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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Stellung d. röm. Hofes zu d. beiden Parteien.
nocenz X. auf, sein apostolisches Urtheil darüber auszu-
sprechen 1).

Und hierauf schritt man nun an dem römischen Hofe
zu einer förmlichen Untersuchung. Es ward eine Congre-
gation von vier Cardinälen gebildet, unter deren Aufsicht
dreizehn theologische Consultoren die Prüfung vornahmen.

Nun waren jene Sätze so beschaffen, daß sie auf den
ersten Blick lauter Heterodoxien enthielten, aber näher be-
trachtet sich doch wenigstens auch zum Theil in rechtgläu-
bigem Sinne erklären ließen 2). Unter der Commission zeig-
ten sich sogleich verschiedene Meinungen. Vier Mitglieder
derselben, zwei Dominicaner, ein Minorit, Luca Wadding,
und der Augustinergeneral fanden die Verdammung unrath-
sam. Die übrigen neun aber waren dafür 3). Es kam
nun darauf an, ob der Papst der Majorität beistimmen
würde.

Innocenz dem X. war die ganze Frage zuwider. Schon
an sich haßte er schwierigere theologische Untersuchun-
gen: aber überdieß sah er von dieser, wie er sich auch im-
mer erklären mochte, nur widerwärtige Folgen voraus.
Trotz der Entscheidung einer so großen Mehrheit konnte
er sich nicht entschließen. "Wenn er an den Rand des

1) Pallavicini: Vita di Alessandro VII: "accioche ben in-
formato dichiarasse cio che dovea permettersi o proibirsi intorno
cinque principali propositioni di quell' autore."
2) Racine: Abrege de l'histoire ecclesiastique tom. XI,
p. 15.
3) Pallavicini, der selbst unter den Consultoren war, theilt
diese Details mit. Von dem Papst sagt er: Il suo intelletto alie-
nissimo delle sottigliezze scolastiche.
10*

Stellung d. roͤm. Hofes zu d. beiden Parteien.
nocenz X. auf, ſein apoſtoliſches Urtheil daruͤber auszu-
ſprechen 1).

Und hierauf ſchritt man nun an dem roͤmiſchen Hofe
zu einer foͤrmlichen Unterſuchung. Es ward eine Congre-
gation von vier Cardinaͤlen gebildet, unter deren Aufſicht
dreizehn theologiſche Conſultoren die Pruͤfung vornahmen.

Nun waren jene Saͤtze ſo beſchaffen, daß ſie auf den
erſten Blick lauter Heterodoxien enthielten, aber naͤher be-
trachtet ſich doch wenigſtens auch zum Theil in rechtglaͤu-
bigem Sinne erklaͤren ließen 2). Unter der Commiſſion zeig-
ten ſich ſogleich verſchiedene Meinungen. Vier Mitglieder
derſelben, zwei Dominicaner, ein Minorit, Luca Wadding,
und der Auguſtinergeneral fanden die Verdammung unrath-
ſam. Die uͤbrigen neun aber waren dafuͤr 3). Es kam
nun darauf an, ob der Papſt der Majoritaͤt beiſtimmen
wuͤrde.

Innocenz dem X. war die ganze Frage zuwider. Schon
an ſich haßte er ſchwierigere theologiſche Unterſuchun-
gen: aber uͤberdieß ſah er von dieſer, wie er ſich auch im-
mer erklaͤren mochte, nur widerwaͤrtige Folgen voraus.
Trotz der Entſcheidung einer ſo großen Mehrheit konnte
er ſich nicht entſchließen. „Wenn er an den Rand des

1) Pallavicini: Vita di Alessandro VII: „acciochè ben in-
formato dichiarasse ciò che dovea permettersi o proibirsi intorno
cinque principali propositioni di quell’ autore.“
2) Racine: Abrégé de l’histoire ecclésiastique tom. XI,
p. 15.
3) Pallavicini, der ſelbſt unter den Conſultoren war, theilt
dieſe Details mit. Von dem Papſt ſagt er: Il suo intelletto alie-
nissimo delle sottigliezze scolastiche.
10*
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[147/0159] Stellung d. roͤm. Hofes zu d. beiden Parteien. nocenz X. auf, ſein apoſtoliſches Urtheil daruͤber auszu- ſprechen 1). Und hierauf ſchritt man nun an dem roͤmiſchen Hofe zu einer foͤrmlichen Unterſuchung. Es ward eine Congre- gation von vier Cardinaͤlen gebildet, unter deren Aufſicht dreizehn theologiſche Conſultoren die Pruͤfung vornahmen. Nun waren jene Saͤtze ſo beſchaffen, daß ſie auf den erſten Blick lauter Heterodoxien enthielten, aber naͤher be- trachtet ſich doch wenigſtens auch zum Theil in rechtglaͤu- bigem Sinne erklaͤren ließen 2). Unter der Commiſſion zeig- ten ſich ſogleich verſchiedene Meinungen. Vier Mitglieder derſelben, zwei Dominicaner, ein Minorit, Luca Wadding, und der Auguſtinergeneral fanden die Verdammung unrath- ſam. Die uͤbrigen neun aber waren dafuͤr 3). Es kam nun darauf an, ob der Papſt der Majoritaͤt beiſtimmen wuͤrde. Innocenz dem X. war die ganze Frage zuwider. Schon an ſich haßte er ſchwierigere theologiſche Unterſuchun- gen: aber uͤberdieß ſah er von dieſer, wie er ſich auch im- mer erklaͤren mochte, nur widerwaͤrtige Folgen voraus. Trotz der Entſcheidung einer ſo großen Mehrheit konnte er ſich nicht entſchließen. „Wenn er an den Rand des 1) Pallavicini: Vita di Alessandro VII: „acciochè ben in- formato dichiarasse ciò che dovea permettersi o proibirsi intorno cinque principali propositioni di quell’ autore.“ 2) Racine: Abrégé de l’histoire ecclésiastique tom. XI, p. 15. 3) Pallavicini, der ſelbſt unter den Conſultoren war, theilt dieſe Details mit. Von dem Papſt ſagt er: Il suo intelletto alie- nissimo delle sottigliezze scolastiche. 10*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/159>, abgerufen am 24.11.2024.