Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Ludwig XIV. und Innocenz XI. sie abfaßte, haben seitdem immer als das Manifest der gal-licanischen Freiheiten gegolten. Die drei ersten wiederholen ältere Behauptungen: Unabhängigkeit der weltlichen Gewalt von der geistlichen, Superiorität eines Conciliums über den Papst, Unantastbarkeit der gallicanischen Gewohnheiten. Vor- züglich merkwürdig aber ist der vierte, weil er auch die geistliche Autorität beschränkt. "Selbst in Fragen des Glau- bens sey die Entscheidung des Papstes nicht unverbesserlich, so lange er die Beistimmung der Kirche nicht habe." Wir sehen, die beiden Gewalten unterstützten einander. Der König ward von den Einwirkungen der weltlichen, der Clerus von der unbedingten Autorität der geistlichen Gewalt des Papst- thums freigesprochen. Die Zeitgenossen fanden, wenn man in Frankreich ja noch innerhalb der katholischen Kirche sey, so stehe man doch schon auf der Schwelle um herauszutre- ten. Der König erhob jene Sätze zu einer Art von Glau- bensartikel, von symbolischem Buch. In allen Schulen sollte darnach gelehrt werden, Niemand einen Grad in der juristischen oder der theologischen Facultät erlangen können, der dieselben nicht beschwöre. Aber auch der Papst hatte noch eine Waffe. Der Kö- mano del re l'esaltatione e fortuna de' soggetti che lo com-
pongono, dominati sempre da nuove pretensioni e speranze si scorgono piu attaccati alle compiacenze del monarca che gli stessi secolari. Ludwig XIV. und Innocenz XI. ſie abfaßte, haben ſeitdem immer als das Manifeſt der gal-licaniſchen Freiheiten gegolten. Die drei erſten wiederholen aͤltere Behauptungen: Unabhaͤngigkeit der weltlichen Gewalt von der geiſtlichen, Superioritaͤt eines Conciliums uͤber den Papſt, Unantaſtbarkeit der gallicaniſchen Gewohnheiten. Vor- zuͤglich merkwuͤrdig aber iſt der vierte, weil er auch die geiſtliche Autoritaͤt beſchraͤnkt. „Selbſt in Fragen des Glau- bens ſey die Entſcheidung des Papſtes nicht unverbeſſerlich, ſo lange er die Beiſtimmung der Kirche nicht habe.“ Wir ſehen, die beiden Gewalten unterſtuͤtzten einander. Der Koͤnig ward von den Einwirkungen der weltlichen, der Clerus von der unbedingten Autoritaͤt der geiſtlichen Gewalt des Papſt- thums freigeſprochen. Die Zeitgenoſſen fanden, wenn man in Frankreich ja noch innerhalb der katholiſchen Kirche ſey, ſo ſtehe man doch ſchon auf der Schwelle um herauszutre- ten. Der Koͤnig erhob jene Saͤtze zu einer Art von Glau- bensartikel, von ſymboliſchem Buch. In allen Schulen ſollte darnach gelehrt werden, Niemand einen Grad in der juriſtiſchen oder der theologiſchen Facultaͤt erlangen koͤnnen, der dieſelben nicht beſchwoͤre. Aber auch der Papſt hatte noch eine Waffe. Der Koͤ- mano del re l’esaltatione e fortuna de’ soggetti che lo com-
pongono, dominati sempre da nuove pretensioni e speranze si scorgono più attaccati alle compiacenze del monarca che gli stessi secolari. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0177" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ludwig</hi><hi rendition="#aq">XIV.</hi><hi rendition="#g">und Innocenz</hi><hi rendition="#aq">XI.</hi></fw><lb/> ſie abfaßte, haben ſeitdem immer als das Manifeſt der gal-<lb/> licaniſchen Freiheiten gegolten. Die drei erſten wiederholen<lb/> aͤltere Behauptungen: Unabhaͤngigkeit der weltlichen Gewalt<lb/> von der geiſtlichen, Superioritaͤt eines Conciliums uͤber den<lb/> Papſt, Unantaſtbarkeit der gallicaniſchen Gewohnheiten. Vor-<lb/> zuͤglich merkwuͤrdig aber iſt der vierte, weil er auch die<lb/> geiſtliche Autoritaͤt beſchraͤnkt. „Selbſt in Fragen des Glau-<lb/> bens ſey die Entſcheidung des Papſtes nicht unverbeſſerlich,<lb/> ſo lange er die Beiſtimmung der Kirche nicht habe.“ Wir<lb/> ſehen, die beiden Gewalten unterſtuͤtzten einander. Der Koͤnig<lb/> ward von den Einwirkungen der weltlichen, der Clerus von<lb/> der unbedingten Autoritaͤt der geiſtlichen Gewalt des Papſt-<lb/> thums freigeſprochen. Die Zeitgenoſſen fanden, wenn man<lb/> in Frankreich ja noch innerhalb der katholiſchen Kirche ſey,<lb/> ſo ſtehe man doch ſchon auf der Schwelle um herauszutre-<lb/> ten. Der Koͤnig erhob jene Saͤtze zu einer Art von Glau-<lb/> bensartikel, von ſymboliſchem Buch. In allen Schulen<lb/> ſollte darnach gelehrt werden, Niemand einen Grad in der<lb/> juriſtiſchen oder der theologiſchen Facultaͤt erlangen koͤnnen,<lb/> der dieſelben nicht beſchwoͤre.</p><lb/> <p>Aber auch der Papſt hatte noch eine Waffe. Der Koͤ-<lb/> nig befoͤrderte vor allen andern die Urheber der Decla-<lb/> ration, die Mitglieder dieſer Verſammlung in die biſchoͤf-<lb/> lichen Aemter: Innocenz weigerte ſich ihnen die geiſtliche<lb/> Inſtitution zu geben. Die Einkuͤnfte mochten ſie genießen,<lb/><note xml:id="seg2pn_16_2" prev="#seg2pn_16_1" place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">mano del re l’esaltatione e fortuna de’ soggetti che lo com-<lb/> pongono, dominati sempre da nuove pretensioni e speranze si<lb/> scorgono più attaccati alle compiacenze del monarca che gli<lb/> stessi secolari.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0177]
Ludwig XIV. und Innocenz XI.
ſie abfaßte, haben ſeitdem immer als das Manifeſt der gal-
licaniſchen Freiheiten gegolten. Die drei erſten wiederholen
aͤltere Behauptungen: Unabhaͤngigkeit der weltlichen Gewalt
von der geiſtlichen, Superioritaͤt eines Conciliums uͤber den
Papſt, Unantaſtbarkeit der gallicaniſchen Gewohnheiten. Vor-
zuͤglich merkwuͤrdig aber iſt der vierte, weil er auch die
geiſtliche Autoritaͤt beſchraͤnkt. „Selbſt in Fragen des Glau-
bens ſey die Entſcheidung des Papſtes nicht unverbeſſerlich,
ſo lange er die Beiſtimmung der Kirche nicht habe.“ Wir
ſehen, die beiden Gewalten unterſtuͤtzten einander. Der Koͤnig
ward von den Einwirkungen der weltlichen, der Clerus von
der unbedingten Autoritaͤt der geiſtlichen Gewalt des Papſt-
thums freigeſprochen. Die Zeitgenoſſen fanden, wenn man
in Frankreich ja noch innerhalb der katholiſchen Kirche ſey,
ſo ſtehe man doch ſchon auf der Schwelle um herauszutre-
ten. Der Koͤnig erhob jene Saͤtze zu einer Art von Glau-
bensartikel, von ſymboliſchem Buch. In allen Schulen
ſollte darnach gelehrt werden, Niemand einen Grad in der
juriſtiſchen oder der theologiſchen Facultaͤt erlangen koͤnnen,
der dieſelben nicht beſchwoͤre.
Aber auch der Papſt hatte noch eine Waffe. Der Koͤ-
nig befoͤrderte vor allen andern die Urheber der Decla-
ration, die Mitglieder dieſer Verſammlung in die biſchoͤf-
lichen Aemter: Innocenz weigerte ſich ihnen die geiſtliche
Inſtitution zu geben. Die Einkuͤnfte mochten ſie genießen,
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2) mano del re l’esaltatione e fortuna de’ soggetti che lo com-
pongono, dominati sempre da nuove pretensioni e speranze si
scorgono più attaccati alle compiacenze del monarca che gli
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