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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
benden Erquickung. Oder sie zeigt sich auch allein: und
lehrt ihren Verehrer ein Lied von ihrem gekreuzigten Sohne,
"dessen Haupt gesenkt ist, wie der gelbe Halm sich neigt."

Diese Momente des Katholicismus sind es, welche
hier wirken. Die Mönche beklagen nur, daß das schlechte
Beispiel der Spanier und ihre Gewaltsamkeit die Einge-
bornen verderbe, dem Fortgange der Bekehrung in Weg
trete.

In Ostindien ging es nun, so weit die Herrschaft der
Portugiesen reichte, ungefähr eben so. Der Katholicismus
bekam in Goa einen großartigen Mittelpunkt: Jahr bei
Jahr wurden Tausende bekehrt; schon 1565 zählte man bei
300000 neue Christen um Goa, in den Bergen von Cochin
und am Cap Comorin 1). Aber das allgemeine Verhält-
niß war doch durchaus anders. Den Waffen wie der Lehre
stellte sich hier eine große, eigenthümliche, unbezwungene
Welt entgegen: uralte Religionen, deren Dienst Sinn und
Gemüth fesselte, mit der Sitte und Denkweise der Völker
innig vereinigt.

Es war die natürliche Tendenz des Katholicismus auch
diese Welt zu überwinden.

Dem ganzen Thun und Treiben Franz Xavers, der be-
reits 1542 in Ostindien anlangte, liegt diese Idee zu Grunde.
Weit und breit durchzog er Indien. Er betete am Grabe
des Apostels Thomas zu Meliapur: er predigte von einem
Baume herab dem Volke von Travancor: auf den Moluk-
ken lehrte er geistliche Gesänge, die dann von den Knaben
auf dem Markte, von den Fischern auf der See wieder-

1) Maffei: Commentarius de rebus Indicis p. 21.

Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung
benden Erquickung. Oder ſie zeigt ſich auch allein: und
lehrt ihren Verehrer ein Lied von ihrem gekreuzigten Sohne,
„deſſen Haupt geſenkt iſt, wie der gelbe Halm ſich neigt.“

Dieſe Momente des Katholicismus ſind es, welche
hier wirken. Die Moͤnche beklagen nur, daß das ſchlechte
Beiſpiel der Spanier und ihre Gewaltſamkeit die Einge-
bornen verderbe, dem Fortgange der Bekehrung in Weg
trete.

In Oſtindien ging es nun, ſo weit die Herrſchaft der
Portugieſen reichte, ungefaͤhr eben ſo. Der Katholicismus
bekam in Goa einen großartigen Mittelpunkt: Jahr bei
Jahr wurden Tauſende bekehrt; ſchon 1565 zaͤhlte man bei
300000 neue Chriſten um Goa, in den Bergen von Cochin
und am Cap Comorin 1). Aber das allgemeine Verhaͤlt-
niß war doch durchaus anders. Den Waffen wie der Lehre
ſtellte ſich hier eine große, eigenthuͤmliche, unbezwungene
Welt entgegen: uralte Religionen, deren Dienſt Sinn und
Gemuͤth feſſelte, mit der Sitte und Denkweiſe der Voͤlker
innig vereinigt.

Es war die natuͤrliche Tendenz des Katholicismus auch
dieſe Welt zu uͤberwinden.

Dem ganzen Thun und Treiben Franz Xavers, der be-
reits 1542 in Oſtindien anlangte, liegt dieſe Idee zu Grunde.
Weit und breit durchzog er Indien. Er betete am Grabe
des Apoſtels Thomas zu Meliapur: er predigte von einem
Baume herab dem Volke von Travancor: auf den Moluk-
ken lehrte er geiſtliche Geſaͤnge, die dann von den Knaben
auf dem Markte, von den Fiſchern auf der See wieder-

1) Maffei: Commentarius de rebus Indicis p. 21.
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[490/0502] Buch VII. Kap. 2. Allgemeine Ausbreitung benden Erquickung. Oder ſie zeigt ſich auch allein: und lehrt ihren Verehrer ein Lied von ihrem gekreuzigten Sohne, „deſſen Haupt geſenkt iſt, wie der gelbe Halm ſich neigt.“ Dieſe Momente des Katholicismus ſind es, welche hier wirken. Die Moͤnche beklagen nur, daß das ſchlechte Beiſpiel der Spanier und ihre Gewaltſamkeit die Einge- bornen verderbe, dem Fortgange der Bekehrung in Weg trete. In Oſtindien ging es nun, ſo weit die Herrſchaft der Portugieſen reichte, ungefaͤhr eben ſo. Der Katholicismus bekam in Goa einen großartigen Mittelpunkt: Jahr bei Jahr wurden Tauſende bekehrt; ſchon 1565 zaͤhlte man bei 300000 neue Chriſten um Goa, in den Bergen von Cochin und am Cap Comorin 1). Aber das allgemeine Verhaͤlt- niß war doch durchaus anders. Den Waffen wie der Lehre ſtellte ſich hier eine große, eigenthuͤmliche, unbezwungene Welt entgegen: uralte Religionen, deren Dienſt Sinn und Gemuͤth feſſelte, mit der Sitte und Denkweiſe der Voͤlker innig vereinigt. Es war die natuͤrliche Tendenz des Katholicismus auch dieſe Welt zu uͤberwinden. Dem ganzen Thun und Treiben Franz Xavers, der be- reits 1542 in Oſtindien anlangte, liegt dieſe Idee zu Grunde. Weit und breit durchzog er Indien. Er betete am Grabe des Apoſtels Thomas zu Meliapur: er predigte von einem Baume herab dem Volke von Travancor: auf den Moluk- ken lehrte er geiſtliche Geſaͤnge, die dann von den Knaben auf dem Markte, von den Fiſchern auf der See wieder- 1) Maffei: Commentarius de rebus Indicis p. 21.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/502>, abgerufen am 24.11.2024.