Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.des Katholicismus. Habesch. hiewider die Repräsentanten der eingeführten Religion: auchin Habesch nahmen, wie in Europa, die bürgerlichen Kriege eine religiöse Farbe an: der Abuna und seine Mönche stan- den immer auf Seite der Rebellen, Sela-Christos, die Portugiesen und die Bekehrten auf der Seite des Kaisers. Jahr für Jahr wird geschlagen: Glück und Gefahr wechseln: zuletzt behält der Kaiser und seine Partei den Sieg. Es ist ein Sieg zugleich des Katholicismus und der Jesui- ten. Im Jahre 1621 entscheidet Seltan-Segued jene alten Streitigkeiten über die beiden Naturen in Christo nach dem Sinne der römischen Kirche; er verbietet, für den alexan- drinischen Patriarchen zu beten; in seinen Städten, sei- nen Gärten werden katholische Kirchen und Capellen er- baut 1). Im Jahre 1622 empfängt er, nachdem er bei Paez gebeichtet, das Abendmahl nach katholischem Ri- tus. Lange schon war der römische Hof ersucht worden einen lateinischen Patriarchen herüberzusenden: doch trug man dort Bedenken, so lange die Gesinnung oder die Macht des Kaisers zweifelhaft waren: jetzt hatte dieser alle seine Gegner besiegt, ergebener konnte er sich nie bezei- gen: am 19ten Dezember 1622 ernannte Gregor XV. einen Portugiesen, den König Philipp vorgeschlagen, Doctor Alfonso Mendez, von der Gesellschaft Jesu, zum Patriar- chen von Aethiopien 2). Nachdem Mendez endlich ange- langt, leistete der Kaiser dem römischen Papste seine feier- liche Obedienz. 1) Juvencius p. 705. Cordara VI, 6, p. 320. Ludolf nennt den Kaiser Susneus. 2) Sagripanti: Discorso della religione dell' Etiopia MS, aus den atti consistoriali. 32*
des Katholicismus. Habeſch. hiewider die Repraͤſentanten der eingefuͤhrten Religion: auchin Habeſch nahmen, wie in Europa, die buͤrgerlichen Kriege eine religioͤſe Farbe an: der Abuna und ſeine Moͤnche ſtan- den immer auf Seite der Rebellen, Sela-Chriſtos, die Portugieſen und die Bekehrten auf der Seite des Kaiſers. Jahr fuͤr Jahr wird geſchlagen: Gluͤck und Gefahr wechſeln: zuletzt behaͤlt der Kaiſer und ſeine Partei den Sieg. Es iſt ein Sieg zugleich des Katholicismus und der Jeſui- ten. Im Jahre 1621 entſcheidet Seltan-Segued jene alten Streitigkeiten uͤber die beiden Naturen in Chriſto nach dem Sinne der roͤmiſchen Kirche; er verbietet, fuͤr den alexan- driniſchen Patriarchen zu beten; in ſeinen Staͤdten, ſei- nen Gaͤrten werden katholiſche Kirchen und Capellen er- baut 1). Im Jahre 1622 empfaͤngt er, nachdem er bei Paez gebeichtet, das Abendmahl nach katholiſchem Ri- tus. Lange ſchon war der roͤmiſche Hof erſucht worden einen lateiniſchen Patriarchen heruͤberzuſenden: doch trug man dort Bedenken, ſo lange die Geſinnung oder die Macht des Kaiſers zweifelhaft waren: jetzt hatte dieſer alle ſeine Gegner beſiegt, ergebener konnte er ſich nie bezei- gen: am 19ten Dezember 1622 ernannte Gregor XV. einen Portugieſen, den Koͤnig Philipp vorgeſchlagen, Doctor Alfonſo Mendez, von der Geſellſchaft Jeſu, zum Patriar- chen von Aethiopien 2). Nachdem Mendez endlich ange- langt, leiſtete der Kaiſer dem roͤmiſchen Papſte ſeine feier- liche Obedienz. 1) Juvencius p. 705. Cordara VI, 6, p. 320. Ludolf nennt den Kaiſer Susneus. 2) Sagripanti: Discorso della religione dell’ Etiopia MS, aus den atti consistoriali. 32*
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den immer auf Seite der Rebellen, Sela-Chriſtos, die
Portugieſen und die Bekehrten auf der Seite des Kaiſers.
Jahr fuͤr Jahr wird geſchlagen: Gluͤck und Gefahr wechſeln:
zuletzt behaͤlt der Kaiſer und ſeine Partei den Sieg. Es
iſt ein Sieg zugleich des Katholicismus und der Jeſui-
ten. Im Jahre 1621 entſcheidet Seltan-Segued jene alten
Streitigkeiten uͤber die beiden Naturen in Chriſto nach dem
Sinne der roͤmiſchen Kirche; er verbietet, fuͤr den alexan-
driniſchen Patriarchen zu beten; in ſeinen Staͤdten, ſei-
nen Gaͤrten werden katholiſche Kirchen und Capellen er-
baut 1). Im Jahre 1622 empfaͤngt er, nachdem er bei
Paez gebeichtet, das Abendmahl nach katholiſchem Ri-
tus. Lange ſchon war der roͤmiſche Hof erſucht worden
einen lateiniſchen Patriarchen heruͤberzuſenden: doch trug
man dort Bedenken, ſo lange die Geſinnung oder die
Macht des Kaiſers zweifelhaft waren: jetzt hatte dieſer alle
ſeine Gegner beſiegt, ergebener konnte er ſich nie bezei-
gen: am 19ten Dezember 1622 ernannte Gregor XV.
einen Portugieſen, den Koͤnig Philipp vorgeſchlagen, Doctor
Alfonſo Mendez, von der Geſellſchaft Jeſu, zum Patriar-
chen von Aethiopien 2). Nachdem Mendez endlich ange-
langt, leiſtete der Kaiſer dem roͤmiſchen Papſte ſeine feier-
liche Obedienz.
1) Juvencius p. 705. Cordara VI, 6, p. 320. Ludolf nennt
den Kaiſer Susneus.
2) Sagripanti: Discorso della religione dell’ Etiopia MS,
aus den atti consistoriali.
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