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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
man suche in Spanien nichts anders als sich von Rom
unabhängiger zu machen. Papst Sixtus haßte nichts so
sehr als unechte Geburt: Aquaviva hinterbrachte ihm, je-
ner zum Visitator ausersehene Bischof Manrique sey ein
Bastard. Grund genug für den Papst die schon ertheilte
Bewilligung der Visitation wieder zurückzunehmen. Auch
den Proceß des Provincial zog er nach Rom. Unter Gre-
gor XIV. gelang es dem General eine förmliche Bestäti-
gung der Institute des Ordens auszubringen.

Aber auch die Gegner waren hartnäckig und verschla-
gen. Sie sahen wohl, daß man den General an dem rö-
mischen Hofe selbst angreifen müsse. Einen Augenblick der
Abwesenheit desselben -- er hatte den Auftrag eine Zwi-
stigkeit zwischen Mantua und Parma beizulegen -- benutz-
ten sie um Clemens VIII. zu gewinnen. Auf den Antrag
der spanischen Jesuiten und Philipps II. ordnete Clemens,
im Sommer 1592, ohne Wissen Aquavivas eine General-
congregation an.

Erstaunt und betroffen eilte Aquaviva zurück. Den
Generalen der Jesuiten waren allgemeine Congregationen
so unbequem, wie eine Kirchenversammlung dem Papst.
Suchte sie schon jeder Andere zu vermeiden, wie viel mehr
Aquaviva, gegen den ein so lebhafter Haß sich regte.
Doch sah er bald, daß die Anordnung unwiderruflich war 1):

1) In einer Consulta del padre C1 Aquaviva coi suoi pa-
dri assistenti, MS
der Bibl. Corsini n. 1055, welche die Momente
der innern Entzweiung im Ganzen recht gut und übereinstimmend
mit Mariana darstellt, läßt man Aquaviva über ein Gespräch, das
er mit dem Papst hatte, folgendes berichten: S. Sta disse che io
non aveva sufficiente notizia de' soggetti della religione, che io

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
man ſuche in Spanien nichts anders als ſich von Rom
unabhaͤngiger zu machen. Papſt Sixtus haßte nichts ſo
ſehr als unechte Geburt: Aquaviva hinterbrachte ihm, je-
ner zum Viſitator auserſehene Biſchof Manrique ſey ein
Baſtard. Grund genug fuͤr den Papſt die ſchon ertheilte
Bewilligung der Viſitation wieder zuruͤckzunehmen. Auch
den Proceß des Provincial zog er nach Rom. Unter Gre-
gor XIV. gelang es dem General eine foͤrmliche Beſtaͤti-
gung der Inſtitute des Ordens auszubringen.

Aber auch die Gegner waren hartnaͤckig und verſchla-
gen. Sie ſahen wohl, daß man den General an dem roͤ-
miſchen Hofe ſelbſt angreifen muͤſſe. Einen Augenblick der
Abweſenheit deſſelben — er hatte den Auftrag eine Zwi-
ſtigkeit zwiſchen Mantua und Parma beizulegen — benutz-
ten ſie um Clemens VIII. zu gewinnen. Auf den Antrag
der ſpaniſchen Jeſuiten und Philipps II. ordnete Clemens,
im Sommer 1592, ohne Wiſſen Aquavivas eine General-
congregation an.

Erſtaunt und betroffen eilte Aquaviva zuruͤck. Den
Generalen der Jeſuiten waren allgemeine Congregationen
ſo unbequem, wie eine Kirchenverſammlung dem Papſt.
Suchte ſie ſchon jeder Andere zu vermeiden, wie viel mehr
Aquaviva, gegen den ein ſo lebhafter Haß ſich regte.
Doch ſah er bald, daß die Anordnung unwiderruflich war 1):

1) In einer Consulta del padre C1 Aquaviva coi suoi pa-
dri assistenti, MS
der Bibl. Corſini n. 1055, welche die Momente
der innern Entzweiung im Ganzen recht gut und uͤbereinſtimmend
mit Mariana darſtellt, laͤßt man Aquaviva uͤber ein Geſpraͤch, das
er mit dem Papſt hatte, folgendes berichten: S. S disse che io
non aveva sufficiente notizia de’ soggetti della religione, che io
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[290/0302] Buch VI. Innere Streitigkeiten. man ſuche in Spanien nichts anders als ſich von Rom unabhaͤngiger zu machen. Papſt Sixtus haßte nichts ſo ſehr als unechte Geburt: Aquaviva hinterbrachte ihm, je- ner zum Viſitator auserſehene Biſchof Manrique ſey ein Baſtard. Grund genug fuͤr den Papſt die ſchon ertheilte Bewilligung der Viſitation wieder zuruͤckzunehmen. Auch den Proceß des Provincial zog er nach Rom. Unter Gre- gor XIV. gelang es dem General eine foͤrmliche Beſtaͤti- gung der Inſtitute des Ordens auszubringen. Aber auch die Gegner waren hartnaͤckig und verſchla- gen. Sie ſahen wohl, daß man den General an dem roͤ- miſchen Hofe ſelbſt angreifen muͤſſe. Einen Augenblick der Abweſenheit deſſelben — er hatte den Auftrag eine Zwi- ſtigkeit zwiſchen Mantua und Parma beizulegen — benutz- ten ſie um Clemens VIII. zu gewinnen. Auf den Antrag der ſpaniſchen Jeſuiten und Philipps II. ordnete Clemens, im Sommer 1592, ohne Wiſſen Aquavivas eine General- congregation an. Erſtaunt und betroffen eilte Aquaviva zuruͤck. Den Generalen der Jeſuiten waren allgemeine Congregationen ſo unbequem, wie eine Kirchenverſammlung dem Papſt. Suchte ſie ſchon jeder Andere zu vermeiden, wie viel mehr Aquaviva, gegen den ein ſo lebhafter Haß ſich regte. Doch ſah er bald, daß die Anordnung unwiderruflich war 1): 1) In einer Consulta del padre C1 Aquaviva coi suoi pa- dri assistenti, MS der Bibl. Corſini n. 1055, welche die Momente der innern Entzweiung im Ganzen recht gut und uͤbereinſtimmend mit Mariana darſtellt, laͤßt man Aquaviva uͤber ein Geſpraͤch, das er mit dem Papſt hatte, folgendes berichten: S. Stà disse che io non aveva sufficiente notizia de’ soggetti della religione, che io

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/302>, abgerufen am 22.11.2024.