dem Tode des dritten, Borgia, -- im Jahre 1573 -- hatte abermals ein Spanier, Polanco, die größte Aussicht.
Es zeigte sich aber, daß man in Spanien selbst die Erhebung desselben nicht gern gesehen haben würde. Es gab in dieser Gesellschaft viele Neubekehrte, Judenchristen: auch Polanco gehörte zu dieser Classe: man wünschte dort nicht, daß die höchste Gewalt in einer so mächtigen und so monarchisch eingerichteten Gesellschaft in solche Hände geriethe 1). Papst Gregor XIII, der hievon einen Wink bekommen, hielt auch aus andern Gründen eine Abwechse- lung für nützlich. Als sich ihm eine Deputation der zur Wahl versammelten Congregation vorstellen ließ, fragte er sie, wie viel Stimmen jede Nation habe: es fand sich, daß die spanische deren mehr hatte als alle andern zusam- men. Er fragte ferner, aus welcher Nation die Generale des Ordens bisher genommen worden. Man sagte ihm, man habe ihrer drei gehabt, alle drei Spanier. "Es ist billig", entgegnete Gregor, "daß Ihr auch einmal einen aus einer andern Nation wählt". Er schlug ihnen sogar sel- ber einen Candidaten vor.
Nun sträubten sich wohl die Jesuiten einen Augen- blick hiewider, weil es ihre Privilegien verletze: aber zu- letzt ernannten sie doch eben den, welchen der Papst vor- geschlagen. Es war Eberhard Mercurianus.
Schon hiemit trat eine bedeutende Veränderung ein Mercurian, ein schwacher und unselbständiger Mann, über-
1)Sacchinus: Historia societatis Jesu pars IV sive Ever- ardus lib. I: Horum origo motuum duplex fuit, studia natio num et neophytorum in Hispania odium.
Jeſuitiſche Bewegungen.
dem Tode des dritten, Borgia, — im Jahre 1573 — hatte abermals ein Spanier, Polanco, die groͤßte Ausſicht.
Es zeigte ſich aber, daß man in Spanien ſelbſt die Erhebung deſſelben nicht gern geſehen haben wuͤrde. Es gab in dieſer Geſellſchaft viele Neubekehrte, Judenchriſten: auch Polanco gehoͤrte zu dieſer Claſſe: man wuͤnſchte dort nicht, daß die hoͤchſte Gewalt in einer ſo maͤchtigen und ſo monarchiſch eingerichteten Geſellſchaft in ſolche Haͤnde geriethe 1). Papſt Gregor XIII, der hievon einen Wink bekommen, hielt auch aus andern Gruͤnden eine Abwechſe- lung fuͤr nuͤtzlich. Als ſich ihm eine Deputation der zur Wahl verſammelten Congregation vorſtellen ließ, fragte er ſie, wie viel Stimmen jede Nation habe: es fand ſich, daß die ſpaniſche deren mehr hatte als alle andern zuſam- men. Er fragte ferner, aus welcher Nation die Generale des Ordens bisher genommen worden. Man ſagte ihm, man habe ihrer drei gehabt, alle drei Spanier. „Es iſt billig“, entgegnete Gregor, „daß Ihr auch einmal einen aus einer andern Nation waͤhlt“. Er ſchlug ihnen ſogar ſel- ber einen Candidaten vor.
Nun ſtraͤubten ſich wohl die Jeſuiten einen Augen- blick hiewider, weil es ihre Privilegien verletze: aber zu- letzt ernannten ſie doch eben den, welchen der Papſt vor- geſchlagen. Es war Eberhard Mercurianus.
Schon hiemit trat eine bedeutende Veraͤnderung ein Mercurian, ein ſchwacher und unſelbſtaͤndiger Mann, uͤber-
1)Sacchinus: Historia societatis Jesu pars IV sive Ever- ardus lib. I: Horum origo motuum duplex fuit, studia natio num et neophytorum in Hispania odium.
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Jeſuitiſche Bewegungen.
dem Tode des dritten, Borgia, — im Jahre 1573 —
hatte abermals ein Spanier, Polanco, die groͤßte Ausſicht.
Es zeigte ſich aber, daß man in Spanien ſelbſt die
Erhebung deſſelben nicht gern geſehen haben wuͤrde. Es
gab in dieſer Geſellſchaft viele Neubekehrte, Judenchriſten:
auch Polanco gehoͤrte zu dieſer Claſſe: man wuͤnſchte dort
nicht, daß die hoͤchſte Gewalt in einer ſo maͤchtigen und
ſo monarchiſch eingerichteten Geſellſchaft in ſolche Haͤnde
geriethe 1). Papſt Gregor XIII, der hievon einen Wink
bekommen, hielt auch aus andern Gruͤnden eine Abwechſe-
lung fuͤr nuͤtzlich. Als ſich ihm eine Deputation der zur
Wahl verſammelten Congregation vorſtellen ließ, fragte er
ſie, wie viel Stimmen jede Nation habe: es fand ſich,
daß die ſpaniſche deren mehr hatte als alle andern zuſam-
men. Er fragte ferner, aus welcher Nation die Generale
des Ordens bisher genommen worden. Man ſagte ihm,
man habe ihrer drei gehabt, alle drei Spanier. „Es iſt
billig“, entgegnete Gregor, „daß Ihr auch einmal einen aus
einer andern Nation waͤhlt“. Er ſchlug ihnen ſogar ſel-
ber einen Candidaten vor.
Nun ſtraͤubten ſich wohl die Jeſuiten einen Augen-
blick hiewider, weil es ihre Privilegien verletze: aber zu-
letzt ernannten ſie doch eben den, welchen der Papſt vor-
geſchlagen. Es war Eberhard Mercurianus.
Schon hiemit trat eine bedeutende Veraͤnderung ein
Mercurian, ein ſchwacher und unſelbſtaͤndiger Mann, uͤber-
1) Sacchinus: Historia societatis Jesu pars IV sive Ever-
ardus lib. I: Horum origo motuum duplex fuit, studia natio
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/295>, abgerufen am 23.11.2024.
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