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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Leti.
die er nennt, ist keine einzige richtig. Woher aber schreibt sich sein
Verzeichniß? er kann es unmöglich völlig aus der Luft gegriffen
hahen. Es ist ein anderes in unsern Händen, vom Jahre 1592,
zwei Jahre nach dem Tode Sixtus V. Mit diesem stimmt das
Verzeichniß von Leti fast in allen Posten, auch in ihrer Ordnung
überein; in beiden heißt es z. B. nach einander: Dogana di Civita
vecchia 1977 sc., di Narni 400, di Rieti 100, gabella del studio di
Roma 26560, gabella del quadrino a libra di carne di Roma

20335 u. s. w. Welch eine Verwechselung ist dieß aber! Bei die-
sen Posten sind schon alle Veränderungen einbegriffen welche Sixtus
machte, und die ja nun eben detaillirt werden sollen. Ja nicht ein-
mal hiebei ist die Verwirrung stehn geblieben. Wahrscheinlich gerieth
Leti an eine schlechte Handschrift, wenn er nicht gar selbst einige
willkührliche Aenderungen anbrachte; wenigstens hat er die seltsam-
sten Abweichungen. Die Salara di Roma brachte 27654 Sc. ein,
er setzt 17654; tesoreria e salara di Romagna ertrug 71395
Sc., er setzt tesoreria e salario di Romagna 11395. Genug sein
Verzeichniß ist nicht einmal von einem andern Jahre richtig, son-
dern durchaus in allen seinen Theilen falsch und unbrauchbar.

3. Wir sehen schon, er compilirte ohne Urtheil und Kritik: --
er schrieb ab, aber flüchtig; wie wäre es auch möglich, daß er bei
seinem unaufhörlichen Flüchtlingsleben so viel Bücher durch wirklich
eigene Arbeit zu Stande gebracht hätte. Woher schöpfte er nun
dieß Mal seine Sachen?

Ueber das Leben Sixtus V. gibt uns ein Manuscript in der
Bibliothek Corsini zu Rom hinreichende Auskunft: "Detti e fatti
di papa Sisto V."

Auf den ersten Blick ergibt sich, daß dieses Werk im Wesentli-
chen durchaus die Arbeit von Leti ist. Vergleichen wir nur die erste
beste Stelle.

Z. B. sagt das Ms. bei Corsini. Il genitore di Sisto V si
chiamava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di
dove fu costretto non so per qual accidente partire, onde s'in-
camino per trovare la sua fortuna altrove: et essendo povero
e miserabile, non aveva da poter vivere, essendo solito sosten-
tarsi di quello alla giornata guadagnava grandemente faticando,
e con la propria industria viveva. Partitosi dunque da Farnese,
se ne ando a trovare un suo zio.

Leti hat gleich in der ersten Ausgabe: Il padre di Sisto si chia-
mava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di dove
fu constretto non so per qual' accidente occorsoli di partirsi, cio
che fece volentieri per cercar fortuna altrove, mentre per la po-
verta della sua casa non haveva di che vivere se non di quello
che lavorava con le proprie mani alla giornata. Partito di Far-
nese la matina, giunse la sera nelle grotte per consigliarsi con
un suo zio.

Es leuchtet ein, daß dieß ganz das Nemliche ist, mit einer leich-
sen Ueberarbeitung.

Ja zuweilen finden sich bei Leti kleine Einschiebsel: -- sogleich
kommen Ms. und Druck wieder völlig zusammen.


Und

Leti.
die er nennt, iſt keine einzige richtig. Woher aber ſchreibt ſich ſein
Verzeichniß? er kann es unmoͤglich voͤllig aus der Luft gegriffen
hahen. Es iſt ein anderes in unſern Haͤnden, vom Jahre 1592,
zwei Jahre nach dem Tode Sixtus V. Mit dieſem ſtimmt das
Verzeichniß von Leti faſt in allen Poſten, auch in ihrer Ordnung
uͤberein; in beiden heißt es z. B. nach einander: Dogana di Civita
vecchia 1977 sc., di Narni 400, di Rieti 100, gabella del studio di
Roma 26560, gabella del quadrino a libra di carne di Roma

20335 u. ſ. w. Welch eine Verwechſelung iſt dieß aber! Bei die-
ſen Poſten ſind ſchon alle Veraͤnderungen einbegriffen welche Sixtus
machte, und die ja nun eben detaillirt werden ſollen. Ja nicht ein-
mal hiebei iſt die Verwirrung ſtehn geblieben. Wahrſcheinlich gerieth
Leti an eine ſchlechte Handſchrift, wenn er nicht gar ſelbſt einige
willkuͤhrliche Aenderungen anbrachte; wenigſtens hat er die ſeltſam-
ſten Abweichungen. Die Salara di Roma brachte 27654 Sc. ein,
er ſetzt 17654; tesoreria e salara di Romagna ertrug 71395
Sc., er ſetzt tesoreria e salario di Romagna 11395. Genug ſein
Verzeichniß iſt nicht einmal von einem andern Jahre richtig, ſon-
dern durchaus in allen ſeinen Theilen falſch und unbrauchbar.

3. Wir ſehen ſchon, er compilirte ohne Urtheil und Kritik: —
er ſchrieb ab, aber fluͤchtig; wie waͤre es auch moͤglich, daß er bei
ſeinem unaufhoͤrlichen Fluͤchtlingsleben ſo viel Buͤcher durch wirklich
eigene Arbeit zu Stande gebracht haͤtte. Woher ſchoͤpfte er nun
dieß Mal ſeine Sachen?

Ueber das Leben Sixtus V. gibt uns ein Manuſcript in der
Bibliothek Corſini zu Rom hinreichende Auskunft: „Detti e fatti
di papa Sisto V.“

Auf den erſten Blick ergibt ſich, daß dieſes Werk im Weſentli-
chen durchaus die Arbeit von Leti iſt. Vergleichen wir nur die erſte
beſte Stelle.

Z. B. ſagt das Mſ. bei Corſini. Il genitore di Sisto V si
chiamava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di
dove fu costretto non so per qual accidente partire, onde s’in-
caminò per trovare la sua fortuna altrove: et essendo povero
e miserabile, non aveva da poter vivere, essendo solito sosten-
tarsi di quello alla giornata guadagnava grandemente faticando,
e con la propria industria viveva. Partitosi dunque da Farnese,
se ne andò a trovare un suo zio.

Leti hat gleich in der erſten Ausgabe: Il padre di Sisto si chia-
mava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di dove
fu constretto non so per qual’ accidente occorsoli di partirsi, ciò
che fece volentieri per cercar fortuna altrove, mentre per la po-
vertà della sua casa non haveva di che vivere se non di quello
che lavorava con le proprie mani alla giornata. Partito di Far-
nese la matina, giunse la sera nelle grotte per consigliarsi con
un suo zio.

Es leuchtet ein, daß dieß ganz das Nemliche iſt, mit einer leich-
ſen Ueberarbeitung.

Ja zuweilen finden ſich bei Leti kleine Einſchiebſel: — ſogleich
kommen Mſ. und Druck wieder voͤllig zuſammen.


Und
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[320/0332] Leti. die er nennt, iſt keine einzige richtig. Woher aber ſchreibt ſich ſein Verzeichniß? er kann es unmoͤglich voͤllig aus der Luft gegriffen hahen. Es iſt ein anderes in unſern Haͤnden, vom Jahre 1592, zwei Jahre nach dem Tode Sixtus V. Mit dieſem ſtimmt das Verzeichniß von Leti faſt in allen Poſten, auch in ihrer Ordnung uͤberein; in beiden heißt es z. B. nach einander: Dogana di Civita vecchia 1977 sc., di Narni 400, di Rieti 100, gabella del studio di Roma 26560, gabella del quadrino a libra di carne di Roma 20335 u. ſ. w. Welch eine Verwechſelung iſt dieß aber! Bei die- ſen Poſten ſind ſchon alle Veraͤnderungen einbegriffen welche Sixtus machte, und die ja nun eben detaillirt werden ſollen. Ja nicht ein- mal hiebei iſt die Verwirrung ſtehn geblieben. Wahrſcheinlich gerieth Leti an eine ſchlechte Handſchrift, wenn er nicht gar ſelbſt einige willkuͤhrliche Aenderungen anbrachte; wenigſtens hat er die ſeltſam- ſten Abweichungen. Die Salara di Roma brachte 27654 Sc. ein, er ſetzt 17654; tesoreria e salara di Romagna ertrug 71395 Sc., er ſetzt tesoreria e salario di Romagna 11395. Genug ſein Verzeichniß iſt nicht einmal von einem andern Jahre richtig, ſon- dern durchaus in allen ſeinen Theilen falſch und unbrauchbar. 3. Wir ſehen ſchon, er compilirte ohne Urtheil und Kritik: — er ſchrieb ab, aber fluͤchtig; wie waͤre es auch moͤglich, daß er bei ſeinem unaufhoͤrlichen Fluͤchtlingsleben ſo viel Buͤcher durch wirklich eigene Arbeit zu Stande gebracht haͤtte. Woher ſchoͤpfte er nun dieß Mal ſeine Sachen? Ueber das Leben Sixtus V. gibt uns ein Manuſcript in der Bibliothek Corſini zu Rom hinreichende Auskunft: „Detti e fatti di papa Sisto V.“ Auf den erſten Blick ergibt ſich, daß dieſes Werk im Weſentli- chen durchaus die Arbeit von Leti iſt. Vergleichen wir nur die erſte beſte Stelle. Z. B. ſagt das Mſ. bei Corſini. Il genitore di Sisto V si chiamava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di dove fu costretto non so per qual accidente partire, onde s’in- caminò per trovare la sua fortuna altrove: et essendo povero e miserabile, non aveva da poter vivere, essendo solito sosten- tarsi di quello alla giornata guadagnava grandemente faticando, e con la propria industria viveva. Partitosi dunque da Farnese, se ne andò a trovare un suo zio. Leti hat gleich in der erſten Ausgabe: Il padre di Sisto si chia- mava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di dove fu constretto non so per qual’ accidente occorsoli di partirsi, ciò che fece volentieri per cercar fortuna altrove, mentre per la po- vertà della sua casa non haveva di che vivere se non di quello che lavorava con le proprie mani alla giornata. Partito di Far- nese la matina, giunse la sera nelle grotte per consigliarsi con un suo zio. Es leuchtet ein, daß dieß ganz das Nemliche iſt, mit einer leich- ſen Ueberarbeitung. Ja zuweilen finden ſich bei Leti kleine Einſchiebſel: — ſogleich kommen Mſ. und Druck wieder voͤllig zuſammen. Und

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/332>, abgerufen am 25.11.2024.