Gunst des Königs von Spanien trug dazu noch beson- ders bei.
Wetteifernd mit so glänzenden Beispielen warfen sich nun auch die Barberini in diese Bahn. Zur Seite Ur- bans VIII. erhob sich dessen älterer Bruder Don Carlo als General der Kirche, ein ernster geübter Geschäftsmann, der wenig Worte machte, sich durch den Aufgang seines Glückes nicht blenden noch zu nichtigem Hochmuth verlei- ten ließ, und jetzt vor allem die Gründung eines gro- ßen Familienbesitzes ins Auge faßte 1). "Er weiß," heißt es in der Relation von 1625, "daß der Besitz des Geldes von dem großen Haufen unterscheidet: und hält es nicht für geziemend, daß wer einmal mit einem Papst in Verwandtschaft gestanden, nach dessen Tode in beschränk- ter Lage erscheine." Drei Söhne hatte Don Carlo, die nun unmittelbar zu einer großen Bedeutung gelangen muß- ten, Francesco, Antonio und Taddeo. Die beiden ersten widmeten sich geistlichen Aemtern. Francesco, der durch Bescheidenheit und Wohlwollen sich das allgemeine Zutrauen erwarb, und es zugleich verstand sich in die Launen sei- nes Oheims zu fügen, bekam die leitende Gewalt: die ihm, obwohl er sich im Ganzen gemäßigt hielt, doch in so lan- gen Jahren ganz von selbst bedeutende Reichthümer zufüh- ren mußte. Im Jahre 1625 hat er 40000 Sc., schon
1)Relatione de' quattro ambasciatori 1625. Nella sua casa e buon economo et ha mira di far danari, assai sapendo egli molto bene che l'oro accresce la riputatione agli uomini, anzi l'oro gli inalza e gli distingne vantaggiosamente nel cospetto del mondo.
Gruͤndung neuer Familien.
Gunſt des Koͤnigs von Spanien trug dazu noch beſon- ders bei.
Wetteifernd mit ſo glaͤnzenden Beiſpielen warfen ſich nun auch die Barberini in dieſe Bahn. Zur Seite Ur- bans VIII. erhob ſich deſſen aͤlterer Bruder Don Carlo als General der Kirche, ein ernſter geuͤbter Geſchaͤftsmann, der wenig Worte machte, ſich durch den Aufgang ſeines Gluͤckes nicht blenden noch zu nichtigem Hochmuth verlei- ten ließ, und jetzt vor allem die Gruͤndung eines gro- ßen Familienbeſitzes ins Auge faßte 1). „Er weiß,“ heißt es in der Relation von 1625, „daß der Beſitz des Geldes von dem großen Haufen unterſcheidet: und haͤlt es nicht fuͤr geziemend, daß wer einmal mit einem Papſt in Verwandtſchaft geſtanden, nach deſſen Tode in beſchraͤnk- ter Lage erſcheine.“ Drei Soͤhne hatte Don Carlo, die nun unmittelbar zu einer großen Bedeutung gelangen muß- ten, Francesco, Antonio und Taddeo. Die beiden erſten widmeten ſich geiſtlichen Aemtern. Francesco, der durch Beſcheidenheit und Wohlwollen ſich das allgemeine Zutrauen erwarb, und es zugleich verſtand ſich in die Launen ſei- nes Oheims zu fuͤgen, bekam die leitende Gewalt: die ihm, obwohl er ſich im Ganzen gemaͤßigt hielt, doch in ſo lan- gen Jahren ganz von ſelbſt bedeutende Reichthuͤmer zufuͤh- ren mußte. Im Jahre 1625 hat er 40000 Sc., ſchon
1)Relatione de’ quattro ambasciatori 1625. Nella sua casa è buon economo et ha mira di far danari, assai sapendo egli molto bene che l’oro accresce la riputatione agli uomini, anzi l’oro gli inalza e gli distingne vantaggiosamente nel cospetto del mondo.
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Gruͤndung neuer Familien.
Gunſt des Koͤnigs von Spanien trug dazu noch beſon-
ders bei.
Wetteifernd mit ſo glaͤnzenden Beiſpielen warfen ſich
nun auch die Barberini in dieſe Bahn. Zur Seite Ur-
bans VIII. erhob ſich deſſen aͤlterer Bruder Don Carlo
als General der Kirche, ein ernſter geuͤbter Geſchaͤftsmann,
der wenig Worte machte, ſich durch den Aufgang ſeines
Gluͤckes nicht blenden noch zu nichtigem Hochmuth verlei-
ten ließ, und jetzt vor allem die Gruͤndung eines gro-
ßen Familienbeſitzes ins Auge faßte 1). „Er weiß,“
heißt es in der Relation von 1625, „daß der Beſitz des
Geldes von dem großen Haufen unterſcheidet: und haͤlt
es nicht fuͤr geziemend, daß wer einmal mit einem Papſt
in Verwandtſchaft geſtanden, nach deſſen Tode in beſchraͤnk-
ter Lage erſcheine.“ Drei Soͤhne hatte Don Carlo, die
nun unmittelbar zu einer großen Bedeutung gelangen muß-
ten, Francesco, Antonio und Taddeo. Die beiden erſten
widmeten ſich geiſtlichen Aemtern. Francesco, der durch
Beſcheidenheit und Wohlwollen ſich das allgemeine Zutrauen
erwarb, und es zugleich verſtand ſich in die Launen ſei-
nes Oheims zu fuͤgen, bekam die leitende Gewalt: die ihm,
obwohl er ſich im Ganzen gemaͤßigt hielt, doch in ſo lan-
gen Jahren ganz von ſelbſt bedeutende Reichthuͤmer zufuͤh-
ren mußte. Im Jahre 1625 hat er 40000 Sc., ſchon
1) Relatione de’ quattro ambasciatori 1625. Nella sua casa
è buon economo et ha mira di far danari, assai sapendo egli
molto bene che l’oro accresce la riputatione agli uomini, anzi
l’oro gli inalza e gli distingne vantaggiosamente nel cospetto
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/33>, abgerufen am 24.11.2024.
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