Dankbar war Heinrich nun einmal eben so wenig wie rachsüchtig: es lag ihm mehr daran neue Freunde zu ge- winnen, als die alten zu belohnen, zu begünstigen.
Hatten ihn nicht in der That die Protestanten selbst zu jenem Edict bereits zwingen müssen? Er gewährte es ihnen nur in einem Augenblick, wo er von den spanischen Waffen bedrängt war, und sie zugleich eine sehr drohende kriegerische Stellung einnahmen 1). In dem Sinne in welchem sie ihre Freiheiten erworben, bedienten sie sich derselben nun auch. Sie bildeten eine Republik, auf die der König nur wenig Einfluß hatte; von Zeit zu Zeit sprachen sie sogar davon, sich einen andern auswärtigen Protector zu wählen.
Der Clerus dagegen schloß sich dem König an: er for- derte keine Geldhülfe, er leistete deren: seine Unabhängig- keit konnte nicht gefährlich werden, da ja der König die Besetzung der Stellen in seiner Hand hatte. In so fern die Stellung der Hugenotten, wie am Tage lag, eine Be- schränkung der königlichen Gewalt enthielt, hing deren Ausdehnung sogar offenbar mit dem Fortschritte des Ka- tholicismus zusammen 2).
Schon im Jahre 1598 erklärte der König dem Cle- rus, seine Absicht sey die katholische Kirche wieder so blü-
1) Geht unwidersprechlich aus der Darstellung von Benoist, Histoire de l'edit de Nantes I, 185, hervor.
2)Niccolo Contarini: Il re se ben andava temporeggiando con le parti e li suoi ministri e consiglieri fussero dell' una e l'altra religione, pur sempre piu si mostrava alienarsi dagli Ugo- noti e desiderarli minori: la ragione principal era perche te- nendo essi per li editti di pace molte piazze nelle loro mani, delle quali ben trenta erano di molto momento, senza di queste li pareva non essere assolutamente re del suo regno.
der katholiſchen Reſtauration. Frankreich.
Dankbar war Heinrich nun einmal eben ſo wenig wie rachſuͤchtig: es lag ihm mehr daran neue Freunde zu ge- winnen, als die alten zu belohnen, zu beguͤnſtigen.
Hatten ihn nicht in der That die Proteſtanten ſelbſt zu jenem Edict bereits zwingen muͤſſen? Er gewaͤhrte es ihnen nur in einem Augenblick, wo er von den ſpaniſchen Waffen bedraͤngt war, und ſie zugleich eine ſehr drohende kriegeriſche Stellung einnahmen 1). In dem Sinne in welchem ſie ihre Freiheiten erworben, bedienten ſie ſich derſelben nun auch. Sie bildeten eine Republik, auf die der Koͤnig nur wenig Einfluß hatte; von Zeit zu Zeit ſprachen ſie ſogar davon, ſich einen andern auswaͤrtigen Protector zu waͤhlen.
Der Clerus dagegen ſchloß ſich dem Koͤnig an: er for- derte keine Geldhuͤlfe, er leiſtete deren: ſeine Unabhaͤngig- keit konnte nicht gefaͤhrlich werden, da ja der Koͤnig die Beſetzung der Stellen in ſeiner Hand hatte. In ſo fern die Stellung der Hugenotten, wie am Tage lag, eine Be- ſchraͤnkung der koͤniglichen Gewalt enthielt, hing deren Ausdehnung ſogar offenbar mit dem Fortſchritte des Ka- tholicismus zuſammen 2).
Schon im Jahre 1598 erklaͤrte der Koͤnig dem Cle- rus, ſeine Abſicht ſey die katholiſche Kirche wieder ſo bluͤ-
1) Geht unwiderſprechlich aus der Darſtellung von Benoist, Histoire de l’édit de Nantes I, 185, hervor.
2)Niccolò Contarini: Il re se ben andava temporeggiando con le parti e li suoi ministri e consiglieri fussero dell’ una e l’altra religione, pur sempre più si mostrava alienarsi dagli Ugo- noti e desiderarli minori: la ragione principal era perchè te- nendo essi per li editti di pace molte piazze nelle loro mani, delle quali ben trenta erano di molto momento, senza di queste li pareva non essere assolutamente re del suo regno.
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der katholiſchen Reſtauration. Frankreich.
Dankbar war Heinrich nun einmal eben ſo wenig wie
rachſuͤchtig: es lag ihm mehr daran neue Freunde zu ge-
winnen, als die alten zu belohnen, zu beguͤnſtigen.
Hatten ihn nicht in der That die Proteſtanten ſelbſt
zu jenem Edict bereits zwingen muͤſſen? Er gewaͤhrte es ihnen
nur in einem Augenblick, wo er von den ſpaniſchen Waffen
bedraͤngt war, und ſie zugleich eine ſehr drohende kriegeriſche
Stellung einnahmen 1). In dem Sinne in welchem ſie ihre
Freiheiten erworben, bedienten ſie ſich derſelben nun auch.
Sie bildeten eine Republik, auf die der Koͤnig nur wenig
Einfluß hatte; von Zeit zu Zeit ſprachen ſie ſogar davon,
ſich einen andern auswaͤrtigen Protector zu waͤhlen.
Der Clerus dagegen ſchloß ſich dem Koͤnig an: er for-
derte keine Geldhuͤlfe, er leiſtete deren: ſeine Unabhaͤngig-
keit konnte nicht gefaͤhrlich werden, da ja der Koͤnig die
Beſetzung der Stellen in ſeiner Hand hatte. In ſo fern
die Stellung der Hugenotten, wie am Tage lag, eine Be-
ſchraͤnkung der koͤniglichen Gewalt enthielt, hing deren
Ausdehnung ſogar offenbar mit dem Fortſchritte des Ka-
tholicismus zuſammen 2).
Schon im Jahre 1598 erklaͤrte der Koͤnig dem Cle-
rus, ſeine Abſicht ſey die katholiſche Kirche wieder ſo bluͤ-
1) Geht unwiderſprechlich aus der Darſtellung von Benoist,
Histoire de l’édit de Nantes I, 185, hervor.
2) Niccolò Contarini: Il re se ben andava temporeggiando
con le parti e li suoi ministri e consiglieri fussero dell’ una e
l’altra religione, pur sempre più si mostrava alienarsi dagli Ugo-
noti e desiderarli minori: la ragione principal era perchè te-
nendo essi per li editti di pace molte piazze nelle loro mani,
delle quali ben trenta erano di molto momento, senza di queste
li pareva non essere assolutamente re del suo regno.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/441>, abgerufen am 16.02.2025.
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