kam. In Polen mochte man doch nicht recht an ihn glau- ben. Wie sehr erstaunte man, als der armselige Flücht- ling in der That bald darauf in den Pallast der Zaaren ein- zog. Der plötzliche Tod seines Vorgängers, in welchem das Volk ein Gottesurtheil sah, mag wohl am meisten dazu beigetragen haben.
Und hier erneuerte nun Demetrius seine Zusage: den Neffen jenes Nuntius nahm er mit großer Ehrerbietung bei sich auf: da seine polnische Gemahlin in kurzem bei ihm anlangte, mit einem zahlreichen Hofe, nicht allein von Rittern und Damen, sondern vorzüglich von Mönchen -- Dominicanern, Franciscanern und Jesuiten 1) -- so schien er sein Wort unverzüglich halten zu wollen.
Aber eben dieß gereichte ihm am meisten zum Verder- ben. Was ihm die Unterstützung der Polen verschafft, entzog ihm die Neigung der Russen. Sie sagten, er esse und bade nicht wie sie: er ehre die Heiligen nicht, er sey ein Heide und habe eine ungetaufte heidnische Gemahlin auf den Thron von Moskwa geführt: unmöglich, das sey kein Zaarensohn. 2)
Durch eine unerklärliche Ueberzeugung hatten sie ihn anerkannt: durch eine andere, die sich ihrer mit noch grö- ßerer Stärke bemeisterte, fühlten sie sich bewogen ihn wie- der zu stürzen.
Der wesentliche Moment war doch auch hier die Re- ligion. In Rußland erhob sich wie in Schweden eine Ge-
1)Cilli p. 66.
2) Müller: Sammlung Russischer Gesch. V, 373 bemerkt, daß man Schreiben des Papstes an ihn gefunden.
der katholiſchen Reſtauration. Rußland.
kam. In Polen mochte man doch nicht recht an ihn glau- ben. Wie ſehr erſtaunte man, als der armſelige Fluͤcht- ling in der That bald darauf in den Pallaſt der Zaaren ein- zog. Der ploͤtzliche Tod ſeines Vorgaͤngers, in welchem das Volk ein Gottesurtheil ſah, mag wohl am meiſten dazu beigetragen haben.
Und hier erneuerte nun Demetrius ſeine Zuſage: den Neffen jenes Nuntius nahm er mit großer Ehrerbietung bei ſich auf: da ſeine polniſche Gemahlin in kurzem bei ihm anlangte, mit einem zahlreichen Hofe, nicht allein von Rittern und Damen, ſondern vorzuͤglich von Moͤnchen — Dominicanern, Franciscanern und Jeſuiten 1) — ſo ſchien er ſein Wort unverzuͤglich halten zu wollen.
Aber eben dieß gereichte ihm am meiſten zum Verder- ben. Was ihm die Unterſtuͤtzung der Polen verſchafft, entzog ihm die Neigung der Ruſſen. Sie ſagten, er eſſe und bade nicht wie ſie: er ehre die Heiligen nicht, er ſey ein Heide und habe eine ungetaufte heidniſche Gemahlin auf den Thron von Moskwa gefuͤhrt: unmoͤglich, das ſey kein Zaarenſohn. 2)
Durch eine unerklaͤrliche Ueberzeugung hatten ſie ihn anerkannt: durch eine andere, die ſich ihrer mit noch groͤ- ßerer Staͤrke bemeiſterte, fuͤhlten ſie ſich bewogen ihn wie- der zu ſtuͤrzen.
Der weſentliche Moment war doch auch hier die Re- ligion. In Rußland erhob ſich wie in Schweden eine Ge-
1)Cilli p. 66.
2) Muͤller: Sammlung Ruſſiſcher Geſch. V, 373 bemerkt, daß man Schreiben des Papſtes an ihn gefunden.
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der katholiſchen Reſtauration. Rußland.
kam. In Polen mochte man doch nicht recht an ihn glau-
ben. Wie ſehr erſtaunte man, als der armſelige Fluͤcht-
ling in der That bald darauf in den Pallaſt der Zaaren ein-
zog. Der ploͤtzliche Tod ſeines Vorgaͤngers, in welchem
das Volk ein Gottesurtheil ſah, mag wohl am meiſten
dazu beigetragen haben.
Und hier erneuerte nun Demetrius ſeine Zuſage: den
Neffen jenes Nuntius nahm er mit großer Ehrerbietung
bei ſich auf: da ſeine polniſche Gemahlin in kurzem bei
ihm anlangte, mit einem zahlreichen Hofe, nicht allein von
Rittern und Damen, ſondern vorzuͤglich von Moͤnchen —
Dominicanern, Franciscanern und Jeſuiten 1) — ſo ſchien
er ſein Wort unverzuͤglich halten zu wollen.
Aber eben dieß gereichte ihm am meiſten zum Verder-
ben. Was ihm die Unterſtuͤtzung der Polen verſchafft,
entzog ihm die Neigung der Ruſſen. Sie ſagten, er eſſe
und bade nicht wie ſie: er ehre die Heiligen nicht, er ſey
ein Heide und habe eine ungetaufte heidniſche Gemahlin
auf den Thron von Moskwa gefuͤhrt: unmoͤglich, das ſey
kein Zaarenſohn. 2)
Durch eine unerklaͤrliche Ueberzeugung hatten ſie ihn
anerkannt: durch eine andere, die ſich ihrer mit noch groͤ-
ßerer Staͤrke bemeiſterte, fuͤhlten ſie ſich bewogen ihn wie-
der zu ſtuͤrzen.
Der weſentliche Moment war doch auch hier die Re-
ligion. In Rußland erhob ſich wie in Schweden eine Ge-
1) Cilli p. 66.
2) Muͤller: Sammlung Ruſſiſcher Geſch. V, 373 bemerkt, daß
man Schreiben des Papſtes an ihn gefunden.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/403>, abgerufen am 24.11.2024.
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