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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 1. Fortschritte
Erfüllung derselben gab ihnen Muth zu umfassendern Be-
schlüssen. In den Jahren 1595 und 1596 beschlossen sie,
die Provinzialconcilien zu erneuern, sich den Eingriffen der
weltlichen Gerichtsbarkeit in die geistliche Amtsführung zu
widersetzen, keine Simonie zu dulden, und was dem mehr
ist: der König gab nach einigem Schwanken seine Zustim-
mung hiezu 1). Es war die Regel, daß der Clerus allge-
meine Vorstellungen in Bezug auf Kirchen und Kirchen-
zucht machte. Der König konnte sich denselben unmöglich
entziehen: es ging nie ohne neue Bewilligungen ab. Bei
der nächsten Zusammenkunft begann dann der Clerus mit
der Untersuchung, ob sie auch ausgeführt worden seyen.

Sehr eigenthümlich ward hiedurch die Stellung Hein-
richs IV. zwischen zwei Corporationen, die beide eine ge-
wisse Selbständigkeit hatten, beide ihre Versammlungen in
den bestimmten Zeiten hielten, und ihn dann mit entgegen-
gesetzten Vorstellungen bestürmten, denen er sich in der That
weder auf der einen noch auf der andern Seite so leicht
entgegensetzen konnte.

Sein Sinn war im Allgemeinen ohne Zweifel, das
Gleichgewicht zwischen ihnen zu erhalten, sie nicht in
neuen Kampf gerathen zu lassen: fragen wir aber, welchem
von beiden Theilen er am geneigtesten war und durch die
That den größten Vorschub leistete, so ist das doch offen-
bar der katholische, obwohl sein eignes Emporkommen sich
von dem protestantischen herschrieb.


1) Relation des principales choses qui ont este resolues
dans l'assemblee generale du clerge tenue a Paris es annees
1595 et 1596, envoyee a toutes les dioceses. Memoires du
clerge tom. VIII, p.
6.

Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
Erfuͤllung derſelben gab ihnen Muth zu umfaſſendern Be-
ſchluͤſſen. In den Jahren 1595 und 1596 beſchloſſen ſie,
die Provinzialconcilien zu erneuern, ſich den Eingriffen der
weltlichen Gerichtsbarkeit in die geiſtliche Amtsfuͤhrung zu
widerſetzen, keine Simonie zu dulden, und was dem mehr
iſt: der Koͤnig gab nach einigem Schwanken ſeine Zuſtim-
mung hiezu 1). Es war die Regel, daß der Clerus allge-
meine Vorſtellungen in Bezug auf Kirchen und Kirchen-
zucht machte. Der Koͤnig konnte ſich denſelben unmoͤglich
entziehen: es ging nie ohne neue Bewilligungen ab. Bei
der naͤchſten Zuſammenkunft begann dann der Clerus mit
der Unterſuchung, ob ſie auch ausgefuͤhrt worden ſeyen.

Sehr eigenthuͤmlich ward hiedurch die Stellung Hein-
richs IV. zwiſchen zwei Corporationen, die beide eine ge-
wiſſe Selbſtaͤndigkeit hatten, beide ihre Verſammlungen in
den beſtimmten Zeiten hielten, und ihn dann mit entgegen-
geſetzten Vorſtellungen beſtuͤrmten, denen er ſich in der That
weder auf der einen noch auf der andern Seite ſo leicht
entgegenſetzen konnte.

Sein Sinn war im Allgemeinen ohne Zweifel, das
Gleichgewicht zwiſchen ihnen zu erhalten, ſie nicht in
neuen Kampf gerathen zu laſſen: fragen wir aber, welchem
von beiden Theilen er am geneigteſten war und durch die
That den groͤßten Vorſchub leiſtete, ſo iſt das doch offen-
bar der katholiſche, obwohl ſein eignes Emporkommen ſich
von dem proteſtantiſchen herſchrieb.


1) Relation des principales choses qui ont esté resolues
dans l’assemblée generale du clergé tenue à Paris ès années
1595 et 1596, envoyée à toutes les dioceses. Mémoires du
clergé tom. VIII, p.
6.
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[428/0440] Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte Erfuͤllung derſelben gab ihnen Muth zu umfaſſendern Be- ſchluͤſſen. In den Jahren 1595 und 1596 beſchloſſen ſie, die Provinzialconcilien zu erneuern, ſich den Eingriffen der weltlichen Gerichtsbarkeit in die geiſtliche Amtsfuͤhrung zu widerſetzen, keine Simonie zu dulden, und was dem mehr iſt: der Koͤnig gab nach einigem Schwanken ſeine Zuſtim- mung hiezu 1). Es war die Regel, daß der Clerus allge- meine Vorſtellungen in Bezug auf Kirchen und Kirchen- zucht machte. Der Koͤnig konnte ſich denſelben unmoͤglich entziehen: es ging nie ohne neue Bewilligungen ab. Bei der naͤchſten Zuſammenkunft begann dann der Clerus mit der Unterſuchung, ob ſie auch ausgefuͤhrt worden ſeyen. Sehr eigenthuͤmlich ward hiedurch die Stellung Hein- richs IV. zwiſchen zwei Corporationen, die beide eine ge- wiſſe Selbſtaͤndigkeit hatten, beide ihre Verſammlungen in den beſtimmten Zeiten hielten, und ihn dann mit entgegen- geſetzten Vorſtellungen beſtuͤrmten, denen er ſich in der That weder auf der einen noch auf der andern Seite ſo leicht entgegenſetzen konnte. Sein Sinn war im Allgemeinen ohne Zweifel, das Gleichgewicht zwiſchen ihnen zu erhalten, ſie nicht in neuen Kampf gerathen zu laſſen: fragen wir aber, welchem von beiden Theilen er am geneigteſten war und durch die That den groͤßten Vorſchub leiſtete, ſo iſt das doch offen- bar der katholiſche, obwohl ſein eignes Emporkommen ſich von dem proteſtantiſchen herſchrieb. 1) Relation des principales choses qui ont esté resolues dans l’assemblée generale du clergé tenue à Paris ès années 1595 et 1596, envoyée à toutes les dioceses. Mémoires du clergé tom. VIII, p. 6.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/440>, abgerufen am 25.11.2024.