begab sich die erste Colonie der Capuziner unter Fra Pa- cifico di S. Gervaso, der sich seine Gefährten aber selbst gewählt, über die Berge.
Es waren alles Italiener. Der Natur der Sache nach mußten sie sich zunächst an ihre Landsleute halten.
Mit Freuden empfing sie die Königin Catharina, und gründete ihnen sogleich ein Kloster in Paris. Schon im Jahre 1575 finden wir sie auch in Lyon. Auf die Em- pfehlung der Königin bekamen sie hier die Unterstützung ei- niger italienischen Wechsler.
Von hier breiteten sie sich nun weiter aus: von Pa- ris nach Caen, Rouen: von Lyon nach Marseille, wo ih- nen Königin Catharina eine Baustelle ankaufte: neue Co- lonien siedelten sich 1582 in Toulouse, 1585 in Verdun an. Gar bald gelangen ihnen die glänzendsten Bekehrun- gen, wie 1587 von Henry Joyeuse, einem der ersten Män- ner des damaligen Frankreichs 1).
In Einem Sinne wenigstens hatte aber diese religiöse Bewegung in Frankreich selbst eine noch größere Wirkung als in Deutschland. Sie brachte schon freie Nachahmun- gen in eigenthümlichen Formen hervor. Jean de la Bar- riere, der die Cistercienser Abtei Feuillans unfern Toulouse, nach den besondern Mißbräuchen die in Frankreich einge- rissen, schon im 19ten Lebensjahre als Commende bekom- men, ließ sich im Jahre 1577 als regelmäßigen Abt ein- segnen, und nahm Novizen auf, mit denen er die Strenge des ursprünglichen Institutes von Citeaux nicht allein zu
1)Boverio: Annali dei frati Capuccini I, 546. II, 45 f.
Päpste* 10
Die Ligue.
begab ſich die erſte Colonie der Capuziner unter Fra Pa- cifico di S. Gervaſo, der ſich ſeine Gefaͤhrten aber ſelbſt gewaͤhlt, uͤber die Berge.
Es waren alles Italiener. Der Natur der Sache nach mußten ſie ſich zunaͤchſt an ihre Landsleute halten.
Mit Freuden empfing ſie die Koͤnigin Catharina, und gruͤndete ihnen ſogleich ein Kloſter in Paris. Schon im Jahre 1575 finden wir ſie auch in Lyon. Auf die Em- pfehlung der Koͤnigin bekamen ſie hier die Unterſtuͤtzung ei- niger italieniſchen Wechsler.
Von hier breiteten ſie ſich nun weiter aus: von Pa- ris nach Caen, Rouen: von Lyon nach Marſeille, wo ih- nen Koͤnigin Catharina eine Bauſtelle ankaufte: neue Co- lonien ſiedelten ſich 1582 in Toulouſe, 1585 in Verdun an. Gar bald gelangen ihnen die glaͤnzendſten Bekehrun- gen, wie 1587 von Henry Joyeuſe, einem der erſten Maͤn- ner des damaligen Frankreichs 1).
In Einem Sinne wenigſtens hatte aber dieſe religioͤſe Bewegung in Frankreich ſelbſt eine noch groͤßere Wirkung als in Deutſchland. Sie brachte ſchon freie Nachahmun- gen in eigenthuͤmlichen Formen hervor. Jean de la Bar- riere, der die Ciſtercienſer Abtei Feuillans unfern Toulouſe, nach den beſondern Mißbraͤuchen die in Frankreich einge- riſſen, ſchon im 19ten Lebensjahre als Commende bekom- men, ließ ſich im Jahre 1577 als regelmaͤßigen Abt ein- ſegnen, und nahm Novizen auf, mit denen er die Strenge des urſpruͤnglichen Inſtitutes von Citeaux nicht allein zu
1)Boverio: Annali dei frati Capuccini I, 546. II, 45 f.
Päpſte* 10
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Die Ligue.
begab ſich die erſte Colonie der Capuziner unter Fra Pa-
cifico di S. Gervaſo, der ſich ſeine Gefaͤhrten aber ſelbſt
gewaͤhlt, uͤber die Berge.
Es waren alles Italiener. Der Natur der Sache
nach mußten ſie ſich zunaͤchſt an ihre Landsleute halten.
Mit Freuden empfing ſie die Koͤnigin Catharina, und
gruͤndete ihnen ſogleich ein Kloſter in Paris. Schon im
Jahre 1575 finden wir ſie auch in Lyon. Auf die Em-
pfehlung der Koͤnigin bekamen ſie hier die Unterſtuͤtzung ei-
niger italieniſchen Wechsler.
Von hier breiteten ſie ſich nun weiter aus: von Pa-
ris nach Caen, Rouen: von Lyon nach Marſeille, wo ih-
nen Koͤnigin Catharina eine Bauſtelle ankaufte: neue Co-
lonien ſiedelten ſich 1582 in Toulouſe, 1585 in Verdun
an. Gar bald gelangen ihnen die glaͤnzendſten Bekehrun-
gen, wie 1587 von Henry Joyeuſe, einem der erſten Maͤn-
ner des damaligen Frankreichs 1).
In Einem Sinne wenigſtens hatte aber dieſe religioͤſe
Bewegung in Frankreich ſelbſt eine noch groͤßere Wirkung
als in Deutſchland. Sie brachte ſchon freie Nachahmun-
gen in eigenthuͤmlichen Formen hervor. Jean de la Bar-
riere, der die Ciſtercienſer Abtei Feuillans unfern Toulouſe,
nach den beſondern Mißbraͤuchen die in Frankreich einge-
riſſen, ſchon im 19ten Lebensjahre als Commende bekom-
men, ließ ſich im Jahre 1577 als regelmaͤßigen Abt ein-
ſegnen, und nahm Novizen auf, mit denen er die Strenge
des urſpruͤnglichen Inſtitutes von Citeaux nicht allein zu
1) Boverio: Annali dei frati Capuccini I, 546. II, 45 f.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/157>, abgerufen am 24.11.2024.
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