Leicht lasse sich hier eine Flotte erbauen, in Stand halten, mit Polen und Schweden bemannen: wie viel anders könne man von hier, als von Spanien aus, England den Krieg machen; gar bald werde es vergessen Indien anzugreifen. Auch für die Autorität des Königs in Schweden könne ein Bund mit dem katholischen König nicht anders als vortheilhaft seyn 1).
Aber noch mehr. Die Katholischen zogen in Betracht, daß sie sich zur Herrschaft in Finnland und auf der Ostsee erheben würden. Von Finnland aus hofften sie einen glück- lichen Angriff auf das russische Reich machen, durch den Besitz des baltischen Meeres das Herzogthum Preußen in ihre Gewalt bringen zu können. Noch hatte das Churhaus Brandenburg die Belehnung durch keine Unterhandlung zu erwerben vermocht; der Nuntius versichert, der König sey entschlossen sie demselben nicht zu gewähren, sondern das Herzogthum an die Krone zu bringen: er sucht ihn darin nach Kräften zu bestärken, hauptsächlich, wie sich versteht, aus religiösen Erwägungen: denn niemals werde Branden- burg die Wiederherstellung des Katholicismus in Preußen zugestehn 2).
1)Relatione dello stato spirituale e politico. Der Vor- schlag ist: che a spese del cattolico si mantenga un presidio nella fortezza che guardi il porto, sopra lo quale niuna superiorita habbia il cattolico, ma consegni lo stipendio per esso presidio al re di Polonia.
2)Relatione di Polonia 1598. Atteso che se rimarra il ducato nelli Brandeburgesi non si puo aspettare d'introdurre la religione cattolica, si mostra S. Mta risoluto di voler ricu- perare il detto ducato. Schon König Stephan hätte dieß thun
BuchVII.Kap. 1. Fortſchritte
Leicht laſſe ſich hier eine Flotte erbauen, in Stand halten, mit Polen und Schweden bemannen: wie viel anders koͤnne man von hier, als von Spanien aus, England den Krieg machen; gar bald werde es vergeſſen Indien anzugreifen. Auch fuͤr die Autoritaͤt des Koͤnigs in Schweden koͤnne ein Bund mit dem katholiſchen Koͤnig nicht anders als vortheilhaft ſeyn 1).
Aber noch mehr. Die Katholiſchen zogen in Betracht, daß ſie ſich zur Herrſchaft in Finnland und auf der Oſtſee erheben wuͤrden. Von Finnland aus hofften ſie einen gluͤck- lichen Angriff auf das ruſſiſche Reich machen, durch den Beſitz des baltiſchen Meeres das Herzogthum Preußen in ihre Gewalt bringen zu koͤnnen. Noch hatte das Churhaus Brandenburg die Belehnung durch keine Unterhandlung zu erwerben vermocht; der Nuntius verſichert, der Koͤnig ſey entſchloſſen ſie demſelben nicht zu gewaͤhren, ſondern das Herzogthum an die Krone zu bringen: er ſucht ihn darin nach Kraͤften zu beſtaͤrken, hauptſaͤchlich, wie ſich verſteht, aus religioͤſen Erwaͤgungen: denn niemals werde Branden- burg die Wiederherſtellung des Katholicismus in Preußen zugeſtehn 2).
1)Relatione dello stato spirituale e politico. Der Vor- ſchlag iſt: che a spese del cattolico si mantenga un presidio nella fortezza che guardi il porto, sopra lo quale niuna superiorità habbia il cattolico, ma consegni lo stipendio per esso presidio al re di Polonia.
2)Relatione di Polonia 1598. Atteso che se rimarrà il ducato nelli Brandeburgesi non si può aspettare d’introdurre la religione cattolica, si mostra S. Mtà risoluto di voler ricu- perare il detto ducato. Schon Koͤnig Stephan haͤtte dieß thun
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0398"n="386"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch</hi><hirendition="#aq">VII.</hi><hirendition="#g">Kap. 1. Fortſchritte</hi></fw><lb/>
Leicht laſſe ſich hier eine Flotte erbauen, in Stand halten,<lb/>
mit Polen und Schweden bemannen: wie viel anders koͤnne<lb/>
man von hier, als von Spanien aus, England den Krieg<lb/>
machen; gar bald werde es vergeſſen Indien anzugreifen.<lb/>
Auch fuͤr die Autoritaͤt des Koͤnigs in Schweden koͤnne<lb/>
ein Bund mit dem katholiſchen Koͤnig nicht anders als<lb/>
vortheilhaft ſeyn <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Relatione dello stato spirituale e politico.</hi> Der Vor-<lb/>ſchlag iſt: <hirendition="#aq">che a spese del cattolico si mantenga un presidio nella<lb/>
fortezza che guardi il porto, sopra lo quale niuna superiorità<lb/>
habbia il cattolico, ma consegni lo stipendio per esso presidio<lb/>
al re di Polonia.</hi></note>.</p><lb/><p>Aber noch mehr. Die Katholiſchen zogen in Betracht,<lb/>
daß ſie ſich zur Herrſchaft in Finnland und auf der Oſtſee<lb/>
erheben wuͤrden. Von Finnland aus hofften ſie einen gluͤck-<lb/>
lichen Angriff auf das ruſſiſche Reich machen, durch den<lb/>
Beſitz des baltiſchen Meeres das Herzogthum Preußen in<lb/>
ihre Gewalt bringen zu koͤnnen. Noch hatte das Churhaus<lb/>
Brandenburg die Belehnung durch keine Unterhandlung zu<lb/>
erwerben vermocht; der Nuntius verſichert, der Koͤnig ſey<lb/>
entſchloſſen ſie demſelben nicht zu gewaͤhren, ſondern das<lb/>
Herzogthum an die Krone zu bringen: er ſucht ihn darin<lb/>
nach Kraͤften zu beſtaͤrken, hauptſaͤchlich, wie ſich verſteht,<lb/>
aus religioͤſen Erwaͤgungen: denn niemals werde Branden-<lb/>
burg die Wiederherſtellung des Katholicismus in Preußen<lb/>
zugeſtehn <notexml:id="seg2pn_33_1"next="#seg2pn_33_2"place="foot"n="2)"><hirendition="#aq">Relatione di Polonia 1598. Atteso che se rimarrà il<lb/>
ducato nelli Brandeburgesi non si può aspettare d’introdurre<lb/>
la religione cattolica, si mostra S. M<hirendition="#sup">tà</hi> risoluto di voler ricu-<lb/>
perare il detto ducato.</hi> Schon Koͤnig Stephan haͤtte dieß thun</note>.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[386/0398]
Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
Leicht laſſe ſich hier eine Flotte erbauen, in Stand halten,
mit Polen und Schweden bemannen: wie viel anders koͤnne
man von hier, als von Spanien aus, England den Krieg
machen; gar bald werde es vergeſſen Indien anzugreifen.
Auch fuͤr die Autoritaͤt des Koͤnigs in Schweden koͤnne
ein Bund mit dem katholiſchen Koͤnig nicht anders als
vortheilhaft ſeyn 1).
Aber noch mehr. Die Katholiſchen zogen in Betracht,
daß ſie ſich zur Herrſchaft in Finnland und auf der Oſtſee
erheben wuͤrden. Von Finnland aus hofften ſie einen gluͤck-
lichen Angriff auf das ruſſiſche Reich machen, durch den
Beſitz des baltiſchen Meeres das Herzogthum Preußen in
ihre Gewalt bringen zu koͤnnen. Noch hatte das Churhaus
Brandenburg die Belehnung durch keine Unterhandlung zu
erwerben vermocht; der Nuntius verſichert, der Koͤnig ſey
entſchloſſen ſie demſelben nicht zu gewaͤhren, ſondern das
Herzogthum an die Krone zu bringen: er ſucht ihn darin
nach Kraͤften zu beſtaͤrken, hauptſaͤchlich, wie ſich verſteht,
aus religioͤſen Erwaͤgungen: denn niemals werde Branden-
burg die Wiederherſtellung des Katholicismus in Preußen
zugeſtehn 2).
1) Relatione dello stato spirituale e politico. Der Vor-
ſchlag iſt: che a spese del cattolico si mantenga un presidio nella
fortezza che guardi il porto, sopra lo quale niuna superiorità
habbia il cattolico, ma consegni lo stipendio per esso presidio
al re di Polonia.
2) Relatione di Polonia 1598. Atteso che se rimarrà il
ducato nelli Brandeburgesi non si può aspettare d’introdurre
la religione cattolica, si mostra S. Mtà risoluto di voler ricu-
perare il detto ducato. Schon Koͤnig Stephan haͤtte dieß thun
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/398>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.