Ueberzeugungen der europäischen Welt gegründet: ihre ganze Stellung war in sich selbst gerecht und untadelhaft: son- dern es kam ihr auch vor allem zu Statten, daß die päpstlichen Doctrinen mit der spanischen Macht in Bund standen.
Die Monarchie Philipps II. schien der allgemeinen Freiheit von Tage zu Tage gefährlicher zu werden: über ganz Europa hin erweckte sie jenen eifersüchtigen Haß, der weniger aus vollbrachten Gewaltthaten entspringt, als aus der Furcht davor, der Gefahr der Freiheit, und die Gemü- ther unbewußt ergreift.
Zwischen Rom und Spanien bestand jetzt eine so enge Verbindung, daß die Widersacher der geistlichen Ansprüche sich zugleich dem Fortgange der spanischen Macht entge- genstellten. Sie erfüllten damit eine europäische Nothwen- digkeit, und schon deshalb konnte es ihnen nicht an Bei- stimmung und Unterstützung fehlen. Eine geheime Sym- pathie vereinigt die Völker. Jener nationalen Partei fran- zösischer Katholiken traten unaufgefordert, an unerwarteter Stelle, entschlossene Verbündete hervor: und zwar in Ita- lien selbst, vor den Augen des Papstes, zuerst in Venedig.
In Venedig hatte wenige Jahre früher -- im Jahre 1582 -- eine geräuschlose, in der Geschichte der Republik fast ganz übersehene, aber nichts desto weniger sehr einflußreiche Veränderung Statt gefunden. Bisher waren die wichtigen Geschäfte in den Händen weniger alten Patricier aus einem kleinen Kreise von Geschlechtern gewesen. Damals erkämpfte sich eine mißvergnügte Mehrheit in dem Senate, be- sonders aus den jüngern Mitgliedern bestehend, den Antheil
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Oppoſition der Lehre.
Ueberzeugungen der europaͤiſchen Welt gegruͤndet: ihre ganze Stellung war in ſich ſelbſt gerecht und untadelhaft: ſon- dern es kam ihr auch vor allem zu Statten, daß die paͤpſtlichen Doctrinen mit der ſpaniſchen Macht in Bund ſtanden.
Die Monarchie Philipps II. ſchien der allgemeinen Freiheit von Tage zu Tage gefaͤhrlicher zu werden: uͤber ganz Europa hin erweckte ſie jenen eiferſuͤchtigen Haß, der weniger aus vollbrachten Gewaltthaten entſpringt, als aus der Furcht davor, der Gefahr der Freiheit, und die Gemuͤ- ther unbewußt ergreift.
Zwiſchen Rom und Spanien beſtand jetzt eine ſo enge Verbindung, daß die Widerſacher der geiſtlichen Anſpruͤche ſich zugleich dem Fortgange der ſpaniſchen Macht entge- genſtellten. Sie erfuͤllten damit eine europaͤiſche Nothwen- digkeit, und ſchon deshalb konnte es ihnen nicht an Bei- ſtimmung und Unterſtuͤtzung fehlen. Eine geheime Sym- pathie vereinigt die Voͤlker. Jener nationalen Partei fran- zoͤſiſcher Katholiken traten unaufgefordert, an unerwarteter Stelle, entſchloſſene Verbuͤndete hervor: und zwar in Ita- lien ſelbſt, vor den Augen des Papſtes, zuerſt in Venedig.
In Venedig hatte wenige Jahre fruͤher — im Jahre 1582 — eine geraͤuſchloſe, in der Geſchichte der Republik faſt ganz uͤberſehene, aber nichts deſto weniger ſehr einflußreiche Veraͤnderung Statt gefunden. Bisher waren die wichtigen Geſchaͤfte in den Haͤnden weniger alten Patricier aus einem kleinen Kreiſe von Geſchlechtern geweſen. Damals erkaͤmpfte ſich eine mißvergnuͤgte Mehrheit in dem Senate, be- ſonders aus den juͤngern Mitgliedern beſtehend, den Antheil
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Oppoſition der Lehre.
Ueberzeugungen der europaͤiſchen Welt gegruͤndet: ihre ganze
Stellung war in ſich ſelbſt gerecht und untadelhaft: ſon-
dern es kam ihr auch vor allem zu Statten, daß die
paͤpſtlichen Doctrinen mit der ſpaniſchen Macht in Bund
ſtanden.
Die Monarchie Philipps II. ſchien der allgemeinen
Freiheit von Tage zu Tage gefaͤhrlicher zu werden: uͤber
ganz Europa hin erweckte ſie jenen eiferſuͤchtigen Haß, der
weniger aus vollbrachten Gewaltthaten entſpringt, als aus
der Furcht davor, der Gefahr der Freiheit, und die Gemuͤ-
ther unbewußt ergreift.
Zwiſchen Rom und Spanien beſtand jetzt eine ſo enge
Verbindung, daß die Widerſacher der geiſtlichen Anſpruͤche
ſich zugleich dem Fortgange der ſpaniſchen Macht entge-
genſtellten. Sie erfuͤllten damit eine europaͤiſche Nothwen-
digkeit, und ſchon deshalb konnte es ihnen nicht an Bei-
ſtimmung und Unterſtuͤtzung fehlen. Eine geheime Sym-
pathie vereinigt die Voͤlker. Jener nationalen Partei fran-
zoͤſiſcher Katholiken traten unaufgefordert, an unerwarteter
Stelle, entſchloſſene Verbuͤndete hervor: und zwar in Ita-
lien ſelbſt, vor den Augen des Papſtes, zuerſt in Venedig.
In Venedig hatte wenige Jahre fruͤher — im Jahre
1582 — eine geraͤuſchloſe, in der Geſchichte der Republik faſt
ganz uͤberſehene, aber nichts deſto weniger ſehr einflußreiche
Veraͤnderung Statt gefunden. Bisher waren die wichtigen
Geſchaͤfte in den Haͤnden weniger alten Patricier aus einem
kleinen Kreiſe von Geſchlechtern geweſen. Damals erkaͤmpfte
ſich eine mißvergnuͤgte Mehrheit in dem Senate, be-
ſonders aus den juͤngern Mitgliedern beſtehend, den Antheil
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/207>, abgerufen am 24.11.2024.
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