20 Jahren seiner Herr-
schaft sich bis auf 1 Million Sc. belief; eine Summe die er mit
gutem Gewissen seinem Hause hätte zuwenden können. Corner er-
zählt, Clemens habe kurz vor seinem Tode Cardinal Hannibal, sei-
nen Nepoten, um Verzeihung gebeten, daß er das Haus nicht besser
bedacht hinterlasse. (Parera che il pontificato di Clemente sia
stato effimero, quando fu de' piu lunghi).

In dem Conclave trat die Veränderung ein die man erwartete.
Mit wenigen Ausnahmen war das ganze Collegium unter Clemens XI
erneuert worden; aber da Cardinal Albani wie überhaupt an der Regie-
rung so auch an diesen Ernennungen nur wenig Antheil genommen, so
trennten sich die Cardinäle nach ihren Nationen. Zuerst ward Paulucci
vorgeschlagen, wie wir wissen, Staatssecretär des vorigen Papstes; allein
der kaiserliche Gesandte Graf Althan erklärte, sein Herr werde Pau-
lucci niemals als Papst anerkennen, er gebe dieß Ihren Eminenzen
zu bedenken. Nun hatten schon vorher einige Freunde des Hauses
Albani ihr Auge auf Michel Angelo Conti geworfen: einer von ih-
nen, Monsignor Riviera, wurde Secretär des Conclaves. Zuerst sprach
er darüber mit Cardinal Spinola, der nachdem er den Boden un-
tersucht und gefunden hatte, daß Conti nicht mißfalle, sich mit Ver-
gnügen an die Spitze der Partei stellte und ihn vorschlug. Graf
Althan fragte unverzüglich bei seinem Hofe an. Da kam es
nun Conti zu Statten, daß er Nuntius in Portugal gewesen und
dort die Gunst der Königin Maria Anna von Oestreich, Schwester
Carls VI, erworben hatte. Der östreichische Hof war für Conti;
auf die ganze östreichische Verwandtschaft, namentlich Portugal und
Polen, konnte man rechnen. Auch der spanische Gesandte befragte
seinen Hof; dessen Antwort war nicht günstig, aber sie kam zu spät
an; indeß war Innocenz XIII. schon gewählt (8. Mai 1721).


Andrea Corner Relatione 1724.

fatti in più incontri l’evento ha comprovato i suoi lamenti, ma
perchè ha havuto tutta la parte il timore. In ciò la corte di
Vienna, o sia a caso o per la cognitione, rilevata del vero tem-
peramento del pontefice ha nel trattar seco fatta la profittevole
scielta delle minaccie e delle apprensioni.

Dieſe allgemeinen Bemerkungen fuͤhrt er dann nach den einzelnen
Staaten weiter durch, bis er auf Venedig kommt, bei deſſen nun
freilich nicht weltbedeutenden Verhaͤltniſſen er am laͤngſten verweilt.

157.
Relatione di Andrea Corner Kr ritornato dall ambria di Roma
1724 25 Luglio.
(42 Bl.)

So lebhafte Antipathien erweckte Clemens XI. trotz des beſten
Willens und einer untadelhaften Auffuͤhrung. Hier, wo er noch ein-
mal auftritt, ſehen wir jedoch, daß ſich wenigſtens nach ſeinem Tode
die Stimmung gewaltig aͤnderte. Dann bewunderte ihn Jedermann:
ſelbſt diejenigen ſtimmten ein, die ihn kurz vorher getadelt. Man
fand, was man nie geglaubt, wenn er zuweilen mehr verſprochen als
er habe halten koͤnnen, ſo ſey das wirklich Gutmuͤthigkeit geweſen.
Es kam an Tag, daß er aus ſeinem Privatvermoͤgen die reichſten
Almoſen ausgetheilt hatte, deren Betrag in 20 Jahren ſeiner Herr-
ſchaft ſich bis auf 1 Million Sc. belief; eine Summe die er mit
gutem Gewiſſen ſeinem Hauſe haͤtte zuwenden koͤnnen. Corner er-
zaͤhlt, Clemens habe kurz vor ſeinem Tode Cardinal Hannibal, ſei-
nen Nepoten, um Verzeihung gebeten, daß er das Haus nicht beſſer
bedacht hinterlaſſe. (Parerà che il pontificato di Clemente sia
stato effimero, quando fu de’ più lunghi).

In dem Conclave trat die Veraͤnderung ein die man erwartete.
Mit wenigen Ausnahmen war das ganze Collegium unter Clemens XI
erneuert worden; aber da Cardinal Albani wie uͤberhaupt an der Regie-
rung ſo auch an dieſen Ernennungen nur wenig Antheil genommen, ſo
trennten ſich die Cardinaͤle nach ihren Nationen. Zuerſt ward Paulucci
vorgeſchlagen, wie wir wiſſen, Staatsſecretaͤr des vorigen Papſtes; allein
der kaiſerliche Geſandte Graf Althan erklaͤrte, ſein Herr werde Pau-
lucci niemals als Papſt anerkennen, er gebe dieß Ihren Eminenzen
zu bedenken. Nun hatten ſchon vorher einige Freunde des Hauſes
Albani ihr Auge auf Michel Angelo Conti geworfen: einer von ih-
nen, Monſignor Riviera, wurde Secretaͤr des Conclaves. Zuerſt ſprach
er daruͤber mit Cardinal Spinola, der nachdem er den Boden un-
terſucht und gefunden hatte, daß Conti nicht mißfalle, ſich mit Ver-
gnuͤgen an die Spitze der Partei ſtellte und ihn vorſchlug. Graf
Althan fragte unverzuͤglich bei ſeinem Hofe an. Da kam es
nun Conti zu Statten, daß er Nuntius in Portugal geweſen und
dort die Gunſt der Koͤnigin Maria Anna von Oeſtreich, Schweſter
Carls VI, erworben hatte. Der oͤſtreichiſche Hof war fuͤr Conti;
auf die ganze oͤſtreichiſche Verwandtſchaft, namentlich Portugal und
Polen, konnte man rechnen. Auch der ſpaniſche Geſandte befragte
ſeinen Hof; deſſen Antwort war nicht guͤnſtig, aber ſie kam zu ſpaͤt
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[501/0513] Andrea Corner Relatione 1724. fatti in più incontri l’evento ha comprovato i suoi lamenti, ma perchè ha havuto tutta la parte il timore. In ciò la corte di Vienna, o sia a caso o per la cognitione, rilevata del vero tem- peramento del pontefice ha nel trattar seco fatta la profittevole scielta delle minaccie e delle apprensioni. Dieſe allgemeinen Bemerkungen fuͤhrt er dann nach den einzelnen Staaten weiter durch, bis er auf Venedig kommt, bei deſſen nun freilich nicht weltbedeutenden Verhaͤltniſſen er am laͤngſten verweilt. 157. Relatione di Andrea Corner Kr ritornato dall ambria di Roma 1724 25 Luglio. (42 Bl.) So lebhafte Antipathien erweckte Clemens XI. trotz des beſten Willens und einer untadelhaften Auffuͤhrung. Hier, wo er noch ein- mal auftritt, ſehen wir jedoch, daß ſich wenigſtens nach ſeinem Tode die Stimmung gewaltig aͤnderte. Dann bewunderte ihn Jedermann: ſelbſt diejenigen ſtimmten ein, die ihn kurz vorher getadelt. Man fand, was man nie geglaubt, wenn er zuweilen mehr verſprochen als er habe halten koͤnnen, ſo ſey das wirklich Gutmuͤthigkeit geweſen. Es kam an Tag, daß er aus ſeinem Privatvermoͤgen die reichſten Almoſen ausgetheilt hatte, deren Betrag in 20 Jahren ſeiner Herr- ſchaft ſich bis auf 1 Million Sc. belief; eine Summe die er mit gutem Gewiſſen ſeinem Hauſe haͤtte zuwenden koͤnnen. Corner er- zaͤhlt, Clemens habe kurz vor ſeinem Tode Cardinal Hannibal, ſei- nen Nepoten, um Verzeihung gebeten, daß er das Haus nicht beſſer bedacht hinterlaſſe. (Parerà che il pontificato di Clemente sia stato effimero, quando fu de’ più lunghi). In dem Conclave trat die Veraͤnderung ein die man erwartete. Mit wenigen Ausnahmen war das ganze Collegium unter Clemens XI erneuert worden; aber da Cardinal Albani wie uͤberhaupt an der Regie- rung ſo auch an dieſen Ernennungen nur wenig Antheil genommen, ſo trennten ſich die Cardinaͤle nach ihren Nationen. Zuerſt ward Paulucci vorgeſchlagen, wie wir wiſſen, Staatsſecretaͤr des vorigen Papſtes; allein der kaiſerliche Geſandte Graf Althan erklaͤrte, ſein Herr werde Pau- lucci niemals als Papſt anerkennen, er gebe dieß Ihren Eminenzen zu bedenken. Nun hatten ſchon vorher einige Freunde des Hauſes Albani ihr Auge auf Michel Angelo Conti geworfen: einer von ih- nen, Monſignor Riviera, wurde Secretaͤr des Conclaves. Zuerſt ſprach er daruͤber mit Cardinal Spinola, der nachdem er den Boden un- terſucht und gefunden hatte, daß Conti nicht mißfalle, ſich mit Ver- gnuͤgen an die Spitze der Partei ſtellte und ihn vorſchlug. Graf Althan fragte unverzuͤglich bei ſeinem Hofe an. Da kam es nun Conti zu Statten, daß er Nuntius in Portugal geweſen und dort die Gunſt der Koͤnigin Maria Anna von Oeſtreich, Schweſter Carls VI, erworben hatte. Der oͤſtreichiſche Hof war fuͤr Conti; auf die ganze oͤſtreichiſche Verwandtſchaft, namentlich Portugal und Polen, konnte man rechnen. Auch der ſpaniſche Geſandte befragte ſeinen Hof; deſſen Antwort war nicht guͤnſtig, aber ſie kam zu ſpaͤt an; indeß war Innocenz XIII. ſchon gewaͤhlt (8. Mai 1721).

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/513>, abgerufen am 24.11.2024.