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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Kap. II. Die Kirche im Anf. des 16. Jahrh.
chen Unterordnung zurückzuweisen; ohne Widerstand leisten
zu können, mußte Johann Bentivoglio in hohem Alter von
dem prächtigen Pallast, den er sich zu Bologna gegründet,
von jener Inschrift weichen, auf der er sich zu früh glück-
lich gepriesen hatte; zwei so mächtige Städte erkannten
die unmittelbare Herrschaft des päpstlichen Stuhles.

Jedoch war Julius damit noch lange nicht am Ziel.
Den größten Theil der Küste des Kirchenstaates hatten die
Venezianer inne; sie waren nicht gemeint, ihn gutwillig fah-
ren zu lassen, und den Streitkräften des Papstes waren sie
doch bei weitem überlegen. Er konnte sich nicht verber-
gen, daß er eine unabsehliche europäische Bewegung er-
weckte, wenn er sie angriff. Sollte er es darauf wagen?

So alt Julius auch bereits war, so sehr ihn all der
Wechsel von Glück und Unglück, den er in seinem langen
Leben erfahren, die Anstrengung von Krieg und Flucht an-
gegriffen haben mochte, -- Unmäßigkeit und Ausschwei-
fungen kamen dazu -- so wußte er doch nicht, was Furcht
und Bedenklichkeit war: in so hohen Jahren hatte er die
große Eigenschaft eines Mannes, einen unbezwinglichen
Muth. Aus den Fürsten seiner Zeit machte er sich nicht
viel, er glaubte sie alle zu übersehen: grade in dem Tu-
mult eines allgemeinen Kampfes hoffte er zu gewinnen:
er sorgte nur dafür, daß er immer bei Gelde war, um den
günstigen Augenblick mit voller Kraft ergreifen zu können:
er wollte, wie ein Venezianer treffend sagt, der Herr und
Meister des Spieles der Welt seyn 1); mit Ungeduld

1) Sommario de la relation di Domenigo Trivixan. Ms. "Il
papa vol esser il dominus et maistro del jocho del mundo."
Auch

Kap. II. Die Kirche im Anf. des 16. Jahrh.
chen Unterordnung zuruͤckzuweiſen; ohne Widerſtand leiſten
zu koͤnnen, mußte Johann Bentivoglio in hohem Alter von
dem praͤchtigen Pallaſt, den er ſich zu Bologna gegruͤndet,
von jener Inſchrift weichen, auf der er ſich zu fruͤh gluͤck-
lich geprieſen hatte; zwei ſo maͤchtige Staͤdte erkannten
die unmittelbare Herrſchaft des paͤpſtlichen Stuhles.

Jedoch war Julius damit noch lange nicht am Ziel.
Den groͤßten Theil der Kuͤſte des Kirchenſtaates hatten die
Venezianer inne; ſie waren nicht gemeint, ihn gutwillig fah-
ren zu laſſen, und den Streitkraͤften des Papſtes waren ſie
doch bei weitem uͤberlegen. Er konnte ſich nicht verber-
gen, daß er eine unabſehliche europaͤiſche Bewegung er-
weckte, wenn er ſie angriff. Sollte er es darauf wagen?

So alt Julius auch bereits war, ſo ſehr ihn all der
Wechſel von Gluͤck und Ungluͤck, den er in ſeinem langen
Leben erfahren, die Anſtrengung von Krieg und Flucht an-
gegriffen haben mochte, — Unmaͤßigkeit und Ausſchwei-
fungen kamen dazu — ſo wußte er doch nicht, was Furcht
und Bedenklichkeit war: in ſo hohen Jahren hatte er die
große Eigenſchaft eines Mannes, einen unbezwinglichen
Muth. Aus den Fuͤrſten ſeiner Zeit machte er ſich nicht
viel, er glaubte ſie alle zu uͤberſehen: grade in dem Tu-
mult eines allgemeinen Kampfes hoffte er zu gewinnen:
er ſorgte nur dafuͤr, daß er immer bei Gelde war, um den
guͤnſtigen Augenblick mit voller Kraft ergreifen zu koͤnnen:
er wollte, wie ein Venezianer treffend ſagt, der Herr und
Meiſter des Spieles der Welt ſeyn 1); mit Ungeduld

1) Sommario de la relation di Domenigo Trivixan. Ms. „Il
papa vol esser il dominus et maistro del jocho del mundo.“
Auch
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[54/0080] Kap. II. Die Kirche im Anf. des 16. Jahrh. chen Unterordnung zuruͤckzuweiſen; ohne Widerſtand leiſten zu koͤnnen, mußte Johann Bentivoglio in hohem Alter von dem praͤchtigen Pallaſt, den er ſich zu Bologna gegruͤndet, von jener Inſchrift weichen, auf der er ſich zu fruͤh gluͤck- lich geprieſen hatte; zwei ſo maͤchtige Staͤdte erkannten die unmittelbare Herrſchaft des paͤpſtlichen Stuhles. Jedoch war Julius damit noch lange nicht am Ziel. Den groͤßten Theil der Kuͤſte des Kirchenſtaates hatten die Venezianer inne; ſie waren nicht gemeint, ihn gutwillig fah- ren zu laſſen, und den Streitkraͤften des Papſtes waren ſie doch bei weitem uͤberlegen. Er konnte ſich nicht verber- gen, daß er eine unabſehliche europaͤiſche Bewegung er- weckte, wenn er ſie angriff. Sollte er es darauf wagen? So alt Julius auch bereits war, ſo ſehr ihn all der Wechſel von Gluͤck und Ungluͤck, den er in ſeinem langen Leben erfahren, die Anſtrengung von Krieg und Flucht an- gegriffen haben mochte, — Unmaͤßigkeit und Ausſchwei- fungen kamen dazu — ſo wußte er doch nicht, was Furcht und Bedenklichkeit war: in ſo hohen Jahren hatte er die große Eigenſchaft eines Mannes, einen unbezwinglichen Muth. Aus den Fuͤrſten ſeiner Zeit machte er ſich nicht viel, er glaubte ſie alle zu uͤberſehen: grade in dem Tu- mult eines allgemeinen Kampfes hoffte er zu gewinnen: er ſorgte nur dafuͤr, daß er immer bei Gelde war, um den guͤnſtigen Augenblick mit voller Kraft ergreifen zu koͤnnen: er wollte, wie ein Venezianer treffend ſagt, der Herr und Meiſter des Spieles der Welt ſeyn 1); mit Ungeduld 1) Sommario de la relation di Domenigo Trivixan. Ms. „Il papa vol esser il dominus et maistro del jocho del mundo.“ Auch

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/80>, abgerufen am 24.11.2024.