Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch VII. Kap. 3. Gegensatz des Hauses Oestreich, ermannten sich, sondern auch diefranzösischen, die Gegner Richelieus selbst, faßten unter der neuen politischen Combination wieder Muth. Sie selbst sagen, sie hätten gehofft, im schlimmsten Falle durch die jetzigen Verbündeten des Königs wieder mit ihm ausgesöhnt zu werden 1). Rohan erhob sich zu Lande, Soubise zur See. Im Mai 1625 waren die Hugenotten weit und breit in den Waffen. Und in demselben Momente traten dem Cardinal auf 1) Memoires de Rohan P. I, p. 146: "esperant que s'il venoit a bout, les allies et ligues avec le roi le porteroient plus facilement a un accommodement." 2) Relatione di P. Contarini: S. Sta (er spricht von der er-
sten Zeit nachdem die Nachricht eingelaufen war) sommamente dis- gustata, stimando poco rispetto s'havesse portato alle sue in- segne, del continuo e grandemente se ne querelava. Buch VII. Kap. 3. Gegenſatz des Hauſes Oeſtreich, ermannten ſich, ſondern auch diefranzoͤſiſchen, die Gegner Richelieus ſelbſt, faßten unter der neuen politiſchen Combination wieder Muth. Sie ſelbſt ſagen, ſie haͤtten gehofft, im ſchlimmſten Falle durch die jetzigen Verbuͤndeten des Koͤnigs wieder mit ihm ausgeſoͤhnt zu werden 1). Rohan erhob ſich zu Lande, Soubiſe zur See. Im Mai 1625 waren die Hugenotten weit und breit in den Waffen. Und in demſelben Momente traten dem Cardinal auf 1) Mémoires de Rohan P. I, p. 146: „esperant que s’il venoit à bout, les alliés et ligués avec le roi le porteroient plus facilement à un accommodement.“ 2) Relatione di P. Contarini: S. Stà (er ſpricht von der er-
ſten Zeit nachdem die Nachricht eingelaufen war) sommamente dis- gustata, stimando poco rispetto s’havesse portato alle sue in- segne, del continuo e grandemente se ne querelava. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0522" n="510"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VII.</hi><hi rendition="#g">Kap. 3. Gegenſatz</hi></fw><lb/> des Hauſes Oeſtreich, ermannten ſich, ſondern auch die<lb/> franzoͤſiſchen, die Gegner Richelieus ſelbſt, faßten unter der<lb/> neuen politiſchen Combination wieder Muth. Sie ſelbſt<lb/> ſagen, ſie haͤtten gehofft, im ſchlimmſten Falle durch die<lb/> jetzigen Verbuͤndeten des Koͤnigs wieder mit ihm ausgeſoͤhnt<lb/> zu werden <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Mémoires de Rohan P. I, p. 146: „esperant que s’il<lb/> venoit à bout, les alliés et ligués avec le roi le porteroient<lb/> plus facilement à un accommodement.“</hi></note>. Rohan erhob ſich zu Lande, Soubiſe zur<lb/> See. Im Mai 1625 waren die Hugenotten weit und breit<lb/> in den Waffen.</p><lb/> <p>Und in demſelben Momente traten dem Cardinal auf<lb/> der andern Seite vielleicht noch gefaͤhrlichere Feinde hervor.<lb/> Bei aller ſeiner Neigung zu Frankreich beſaß Urban <hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/> doch zu viel Selbſtgefuͤhl, als daß er die Verjagung ſeiner<lb/> Garniſonen aus Graubuͤndten ſo leicht haͤtte verſchmerzen ſol-<lb/> len <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Relatione di P. Contarini: S. S<hi rendition="#sup">tà</hi></hi> (er ſpricht von der er-<lb/> ſten Zeit nachdem die Nachricht eingelaufen war) <hi rendition="#aq">sommamente dis-<lb/> gustata, stimando poco rispetto s’havesse portato alle sue in-<lb/> segne, del continuo e grandemente se ne querelava.</hi></note>. Er ließ Truppen werben und nach dem Mailaͤn-<lb/> diſchen vorruͤcken, in der ausgeſprochenen Abſicht mit den<lb/> Spaniern im Bunde die verlornen Plaͤtze wieder einzuneh-<lb/> men. Wohl mag es ſeyn, daß auf dieſe Kriegsbedrohun-<lb/> gen wenig zu geben war. Allein um ſo mehr hatte die<lb/> kirchliche Einwirkung zu bedeuten, die ſich damit ver-<lb/> knuͤpfte. Die Klagen des paͤpſtlichen Nuntius, daß der<lb/> allerchriſtlichſte Koͤnig der Gehuͤlfe ketzeriſcher Fuͤrſten ſeyn<lb/> wolle, fanden Anklang in Frankreich: die Jeſuiten traten<lb/> mit ihren ultramontanen Doctrinen hervor: von den Stren-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [510/0522]
Buch VII. Kap. 3. Gegenſatz
des Hauſes Oeſtreich, ermannten ſich, ſondern auch die
franzoͤſiſchen, die Gegner Richelieus ſelbſt, faßten unter der
neuen politiſchen Combination wieder Muth. Sie ſelbſt
ſagen, ſie haͤtten gehofft, im ſchlimmſten Falle durch die
jetzigen Verbuͤndeten des Koͤnigs wieder mit ihm ausgeſoͤhnt
zu werden 1). Rohan erhob ſich zu Lande, Soubiſe zur
See. Im Mai 1625 waren die Hugenotten weit und breit
in den Waffen.
Und in demſelben Momente traten dem Cardinal auf
der andern Seite vielleicht noch gefaͤhrlichere Feinde hervor.
Bei aller ſeiner Neigung zu Frankreich beſaß Urban VIII.
doch zu viel Selbſtgefuͤhl, als daß er die Verjagung ſeiner
Garniſonen aus Graubuͤndten ſo leicht haͤtte verſchmerzen ſol-
len 2). Er ließ Truppen werben und nach dem Mailaͤn-
diſchen vorruͤcken, in der ausgeſprochenen Abſicht mit den
Spaniern im Bunde die verlornen Plaͤtze wieder einzuneh-
men. Wohl mag es ſeyn, daß auf dieſe Kriegsbedrohun-
gen wenig zu geben war. Allein um ſo mehr hatte die
kirchliche Einwirkung zu bedeuten, die ſich damit ver-
knuͤpfte. Die Klagen des paͤpſtlichen Nuntius, daß der
allerchriſtlichſte Koͤnig der Gehuͤlfe ketzeriſcher Fuͤrſten ſeyn
wolle, fanden Anklang in Frankreich: die Jeſuiten traten
mit ihren ultramontanen Doctrinen hervor: von den Stren-
1) Mémoires de Rohan P. I, p. 146: „esperant que s’il
venoit à bout, les alliés et ligués avec le roi le porteroient
plus facilement à un accommodement.“
2) Relatione di P. Contarini: S. Stà (er ſpricht von der er-
ſten Zeit nachdem die Nachricht eingelaufen war) sommamente dis-
gustata, stimando poco rispetto s’havesse portato alle sue in-
segne, del continuo e grandemente se ne querelava.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |