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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
schon vorhergehn. "Wenn Gott eine Seele retten will, so
fängt er inwendig an: -- ist das Herz nur einmal verän-
dert, wird nur erst wahre Reue empfunden, so folgt das
andere alles nach: die Absolution kann nur den ersten Strahl
der Gnade bezeichnen: wie ein Arzt nur den Bewegungen
und innern Wirkungen der Natur nachzugehn hat, so müs-
sen auch die Aerzte der Seele den Wirkungen der Gnade
nachfolgen." Oft wiederholt er, daß er selbst den ganzen
Weg von Versuchung und Sünde zu Zerknirschung, Ge-
bet und Erhebung durchgemacht habe. Nur Wenigen
theilte er sich mit: er that das jedes Mal ohne viel Worte,
mit dem Ausdrucke der Ruhe; aber da seine ganze Seele
von dem erfüllt war was er sprach, da er immer Gele-
genheit und innere Stimmung abwartete, sowohl in sich,
als in den Andern, so machte er einen unwiderstehlichen
Eindruck: unwillkürlich fühlten sich seine Zuhörer umge-
wandelt, die Thränen brechen ihnen hervor, ehe sie es ahn-
den 1). Gar bald schlossen sich ihm einige ausgezeichnete
Männer als entschiedene Proselyten an: -- Arnauld d'An-
dilly, der zu Cardinal Richelieu und Königin Anna von
Oestreich in engem Verhältniß stand, und in den wichtig-
sten Geschäften gebraucht ward: dessen Neffe, le Maitre,
der damals als der erste Redner vor dem Parlamente be-
wundert wurde, und die glänzendste Laufbahn vor sich hatte,
sich aber jetzt geradezu in eine Einsiedelei bei Paris zu-
rückzog. Angelique Arnauld, deren wir bereits gedachten,
und ihre Nonnen von Portroyal hingen mit der unbe-

1) Memoires pour servir a l'histoire de Portroyal par mr
Fontaine I, p. 225. Racine: Hist. de Portroyal p. 134.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
ſchon vorhergehn. „Wenn Gott eine Seele retten will, ſo
faͤngt er inwendig an: — iſt das Herz nur einmal veraͤn-
dert, wird nur erſt wahre Reue empfunden, ſo folgt das
andere alles nach: die Abſolution kann nur den erſten Strahl
der Gnade bezeichnen: wie ein Arzt nur den Bewegungen
und innern Wirkungen der Natur nachzugehn hat, ſo muͤſ-
ſen auch die Aerzte der Seele den Wirkungen der Gnade
nachfolgen.“ Oft wiederholt er, daß er ſelbſt den ganzen
Weg von Verſuchung und Suͤnde zu Zerknirſchung, Ge-
bet und Erhebung durchgemacht habe. Nur Wenigen
theilte er ſich mit: er that das jedes Mal ohne viel Worte,
mit dem Ausdrucke der Ruhe; aber da ſeine ganze Seele
von dem erfuͤllt war was er ſprach, da er immer Gele-
genheit und innere Stimmung abwartete, ſowohl in ſich,
als in den Andern, ſo machte er einen unwiderſtehlichen
Eindruck: unwillkuͤrlich fuͤhlten ſich ſeine Zuhoͤrer umge-
wandelt, die Thraͤnen brechen ihnen hervor, ehe ſie es ahn-
den 1). Gar bald ſchloſſen ſich ihm einige ausgezeichnete
Maͤnner als entſchiedene Proſelyten an: — Arnauld d’An-
dilly, der zu Cardinal Richelieu und Koͤnigin Anna von
Oeſtreich in engem Verhaͤltniß ſtand, und in den wichtig-
ſten Geſchaͤften gebraucht ward: deſſen Neffe, le Maitre,
der damals als der erſte Redner vor dem Parlamente be-
wundert wurde, und die glaͤnzendſte Laufbahn vor ſich hatte,
ſich aber jetzt geradezu in eine Einſiedelei bei Paris zu-
ruͤckzog. Angelique Arnauld, deren wir bereits gedachten,
und ihre Nonnen von Portroyal hingen mit der unbe-

1) Mémoires pour servir a l’histoire de Portroyal par mr
Fontaine I, p. 225. Racine: Hist. de Portroyal p. 134.
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[140/0152] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. ſchon vorhergehn. „Wenn Gott eine Seele retten will, ſo faͤngt er inwendig an: — iſt das Herz nur einmal veraͤn- dert, wird nur erſt wahre Reue empfunden, ſo folgt das andere alles nach: die Abſolution kann nur den erſten Strahl der Gnade bezeichnen: wie ein Arzt nur den Bewegungen und innern Wirkungen der Natur nachzugehn hat, ſo muͤſ- ſen auch die Aerzte der Seele den Wirkungen der Gnade nachfolgen.“ Oft wiederholt er, daß er ſelbſt den ganzen Weg von Verſuchung und Suͤnde zu Zerknirſchung, Ge- bet und Erhebung durchgemacht habe. Nur Wenigen theilte er ſich mit: er that das jedes Mal ohne viel Worte, mit dem Ausdrucke der Ruhe; aber da ſeine ganze Seele von dem erfuͤllt war was er ſprach, da er immer Gele- genheit und innere Stimmung abwartete, ſowohl in ſich, als in den Andern, ſo machte er einen unwiderſtehlichen Eindruck: unwillkuͤrlich fuͤhlten ſich ſeine Zuhoͤrer umge- wandelt, die Thraͤnen brechen ihnen hervor, ehe ſie es ahn- den 1). Gar bald ſchloſſen ſich ihm einige ausgezeichnete Maͤnner als entſchiedene Proſelyten an: — Arnauld d’An- dilly, der zu Cardinal Richelieu und Koͤnigin Anna von Oeſtreich in engem Verhaͤltniß ſtand, und in den wichtig- ſten Geſchaͤften gebraucht ward: deſſen Neffe, le Maitre, der damals als der erſte Redner vor dem Parlamente be- wundert wurde, und die glaͤnzendſte Laufbahn vor ſich hatte, ſich aber jetzt geradezu in eine Einſiedelei bei Paris zu- ruͤckzog. Angelique Arnauld, deren wir bereits gedachten, und ihre Nonnen von Portroyal hingen mit der unbe- 1) Mémoires pour servir a l’histoire de Portroyal par mr Fontaine I, p. 225. Racine: Hist. de Portroyal p. 134.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/152>, abgerufen am 23.11.2024.