sich von des apostolischen Stuhles Gnaden schrieben 1); in dem Norden ward der Peterspfennig fortwährend ein- gesammelt; unzählige Pilger aus allen Ländern suchten bei dem Jubiläum von 1450 die Schwellen der Apostel auf; mit Bienenschwärmen, Zugvögelschaaren vergleicht sie ein Augenzeuge, wie sie so kamen; doch hatten trotz alle dem die alten Verhältnisse lange nicht mehr Statt.
Wollte man sich davon überzeugen, so brauchte man sich nur den früheren Eifer, nach dem heiligen Grabe zu ziehen, ins Gedächtniß zu rufen und die Kälte dagegen zu halten, mit der in dem funfzehnten Jahrhundert jede Auf- forderung zu einem gemeinschaftlichen Widerstand gegen die Türken aufgenommen wurde. Wie viel dringender war es, die eigenen Landschaften gegen eine Gefahr, die sich unauf- haltsam unzweifelhaft heranwälzte, in Schutz zu nehmen, als das heilige Grab in christlichen Händen zu wissen. Ihre beste Beredsamkeit wandten Aeneas Sylvius auf dem Reichstage, der Minorit Capistrano auf den Märkten der Städte bei dem Volke an; und man rühmt, welchen Ein- druck sie hervorgebracht; aber wir finden nicht, daß Je- mand darum zu den Waffen gegriffen hätte. Welche Mühe gaben sich nicht die Päpste! Der eine rüstete eine Flotte aus, der andre, Pius II., eben jener Aeneas Syl- vius, erhob sich, so schwach und krank er auch war, sel- ber zu dem Hafen, wo, wenn kein Anderer, doch die Zunächst- gefährdeten sich vereinigen sollten; er wollte dabei seyn, um wie er sagte, was er allein vermöge, während des
1) Costniz, Schwerin, Fünfkirchen. Schröckh Kirchengeschichte Bd. 33, p. 60.
Gegenſaͤtze des 14ten u. 15ten Jahrh.
ſich von des apoſtoliſchen Stuhles Gnaden ſchrieben 1); in dem Norden ward der Peterspfennig fortwaͤhrend ein- geſammelt; unzaͤhlige Pilger aus allen Laͤndern ſuchten bei dem Jubilaͤum von 1450 die Schwellen der Apoſtel auf; mit Bienenſchwaͤrmen, Zugvoͤgelſchaaren vergleicht ſie ein Augenzeuge, wie ſie ſo kamen; doch hatten trotz alle dem die alten Verhaͤltniſſe lange nicht mehr Statt.
Wollte man ſich davon uͤberzeugen, ſo brauchte man ſich nur den fruͤheren Eifer, nach dem heiligen Grabe zu ziehen, ins Gedaͤchtniß zu rufen und die Kaͤlte dagegen zu halten, mit der in dem funfzehnten Jahrhundert jede Auf- forderung zu einem gemeinſchaftlichen Widerſtand gegen die Tuͤrken aufgenommen wurde. Wie viel dringender war es, die eigenen Landſchaften gegen eine Gefahr, die ſich unauf- haltſam unzweifelhaft heranwaͤlzte, in Schutz zu nehmen, als das heilige Grab in chriſtlichen Haͤnden zu wiſſen. Ihre beſte Beredſamkeit wandten Aeneas Sylvius auf dem Reichstage, der Minorit Capiſtrano auf den Maͤrkten der Staͤdte bei dem Volke an; und man ruͤhmt, welchen Ein- druck ſie hervorgebracht; aber wir finden nicht, daß Je- mand darum zu den Waffen gegriffen haͤtte. Welche Muͤhe gaben ſich nicht die Paͤpſte! Der eine ruͤſtete eine Flotte aus, der andre, Pius II., eben jener Aeneas Syl- vius, erhob ſich, ſo ſchwach und krank er auch war, ſel- ber zu dem Hafen, wo, wenn kein Anderer, doch die Zunaͤchſt- gefaͤhrdeten ſich vereinigen ſollten; er wollte dabei ſeyn, um wie er ſagte, was er allein vermoͤge, waͤhrend des
1) Coſtniz, Schwerin, Fuͤnfkirchen. Schroͤckh Kirchengeſchichte Bd. 33, p. 60.
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Gegenſaͤtze des 14ten u. 15ten Jahrh.
ſich von des apoſtoliſchen Stuhles Gnaden ſchrieben 1);
in dem Norden ward der Peterspfennig fortwaͤhrend ein-
geſammelt; unzaͤhlige Pilger aus allen Laͤndern ſuchten bei
dem Jubilaͤum von 1450 die Schwellen der Apoſtel auf;
mit Bienenſchwaͤrmen, Zugvoͤgelſchaaren vergleicht ſie ein
Augenzeuge, wie ſie ſo kamen; doch hatten trotz alle dem
die alten Verhaͤltniſſe lange nicht mehr Statt.
Wollte man ſich davon uͤberzeugen, ſo brauchte man
ſich nur den fruͤheren Eifer, nach dem heiligen Grabe zu
ziehen, ins Gedaͤchtniß zu rufen und die Kaͤlte dagegen zu
halten, mit der in dem funfzehnten Jahrhundert jede Auf-
forderung zu einem gemeinſchaftlichen Widerſtand gegen die
Tuͤrken aufgenommen wurde. Wie viel dringender war es,
die eigenen Landſchaften gegen eine Gefahr, die ſich unauf-
haltſam unzweifelhaft heranwaͤlzte, in Schutz zu nehmen,
als das heilige Grab in chriſtlichen Haͤnden zu wiſſen.
Ihre beſte Beredſamkeit wandten Aeneas Sylvius auf dem
Reichstage, der Minorit Capiſtrano auf den Maͤrkten der
Staͤdte bei dem Volke an; und man ruͤhmt, welchen Ein-
druck ſie hervorgebracht; aber wir finden nicht, daß Je-
mand darum zu den Waffen gegriffen haͤtte. Welche
Muͤhe gaben ſich nicht die Paͤpſte! Der eine ruͤſtete eine
Flotte aus, der andre, Pius II., eben jener Aeneas Syl-
vius, erhob ſich, ſo ſchwach und krank er auch war, ſel-
ber zu dem Hafen, wo, wenn kein Anderer, doch die Zunaͤchſt-
gefaͤhrdeten ſich vereinigen ſollten; er wollte dabei ſeyn,
um wie er ſagte, was er allein vermoͤge, waͤhrend des
1) Coſtniz, Schwerin, Fuͤnfkirchen. Schroͤckh Kirchengeſchichte
Bd. 33, p. 60.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/63>, abgerufen am 18.12.2024.
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