Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh. tificat gefallen, erschöpfte die apostolische Casse, um dießEreigniß feierlich zu begehn; nicht wie eine Büßende, son- dern triumphirend zog sie in Rom ein 1). In den er- sten Jahren finden wir sie noch oft auf Reisen: wir be- gegnen ihr in Deutschland, ein paar Mal in Frankreich, selbst in Schweden: politischen Bestrebungen blieb sie nicht immer so fern, wie sie wohl anfangs beabsichtigt hatte; sie unterhandelte einmal alles Ernstes, und nicht ohne eine gewisse Aussicht, die Krone von Polen an sich zu bringen, wobei sie wenigstens hätte katholisch bleiben können; ein ander Mal zog sie sich den Verdacht zu, Neapel in fran- zösischem Interesse angreifen zu wollen: die Nothwendigkeit für ihre Pension zu sorgen, mit deren Bezahlung es gar oft mißlich stand, ließ ihr selten vollkommene Ruhe. Daß sie keine Krone trug und doch die volle Autonomie eines ge- krönten Hauptes in Anspruch nahm, zumal in dem Sinne wie sie das verstand, hatte ein paar Mal sehr bedenkliche Folgen. Wer könnte die grausame Sentenz entschuldigen, die sie in Fontainebleau in ihrer eigenen Sache über ein Mitglied ihres Haushaltes Monaldeschi aussprach und von dessen Ankläger und persönlichem Feinde vollstrecken ließ? 1) Relatione de' IV ambasciatori: Il sospetto che prese
papa Innocentio che il ricevimento dovesse costarli caro ritardo il suo arrivo in Roma: e contento quel buon pontefice del ri- sparmio del danaro lascio la gloria intiera al suo successore d'accomplire a questa memoranda funtione. Intorno a cio ri- trovammo al nostro giongere in Roma occupate le maggiori applicationi della corte, et al ritorno ci si fece vedere tutto lo stato della chiesa involto in facende et a gara l'una citta dell' al- tra chi sapeva fare maggiore ostentatione di pomposi accogli- menti. Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. tificat gefallen, erſchoͤpfte die apoſtoliſche Caſſe, um dießEreigniß feierlich zu begehn; nicht wie eine Buͤßende, ſon- dern triumphirend zog ſie in Rom ein 1). In den er- ſten Jahren finden wir ſie noch oft auf Reiſen: wir be- gegnen ihr in Deutſchland, ein paar Mal in Frankreich, ſelbſt in Schweden: politiſchen Beſtrebungen blieb ſie nicht immer ſo fern, wie ſie wohl anfangs beabſichtigt hatte; ſie unterhandelte einmal alles Ernſtes, und nicht ohne eine gewiſſe Ausſicht, die Krone von Polen an ſich zu bringen, wobei ſie wenigſtens haͤtte katholiſch bleiben koͤnnen; ein ander Mal zog ſie ſich den Verdacht zu, Neapel in fran- zoͤſiſchem Intereſſe angreifen zu wollen: die Nothwendigkeit fuͤr ihre Penſion zu ſorgen, mit deren Bezahlung es gar oft mißlich ſtand, ließ ihr ſelten vollkommene Ruhe. Daß ſie keine Krone trug und doch die volle Autonomie eines ge- kroͤnten Hauptes in Anſpruch nahm, zumal in dem Sinne wie ſie das verſtand, hatte ein paar Mal ſehr bedenkliche Folgen. Wer koͤnnte die grauſame Sentenz entſchuldigen, die ſie in Fontainebleau in ihrer eigenen Sache uͤber ein Mitglied ihres Haushaltes Monaldeschi ausſprach und von deſſen Anklaͤger und perſoͤnlichem Feinde vollſtrecken ließ? 1) Relatione de’ IV ambasciatori: Il sospetto che prese
papa Innocentio che il ricevimento dovesse costarli caro ritardò il suo arrivo in Roma: e contento quel buon pontefice del ri- sparmio del danaro lasciò la gloria intiera al suo successore d’accomplire a questa memoranda funtione. Intorno a ciò ri- trovammo al nostro giongere in Roma occupate le maggiori applicationi della corte, et al ritorno ci si fece vedere tutto lo stato della chiesa involto in facende et a gara l’una città dell’ al- tra chi sapeva fare maggiore ostentatione di pomposi accogli- menti. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0110" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh</hi>.</fw><lb/> tificat gefallen, erſchoͤpfte die apoſtoliſche Caſſe, um dieß<lb/> Ereigniß feierlich zu begehn; nicht wie eine Buͤßende, ſon-<lb/> dern triumphirend zog ſie in Rom ein <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Relatione de’ IV ambasciatori: Il sospetto che prese<lb/> papa Innocentio che il ricevimento dovesse costarli caro ritardò<lb/> il suo arrivo in Roma: e contento quel buon pontefice del ri-<lb/> sparmio del danaro lasciò la gloria intiera al suo successore<lb/> d’accomplire a questa memoranda funtione. Intorno a ciò ri-<lb/> trovammo al nostro giongere in Roma occupate le maggiori<lb/> applicationi della corte, et al ritorno ci si fece vedere tutto lo<lb/> stato della chiesa involto in facende et a gara l’una città dell’ al-<lb/> tra chi sapeva fare maggiore ostentatione di pomposi accogli-<lb/> menti.</hi></note>. In den er-<lb/> ſten Jahren finden wir ſie noch oft auf Reiſen: wir be-<lb/> gegnen ihr in Deutſchland, ein paar Mal in Frankreich,<lb/> ſelbſt in Schweden: politiſchen Beſtrebungen blieb ſie nicht<lb/> immer ſo fern, wie ſie wohl anfangs beabſichtigt hatte;<lb/> ſie unterhandelte einmal alles Ernſtes, und nicht ohne eine<lb/> gewiſſe Ausſicht, die Krone von Polen an ſich zu bringen,<lb/> wobei ſie wenigſtens haͤtte katholiſch bleiben koͤnnen; ein<lb/> ander Mal zog ſie ſich den Verdacht zu, Neapel in fran-<lb/> zoͤſiſchem Intereſſe angreifen zu wollen: die Nothwendigkeit<lb/> fuͤr ihre Penſion zu ſorgen, mit deren Bezahlung es gar oft<lb/> mißlich ſtand, ließ ihr ſelten vollkommene Ruhe. Daß ſie<lb/> keine Krone trug und doch die volle Autonomie eines ge-<lb/> kroͤnten Hauptes in Anſpruch nahm, zumal in dem Sinne<lb/> wie ſie das verſtand, hatte ein paar Mal ſehr bedenkliche<lb/> Folgen. Wer koͤnnte die grauſame Sentenz entſchuldigen,<lb/> die ſie in Fontainebleau in ihrer eigenen Sache uͤber ein<lb/> Mitglied ihres Haushaltes Monaldeschi ausſprach und von<lb/> deſſen Anklaͤger und perſoͤnlichem Feinde vollſtrecken ließ?<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0110]
Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
tificat gefallen, erſchoͤpfte die apoſtoliſche Caſſe, um dieß
Ereigniß feierlich zu begehn; nicht wie eine Buͤßende, ſon-
dern triumphirend zog ſie in Rom ein 1). In den er-
ſten Jahren finden wir ſie noch oft auf Reiſen: wir be-
gegnen ihr in Deutſchland, ein paar Mal in Frankreich,
ſelbſt in Schweden: politiſchen Beſtrebungen blieb ſie nicht
immer ſo fern, wie ſie wohl anfangs beabſichtigt hatte;
ſie unterhandelte einmal alles Ernſtes, und nicht ohne eine
gewiſſe Ausſicht, die Krone von Polen an ſich zu bringen,
wobei ſie wenigſtens haͤtte katholiſch bleiben koͤnnen; ein
ander Mal zog ſie ſich den Verdacht zu, Neapel in fran-
zoͤſiſchem Intereſſe angreifen zu wollen: die Nothwendigkeit
fuͤr ihre Penſion zu ſorgen, mit deren Bezahlung es gar oft
mißlich ſtand, ließ ihr ſelten vollkommene Ruhe. Daß ſie
keine Krone trug und doch die volle Autonomie eines ge-
kroͤnten Hauptes in Anſpruch nahm, zumal in dem Sinne
wie ſie das verſtand, hatte ein paar Mal ſehr bedenkliche
Folgen. Wer koͤnnte die grauſame Sentenz entſchuldigen,
die ſie in Fontainebleau in ihrer eigenen Sache uͤber ein
Mitglied ihres Haushaltes Monaldeschi ausſprach und von
deſſen Anklaͤger und perſoͤnlichem Feinde vollſtrecken ließ?
1) Relatione de’ IV ambasciatori: Il sospetto che prese
papa Innocentio che il ricevimento dovesse costarli caro ritardò
il suo arrivo in Roma: e contento quel buon pontefice del ri-
sparmio del danaro lasciò la gloria intiera al suo successore
d’accomplire a questa memoranda funtione. Intorno a ciò ri-
trovammo al nostro giongere in Roma occupate le maggiori
applicationi della corte, et al ritorno ci si fece vedere tutto lo
stato della chiesa involto in facende et a gara l’una città dell’ al-
tra chi sapeva fare maggiore ostentatione di pomposi accogli-
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