Oheim an Reputation verliere. Genug er schlug den Ve- nezianern eine Verbindung der italienischen Staaten unter französischem Schutze gegen Spanien vor.
Schon war er auch mit den übrigen in Unterhand- lung getreten. Er liebte Toscana nicht, mit Modena hatte er fortwährende Streitigkeiten, Parma war in die Händel des Cardinals Farnese verwickelt: aber er schien alles zu vergessen, um sich an Spanien zu rächen. Mit Leidenschaft widmete er sich dieser Absicht: er sprach von nichts anderm, er schien an nichts anderes zu denken. Um den Staaten, mit denen er sich vereinigen wollte, näher zu seyn, begab er sich im Anfange des Jahres 1605 nach Ancona.
Er hatte noch nichts erreicht, als sein Oheim starb, 5. Merz 1605, und damit auch seine Gewalt ein Ende nahm.
Indessen war auch schon die Anregung des Gedan- kens, diese geflissentliche Erneuerung des französischen Ein- flusses in Rom und Italien von vieler Bedeutung. Sie bezeichnet eine Tendenz der gesammten Politik der Aldo- brandini.
Wir gehn, denke ich, nicht zu weit, wenn wir uns dadurch an die ursprüngliche Stellung dieses Geschlechtes in Florenz erinnern lassen. Es hatte immer zur französi- schen Partei gehört: Messer Salvestro hatte den Aufruhr im Jahr 1527, in dem die Medici verjagt, die Franzo- sen berufen wurden, vorzüglich mit veranlaßt. Dafür hatte er denn auch, als seine Gegner, Spanier und Medici, den Platz behielten, büßen, sein Vaterland verlassen müssen. Sollte Papst Clemens dieß vergessen, sollte er Spanier und
Politiſche Stellung ClemensVIII.
Oheim an Reputation verliere. Genug er ſchlug den Ve- nezianern eine Verbindung der italieniſchen Staaten unter franzoͤſiſchem Schutze gegen Spanien vor.
Schon war er auch mit den uͤbrigen in Unterhand- lung getreten. Er liebte Toscana nicht, mit Modena hatte er fortwaͤhrende Streitigkeiten, Parma war in die Haͤndel des Cardinals Farneſe verwickelt: aber er ſchien alles zu vergeſſen, um ſich an Spanien zu raͤchen. Mit Leidenſchaft widmete er ſich dieſer Abſicht: er ſprach von nichts anderm, er ſchien an nichts anderes zu denken. Um den Staaten, mit denen er ſich vereinigen wollte, naͤher zu ſeyn, begab er ſich im Anfange des Jahres 1605 nach Ancona.
Er hatte noch nichts erreicht, als ſein Oheim ſtarb, 5. Merz 1605, und damit auch ſeine Gewalt ein Ende nahm.
Indeſſen war auch ſchon die Anregung des Gedan- kens, dieſe gefliſſentliche Erneuerung des franzoͤſiſchen Ein- fluſſes in Rom und Italien von vieler Bedeutung. Sie bezeichnet eine Tendenz der geſammten Politik der Aldo- brandini.
Wir gehn, denke ich, nicht zu weit, wenn wir uns dadurch an die urſpruͤngliche Stellung dieſes Geſchlechtes in Florenz erinnern laſſen. Es hatte immer zur franzoͤſi- ſchen Partei gehoͤrt: Meſſer Salveſtro hatte den Aufruhr im Jahr 1527, in dem die Medici verjagt, die Franzo- ſen berufen wurden, vorzuͤglich mit veranlaßt. Dafuͤr hatte er denn auch, als ſeine Gegner, Spanier und Medici, den Platz behielten, buͤßen, ſein Vaterland verlaſſen muͤſſen. Sollte Papſt Clemens dieß vergeſſen, ſollte er Spanier und
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Politiſche Stellung Clemens VIII.
Oheim an Reputation verliere. Genug er ſchlug den Ve-
nezianern eine Verbindung der italieniſchen Staaten unter
franzoͤſiſchem Schutze gegen Spanien vor.
Schon war er auch mit den uͤbrigen in Unterhand-
lung getreten. Er liebte Toscana nicht, mit Modena hatte
er fortwaͤhrende Streitigkeiten, Parma war in die Haͤndel
des Cardinals Farneſe verwickelt: aber er ſchien alles zu
vergeſſen, um ſich an Spanien zu raͤchen. Mit Leidenſchaft
widmete er ſich dieſer Abſicht: er ſprach von nichts anderm,
er ſchien an nichts anderes zu denken. Um den Staaten,
mit denen er ſich vereinigen wollte, naͤher zu ſeyn, begab
er ſich im Anfange des Jahres 1605 nach Ancona.
Er hatte noch nichts erreicht, als ſein Oheim ſtarb,
5. Merz 1605, und damit auch ſeine Gewalt ein Ende
nahm.
Indeſſen war auch ſchon die Anregung des Gedan-
kens, dieſe gefliſſentliche Erneuerung des franzoͤſiſchen Ein-
fluſſes in Rom und Italien von vieler Bedeutung. Sie
bezeichnet eine Tendenz der geſammten Politik der Aldo-
brandini.
Wir gehn, denke ich, nicht zu weit, wenn wir uns
dadurch an die urſpruͤngliche Stellung dieſes Geſchlechtes
in Florenz erinnern laſſen. Es hatte immer zur franzoͤſi-
ſchen Partei gehoͤrt: Meſſer Salveſtro hatte den Aufruhr
im Jahr 1527, in dem die Medici verjagt, die Franzo-
ſen berufen wurden, vorzuͤglich mit veranlaßt. Dafuͤr hatte
er denn auch, als ſeine Gegner, Spanier und Medici, den
Platz behielten, buͤßen, ſein Vaterland verlaſſen muͤſſen.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/329>, abgerufen am 25.11.2024.
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