Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh. mit Theilnahme abgewinnenden, beschäftigenden Interessengefunden hätte, wie am Hofe zu Rom. Die Gewalt fühlte man wenig: die herrschenden Geschlechter theilten im Grunde Glanz und Macht; auch die geistlichen Anforderungen konn- ten nicht mehr in aller ihrer Strenge durchgesetzt werden: sie fanden schon in der Gesinnung der Welt einen merkli- chen Widerstand. Man möchte sagen: die im Laufe der Zeiten emporgekommenen geistigen Antriebe und Persön- lichkeiten bewegten sich in schwelgerischem Gleichgewicht. Eine andere Frage war aber, wie man von hier aus Denn ohne Zweifel hatte der Hof oder vielmehr die Schon unter Alexander VII. hatte sich das Institut 1) Discorso del dominio temporale e spirituale del S. Pon-
tefice Romano 1664. MS. Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. mit Theilnahme abgewinnenden, beſchaͤftigenden Intereſſengefunden haͤtte, wie am Hofe zu Rom. Die Gewalt fuͤhlte man wenig: die herrſchenden Geſchlechter theilten im Grunde Glanz und Macht; auch die geiſtlichen Anforderungen konn- ten nicht mehr in aller ihrer Strenge durchgeſetzt werden: ſie fanden ſchon in der Geſinnung der Welt einen merkli- chen Widerſtand. Man moͤchte ſagen: die im Laufe der Zeiten emporgekommenen geiſtigen Antriebe und Perſoͤn- lichkeiten bewegten ſich in ſchwelgeriſchem Gleichgewicht. Eine andere Frage war aber, wie man von hier aus Denn ohne Zweifel hatte der Hof oder vielmehr die Schon unter Alexander VII. hatte ſich das Inſtitut 1) Discorso del dominio temporale e spirituale del S. Pon-
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Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
mit Theilnahme abgewinnenden, beſchaͤftigenden Intereſſen
gefunden haͤtte, wie am Hofe zu Rom. Die Gewalt fuͤhlte
man wenig: die herrſchenden Geſchlechter theilten im Grunde
Glanz und Macht; auch die geiſtlichen Anforderungen konn-
ten nicht mehr in aller ihrer Strenge durchgeſetzt werden:
ſie fanden ſchon in der Geſinnung der Welt einen merkli-
chen Widerſtand. Man moͤchte ſagen: die im Laufe der
Zeiten emporgekommenen geiſtigen Antriebe und Perſoͤn-
lichkeiten bewegten ſich in ſchwelgeriſchem Gleichgewicht.
Eine andere Frage war aber, wie man von hier aus
Kirche und Staat regieren werde.
Denn ohne Zweifel hatte der Hof oder vielmehr die
Praͤlatur, welche eigentlich erſt die vollguͤltigen Mitglieder
der Curie umfaßte, dieſe Verwaltung in ihren Haͤnden.
Schon unter Alexander VII. hatte ſich das Inſtitut
der Praͤlatur in ſeinen modernen Formen ausgebildet. Um
Referendario di Segnatura zu werden, wovon alles abhing,
mußte man Doctor Juris ſeyn, 3 Jahre bei einem Advo-
caten gearbeitet, ein beſtimmtes Alter erreicht haben, ein be-
ſtimmtes Vermoͤgen beſitzen, und uͤbrigens keinen Tadel dar-
bieten. Das Alter war fruͤher auf 25 Jahre, das Vermoͤgen
auf ein Einkommen von 1000 Sc. feſtgeſetzt; Alexander traf
die ziemlich ariſtokratiſche Abaͤnderung, daß nur 21 Jahre
erforderlich ſeyn, aber dagegen 1500 Scudi feſte Einkuͤnfte
nachgewieſen werden ſollten. Wer dieſen Anforderungen
genuͤgte, ward von dem Prefetto di Segnatura eingekleidet,
und mit dem Vortrag uͤber zwei Streitſachen vor verſam-
melter Segnatura beauftragt 1). So ergriff er Beſitz: ſo
1) Discorso del dominio temporale e spirituale del S. Pon-
tefice Romano 1664. MS.
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