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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Clemens VIII.
Freitag und Sonnabend ward überdieß gefastet. Hatte er
dann die ganze Woche gearbeitet, so war des Sonntags
seine Erholung sich einige fromme Mönche oder die Vä-
ter der Vallicella kommen zu lassen, um mit ihnen über
tiefere geistliche Fragen zu sprechen. Der Ruf von Tu-
gend, Frömmigkeit, exemplarischem Leben, den er schon im-
mer genossen, vermehrte sich ihm bei dieser Art zu seyn
außerordentlich. Er wußte es, und wollte es. Eben dieser
Ruf erhöhte sein oberhirtliches Ansehn.

Denn in allen Stücken verfuhr dieser Papst mit selbst-
bewußter Bedachtsamkeit. Er arbeitete gern, er war eine
von jenen Naturen, denen aus der Arbeit neue Kraft ent-
springt: aber er that es doch nicht so leidenschaftlich, daß
er nicht seinen Fleiß mit regelmäßiger Bewegung unterbro-
chen hätte 1). So konnte er wohl auch auffahren, heftig,
bitter werden, jedoch wenn er sah, daß der Andere zwar
vor der Majestät des Papstthums schwieg, aber vielleicht
in seinen Mienen Entgegnung und Mißbehagen ausdrückte,
ging er in sich und suchte es wieder gut zu machen. Man
sollte an ihm nichts wahrnehmen, als was sich ziemte,
was mit der Idee eines guten, frommen und weisen Man-
nes übereinkam 2).


1) Venier: Relatione di Roma 1601. La gotta molto meno
che per l'inanzi li da molestia al presente per la sua bona re-
gola di viver, nel quale da certo tempo in qua procede con
grandissima riserva, e con notabile astinenza nel bere: che le
giova anco moltissimo a non dar fomento alla grassezza, alla
quale e molto inclinata la sua complessione, usando anco per
questo di frequentare l'esercitio di caminar longamente sempre
che senza sconcio de' negozi conosce di poterlo fare, ai quali
nondimeno per la sua gran capicita supplisce.
2) Delfino: Si va conoscendo certo che in tutte le cose si

Clemens VIII.
Freitag und Sonnabend ward uͤberdieß gefaſtet. Hatte er
dann die ganze Woche gearbeitet, ſo war des Sonntags
ſeine Erholung ſich einige fromme Moͤnche oder die Vaͤ-
ter der Vallicella kommen zu laſſen, um mit ihnen uͤber
tiefere geiſtliche Fragen zu ſprechen. Der Ruf von Tu-
gend, Froͤmmigkeit, exemplariſchem Leben, den er ſchon im-
mer genoſſen, vermehrte ſich ihm bei dieſer Art zu ſeyn
außerordentlich. Er wußte es, und wollte es. Eben dieſer
Ruf erhoͤhte ſein oberhirtliches Anſehn.

Denn in allen Stuͤcken verfuhr dieſer Papſt mit ſelbſt-
bewußter Bedachtſamkeit. Er arbeitete gern, er war eine
von jenen Naturen, denen aus der Arbeit neue Kraft ent-
ſpringt: aber er that es doch nicht ſo leidenſchaftlich, daß
er nicht ſeinen Fleiß mit regelmaͤßiger Bewegung unterbro-
chen haͤtte 1). So konnte er wohl auch auffahren, heftig,
bitter werden, jedoch wenn er ſah, daß der Andere zwar
vor der Majeſtaͤt des Papſtthums ſchwieg, aber vielleicht
in ſeinen Mienen Entgegnung und Mißbehagen ausdruͤckte,
ging er in ſich und ſuchte es wieder gut zu machen. Man
ſollte an ihm nichts wahrnehmen, als was ſich ziemte,
was mit der Idee eines guten, frommen und weiſen Man-
nes uͤbereinkam 2).


1) Venier: Relatione di Roma 1601. La gotta molto meno
che per l’inanzi li da molestia al presente per la sua bona re-
gola di viver, nel quale da certo tempo in qua procede con
grandissima riserva, e con notabile astinenza nel bere: che le
giova anco moltissimo a non dar fomento alla grassezza, alla
quale è molto inclinata la sua complessione, usando anco per
questo di frequentare l’esercitio di caminar longamente sempre
che senza sconcio de’ negozi conosce di poterlo fare, ai quali
nondimeno per la sua gran capicità supplisce.
2) Delfino: Si va conoscendo certo che in tutte le cose si
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[235/0247] Clemens VIII. Freitag und Sonnabend ward uͤberdieß gefaſtet. Hatte er dann die ganze Woche gearbeitet, ſo war des Sonntags ſeine Erholung ſich einige fromme Moͤnche oder die Vaͤ- ter der Vallicella kommen zu laſſen, um mit ihnen uͤber tiefere geiſtliche Fragen zu ſprechen. Der Ruf von Tu- gend, Froͤmmigkeit, exemplariſchem Leben, den er ſchon im- mer genoſſen, vermehrte ſich ihm bei dieſer Art zu ſeyn außerordentlich. Er wußte es, und wollte es. Eben dieſer Ruf erhoͤhte ſein oberhirtliches Anſehn. Denn in allen Stuͤcken verfuhr dieſer Papſt mit ſelbſt- bewußter Bedachtſamkeit. Er arbeitete gern, er war eine von jenen Naturen, denen aus der Arbeit neue Kraft ent- ſpringt: aber er that es doch nicht ſo leidenſchaftlich, daß er nicht ſeinen Fleiß mit regelmaͤßiger Bewegung unterbro- chen haͤtte 1). So konnte er wohl auch auffahren, heftig, bitter werden, jedoch wenn er ſah, daß der Andere zwar vor der Majeſtaͤt des Papſtthums ſchwieg, aber vielleicht in ſeinen Mienen Entgegnung und Mißbehagen ausdruͤckte, ging er in ſich und ſuchte es wieder gut zu machen. Man ſollte an ihm nichts wahrnehmen, als was ſich ziemte, was mit der Idee eines guten, frommen und weiſen Man- nes uͤbereinkam 2). 1) Venier: Relatione di Roma 1601. La gotta molto meno che per l’inanzi li da molestia al presente per la sua bona re- gola di viver, nel quale da certo tempo in qua procede con grandissima riserva, e con notabile astinenza nel bere: che le giova anco moltissimo a non dar fomento alla grassezza, alla quale è molto inclinata la sua complessione, usando anco per questo di frequentare l’esercitio di caminar longamente sempre che senza sconcio de’ negozi conosce di poterlo fare, ai quali nondimeno per la sua gran capicità supplisce. 2) Delfino: Si va conoscendo certo che in tutte le cose si

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/247>, abgerufen am 22.11.2024.