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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 2. Missionen.

Indessen faßte man auch alle griechischen Christen im
türkischen Reiche ins Auge: die Päpste schickten Mission
auf Mission aus. Unter den Maroniten war durch einige
Jesuiten die römische Professio fidei eingeführt worden: ei-
nen nestorianischen Archimandriten finden wir 1614 zu Rom,
der den Lehren des Nestorius im Namen einer großen Menge
von Anhängern entsagt: in Constantinopel ist eine jesuiti-
sche Mission eingerichtet, die daselbst durch den Einfluß
des französischen Gesandten eine gewisse Festigkeit und Hal-
tung bekommt, der es unter andern gelingt den Patriar-
chen Cyrillus Lucaris, der sich zu protestantischen Meinun-
gen neigte, im Jahre 1621 wenigstens auf einige Zeit zu
entfernen.

Eine unermeßliche weltumfassende Thätigkeit! -- wel-
che zugleich in den Andes und in den Alpen vordringt,
nach Tibet und nach Scandinavien ihre Späher, ihre Vor-
kämpfer aussendet, in England und in Sina sich der
Staatsgewalt nähert: -- auf diesem unbegrenzten Schau-
platz jedoch allenthalben frisch und ganz und unermüdlich:
der Antrieb, der in dem Mittelpunkte thätig ist, begeistert
und zwar vielleicht noch lebhafter und inniger jeden Arbei-
ter an den äußersten Grenzen.



Buch VII. Kap. 2. Miſſionen.

Indeſſen faßte man auch alle griechiſchen Chriſten im
tuͤrkiſchen Reiche ins Auge: die Paͤpſte ſchickten Miſſion
auf Miſſion aus. Unter den Maroniten war durch einige
Jeſuiten die roͤmiſche Profeſſio fidei eingefuͤhrt worden: ei-
nen neſtorianiſchen Archimandriten finden wir 1614 zu Rom,
der den Lehren des Neſtorius im Namen einer großen Menge
von Anhaͤngern entſagt: in Conſtantinopel iſt eine jeſuiti-
ſche Miſſion eingerichtet, die daſelbſt durch den Einfluß
des franzoͤſiſchen Geſandten eine gewiſſe Feſtigkeit und Hal-
tung bekommt, der es unter andern gelingt den Patriar-
chen Cyrillus Lucaris, der ſich zu proteſtantiſchen Meinun-
gen neigte, im Jahre 1621 wenigſtens auf einige Zeit zu
entfernen.

Eine unermeßliche weltumfaſſende Thaͤtigkeit! — wel-
che zugleich in den Andes und in den Alpen vordringt,
nach Tibet und nach Scandinavien ihre Spaͤher, ihre Vor-
kaͤmpfer ausſendet, in England und in Sina ſich der
Staatsgewalt naͤhert: — auf dieſem unbegrenzten Schau-
platz jedoch allenthalben friſch und ganz und unermuͤdlich:
der Antrieb, der in dem Mittelpunkte thaͤtig iſt, begeiſtert
und zwar vielleicht noch lebhafter und inniger jeden Arbei-
ter an den aͤußerſten Grenzen.



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[500/0512] Buch VII. Kap. 2. Miſſionen. Indeſſen faßte man auch alle griechiſchen Chriſten im tuͤrkiſchen Reiche ins Auge: die Paͤpſte ſchickten Miſſion auf Miſſion aus. Unter den Maroniten war durch einige Jeſuiten die roͤmiſche Profeſſio fidei eingefuͤhrt worden: ei- nen neſtorianiſchen Archimandriten finden wir 1614 zu Rom, der den Lehren des Neſtorius im Namen einer großen Menge von Anhaͤngern entſagt: in Conſtantinopel iſt eine jeſuiti- ſche Miſſion eingerichtet, die daſelbſt durch den Einfluß des franzoͤſiſchen Geſandten eine gewiſſe Feſtigkeit und Hal- tung bekommt, der es unter andern gelingt den Patriar- chen Cyrillus Lucaris, der ſich zu proteſtantiſchen Meinun- gen neigte, im Jahre 1621 wenigſtens auf einige Zeit zu entfernen. Eine unermeßliche weltumfaſſende Thaͤtigkeit! — wel- che zugleich in den Andes und in den Alpen vordringt, nach Tibet und nach Scandinavien ihre Spaͤher, ihre Vor- kaͤmpfer ausſendet, in England und in Sina ſich der Staatsgewalt naͤhert: — auf dieſem unbegrenzten Schau- platz jedoch allenthalben friſch und ganz und unermuͤdlich: der Antrieb, der in dem Mittelpunkte thaͤtig iſt, begeiſtert und zwar vielleicht noch lebhafter und inniger jeden Arbei- ter an den aͤußerſten Grenzen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/512>, abgerufen am 25.11.2024.