nigen. Aber alle diese Anführer erlitten Niederlagen. -- Er schil- dert nun, welcher Vortheil aus diesen Siegen hervorgegangen, in wel- chen Zustand die deutsche Kirche gelangt sey.
In Fulda hat die Gegenreformation in aller Heftigkeit wieder angefangen: in Osnabrück ist mit Hülfe der Infantin und der li- gistischen Armee die katholische Partei durchgedrungen: in Minden hat man Hoffnung einen Erzherzog zum Bischof zu machen: auch in Bremen hatte man durch eigene Sendungen die Domherrn bear- beitet einen katholischen Coadjutor zu wählen, doch war für dieß- mal ein dänischer Prinz durchgedrungen: aber wenigstens Duldung der katholischen Religion hofft der Nuntius in allen Hansestädten eintreten zu sehen: ihm scheint, der Kaiser könne sie geradezu anbe- fehlen, zumal da diese Städte von dem spanisch-portugiesischen Han- del große Vortheile ziehen: schon ist in Altona eine Kirche eröffnet, von der sich vieles für den Norden hoffen läßt: per potere in qual- che tempo fondarsi un seminario, onde possino pigliarsi operaj, dopo che avranno appreso la lingua Danica e Norvegica, per ridurre al lume delle vera fede quei popoli piu settentrionali.
Bei diesem Fortschritt findet Montorio zugleich eine Reform in dem Innern der deutschen Kirche unerläßlich. Die Prälaten kleiden sich weltlich, machen sich keinen Scrupel daraus, in den Krieg zu gehn: das Concubinat herrscht ganz öffentlich, und der Nuntius hat wegen dieses Fehlers einen sonst sehr geeigneten Candidaten, einen Hornberg, nicht zum Bisthum Würzburg gelangen lassen. Auch denken die deutschen Bischöfe wenig an den Papst; sie besetzen die Stellen in den vorbehaltenen Monaten, und durch ihre Beamten maßen sie sich viele unerlaubte Dinge an. Dispensano ne' gradi matrimoniali prohibiti, ad sacros ordines et beneficia vacata, super defectu natalium, concedono extra tempora, dispensano super defectu aetatis, anche talvolta hanno dispensato con persone institute in sacris di prender moglie. Sie nennen sich von Gottes Gna- den, ohne des apostolischen Stuhles zu gedenken, und behandeln ihre kirchlichen Güter fast wie Eigenthum. In den Klöstern steht es nicht besser. Die Aebte betragen sich als absolute Herrn. In den Städ- ten gibt es nichts als Bankette, Gesellschaften mit Männern und Frauen: in den Klöstern auf dem Lande treiben sie die Jagd, und man sieht nichts als Jagdhunde und Jagdgefolge.
Der Nuntius hätte gern Hand an eine Reform gelegt, doch ver- hinderten ihn ansteckende Krankheiten, die Kriegsunruhen und po- litische Geschäfte.
Auch von diesen handelt er sehr gut. Ich habe doch nicht alles aufnehmen können was er von der Uebertragung der Chur sagt, und will es hier nachholen.
Possono esser note a S. Beatne le cose all' hora occorse, ed io benche mi fossero giunti assai tardi i brevi che mi man- dava papa Gregorio, acciocche intervenissi alla dieta per tale effetto adunata in Ratisbona, mi mossi nondimeno nel maggior rigore dell' inverno con grandissime spese, disagi e pericoli per comparirvi: e condottomi sino ad Herbipoli da ministri di S. Sta e da principi elettori ivi congregati, a quali avevo dato av-
Montorio Rel. di Colonia 1624.
nigen. Aber alle dieſe Anfuͤhrer erlitten Niederlagen. — Er ſchil- dert nun, welcher Vortheil aus dieſen Siegen hervorgegangen, in wel- chen Zuſtand die deutſche Kirche gelangt ſey.
In Fulda hat die Gegenreformation in aller Heftigkeit wieder angefangen: in Osnabruͤck iſt mit Huͤlfe der Infantin und der li- giſtiſchen Armee die katholiſche Partei durchgedrungen: in Minden hat man Hoffnung einen Erzherzog zum Biſchof zu machen: auch in Bremen hatte man durch eigene Sendungen die Domherrn bear- beitet einen katholiſchen Coadjutor zu waͤhlen, doch war fuͤr dieß- mal ein daͤniſcher Prinz durchgedrungen: aber wenigſtens Duldung der katholiſchen Religion hofft der Nuntius in allen Hanſeſtaͤdten eintreten zu ſehen: ihm ſcheint, der Kaiſer koͤnne ſie geradezu anbe- fehlen, zumal da dieſe Staͤdte von dem ſpaniſch-portugieſiſchen Han- del große Vortheile ziehen: ſchon iſt in Altona eine Kirche eroͤffnet, von der ſich vieles fuͤr den Norden hoffen laͤßt: per potere in qual- che tempo fondarsi un seminario, onde possino pigliarsi operaj, dopo che avranno appreso la lingua Danica e Norvegica, per ridurre al lume delle vera fede quei popoli più settentrionali.
Bei dieſem Fortſchritt findet Montorio zugleich eine Reform in dem Innern der deutſchen Kirche unerlaͤßlich. Die Praͤlaten kleiden ſich weltlich, machen ſich keinen Scrupel daraus, in den Krieg zu gehn: das Concubinat herrſcht ganz oͤffentlich, und der Nuntius hat wegen dieſes Fehlers einen ſonſt ſehr geeigneten Candidaten, einen Hornberg, nicht zum Bisthum Wuͤrzburg gelangen laſſen. Auch denken die deutſchen Biſchoͤfe wenig an den Papſt; ſie beſetzen die Stellen in den vorbehaltenen Monaten, und durch ihre Beamten maßen ſie ſich viele unerlaubte Dinge an. Dispensano ne’ gradi matrimoniali prohibiti, ad sacros ordines et beneficia vacata, super defectu natalium, concedono extra tempora, dispensano super defectu aetatis, anche talvolta hanno dispensato con persone institute in sacris di prender moglie. Sie nennen ſich von Gottes Gna- den, ohne des apoſtoliſchen Stuhles zu gedenken, und behandeln ihre kirchlichen Guͤter faſt wie Eigenthum. In den Kloͤſtern ſteht es nicht beſſer. Die Aebte betragen ſich als abſolute Herrn. In den Staͤd- ten gibt es nichts als Bankette, Geſellſchaften mit Maͤnnern und Frauen: in den Kloͤſtern auf dem Lande treiben ſie die Jagd, und man ſieht nichts als Jagdhunde und Jagdgefolge.
Der Nuntius haͤtte gern Hand an eine Reform gelegt, doch ver- hinderten ihn anſteckende Krankheiten, die Kriegsunruhen und po- litiſche Geſchaͤfte.
Auch von dieſen handelt er ſehr gut. Ich habe doch nicht alles aufnehmen koͤnnen was er von der Uebertragung der Chur ſagt, und will es hier nachholen.
Possono esser note a S. Beatne le cose all’ hora occorse, ed io benche mi fossero giunti assai tardi i brevi che mi man- dava papa Gregorio, acciocche intervenissi alla dieta per tale effetto adunata in Ratisbona, mi mossi nondimeno nel maggior rigore dell’ inverno con grandissime spese, disagi e pericoli per comparirvi: e condottomi sino ad Herbipoli da ministri di S. Stà e da principi elettori ivi congregati, a quali avevo dato av-
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Montorio Rel. di Colonia 1624.
nigen. Aber alle dieſe Anfuͤhrer erlitten Niederlagen. — Er ſchil-
dert nun, welcher Vortheil aus dieſen Siegen hervorgegangen, in wel-
chen Zuſtand die deutſche Kirche gelangt ſey.
In Fulda hat die Gegenreformation in aller Heftigkeit wieder
angefangen: in Osnabruͤck iſt mit Huͤlfe der Infantin und der li-
giſtiſchen Armee die katholiſche Partei durchgedrungen: in Minden
hat man Hoffnung einen Erzherzog zum Biſchof zu machen: auch
in Bremen hatte man durch eigene Sendungen die Domherrn bear-
beitet einen katholiſchen Coadjutor zu waͤhlen, doch war fuͤr dieß-
mal ein daͤniſcher Prinz durchgedrungen: aber wenigſtens Duldung
der katholiſchen Religion hofft der Nuntius in allen Hanſeſtaͤdten
eintreten zu ſehen: ihm ſcheint, der Kaiſer koͤnne ſie geradezu anbe-
fehlen, zumal da dieſe Staͤdte von dem ſpaniſch-portugieſiſchen Han-
del große Vortheile ziehen: ſchon iſt in Altona eine Kirche eroͤffnet,
von der ſich vieles fuͤr den Norden hoffen laͤßt: per potere in qual-
che tempo fondarsi un seminario, onde possino pigliarsi operaj,
dopo che avranno appreso la lingua Danica e Norvegica, per
ridurre al lume delle vera fede quei popoli più settentrionali.
Bei dieſem Fortſchritt findet Montorio zugleich eine Reform in
dem Innern der deutſchen Kirche unerlaͤßlich. Die Praͤlaten kleiden ſich
weltlich, machen ſich keinen Scrupel daraus, in den Krieg zu gehn:
das Concubinat herrſcht ganz oͤffentlich, und der Nuntius hat wegen
dieſes Fehlers einen ſonſt ſehr geeigneten Candidaten, einen Hornberg,
nicht zum Bisthum Wuͤrzburg gelangen laſſen. Auch denken die
deutſchen Biſchoͤfe wenig an den Papſt; ſie beſetzen die Stellen in
den vorbehaltenen Monaten, und durch ihre Beamten maßen ſie ſich
viele unerlaubte Dinge an. Dispensano ne’ gradi matrimoniali
prohibiti, ad sacros ordines et beneficia vacata, super defectu
natalium, concedono extra tempora, dispensano super defectu
aetatis, anche talvolta hanno dispensato con persone institute
in sacris di prender moglie. Sie nennen ſich von Gottes Gna-
den, ohne des apoſtoliſchen Stuhles zu gedenken, und behandeln ihre
kirchlichen Guͤter faſt wie Eigenthum. In den Kloͤſtern ſteht es nicht
beſſer. Die Aebte betragen ſich als abſolute Herrn. In den Staͤd-
ten gibt es nichts als Bankette, Geſellſchaften mit Maͤnnern und
Frauen: in den Kloͤſtern auf dem Lande treiben ſie die Jagd, und
man ſieht nichts als Jagdhunde und Jagdgefolge.
Der Nuntius haͤtte gern Hand an eine Reform gelegt, doch ver-
hinderten ihn anſteckende Krankheiten, die Kriegsunruhen und po-
litiſche Geſchaͤfte.
Auch von dieſen handelt er ſehr gut. Ich habe doch nicht alles
aufnehmen koͤnnen was er von der Uebertragung der Chur ſagt, und
will es hier nachholen.
Possono esser note a S. Beatne le cose all’ hora occorse,
ed io benche mi fossero giunti assai tardi i brevi che mi man-
dava papa Gregorio, acciocche intervenissi alla dieta per tale
effetto adunata in Ratisbona, mi mossi nondimeno nel maggior
rigore dell’ inverno con grandissime spese, disagi e pericoli per
comparirvi: e condottomi sino ad Herbipoli da ministri di S.
Stà e da principi elettori ivi congregati, a quali avevo dato av-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/421>, abgerufen am 03.12.2024.
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