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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.

Sonderbar lautet die Inschrift, in der er sich rühmt,
er habe dieß Denkmal den Kaisern August und Tiberius
entrissen, und dem heiligsten Kreuze gewidmet. Er ließ ein
Kreuz darauf errichten, in das ein Stück Holz von dem
angeblichen wahren Kreuze Christi eingeschlossen war. Es
drückt dieß seine ganze Gesinnung aus. Die Monumente
des Heidenthums sollten selber zur Verherrlichung des Kreu-
zes dienen.

Mit ganzer Seele widmete er sich diesen seinen Bauten.
Ein Hirtenknabe, in Garten und Feld aufgewachsen, liebte
er die Städte; von einer Villeggiatura wollte er nichts wis-
sen: er sagte, "seine Erholung sey, viele Dächer zu sehen."
Ich verstehe: seine Bauunternehmungen machten ihm das
größte Vergnügen.

Viele tausend Hände waren unaufhörlich beschäftigt:
keine Schwierigkeit schreckte ihn ab.

Noch immer fehlte die Kuppel an St. Peter, und die
Baumeister forderten 10 Jahr zu ihrer Vollendung. Six-
tus wollte sein Geld dazu hergeben, doch an dem Werke

die vita Sixti ipsius manu emendata den Eindruck: tenuitque uni-
versae civitatis oculos novae et post 1500 amplius annos rela-
tae rei spectaculo cum aut sedibus suis avulsam tolleret molem,
uno tempore et duodenis vectibus impulsam et quinis tricenis
ergatis, quas equi bini homines deni agebant in sublime elatam
aut cum suspensam inde sensim deponeret extenderetque humi
junctis trabibus atque ex his ingenti composita traha quae ja-
centem exciperet aut cum suppositis cylindris (sunt hae ligneae
columnae teretes et volubiles) quaternis ergatis protracta pau-
latim per editum et ad altitudinem basis, cui imponenda erat,
excitatum aggerem atque undique egregie munitum incederet,
denique cum iterum erecta librataque suis reposita sedibus est.
Buch IV. Staat und Hof.

Sonderbar lautet die Inſchrift, in der er ſich ruͤhmt,
er habe dieß Denkmal den Kaiſern Auguſt und Tiberius
entriſſen, und dem heiligſten Kreuze gewidmet. Er ließ ein
Kreuz darauf errichten, in das ein Stuͤck Holz von dem
angeblichen wahren Kreuze Chriſti eingeſchloſſen war. Es
druͤckt dieß ſeine ganze Geſinnung aus. Die Monumente
des Heidenthums ſollten ſelber zur Verherrlichung des Kreu-
zes dienen.

Mit ganzer Seele widmete er ſich dieſen ſeinen Bauten.
Ein Hirtenknabe, in Garten und Feld aufgewachſen, liebte
er die Staͤdte; von einer Villeggiatura wollte er nichts wiſ-
ſen: er ſagte, „ſeine Erholung ſey, viele Daͤcher zu ſehen.“
Ich verſtehe: ſeine Bauunternehmungen machten ihm das
groͤßte Vergnuͤgen.

Viele tauſend Haͤnde waren unaufhoͤrlich beſchaͤftigt:
keine Schwierigkeit ſchreckte ihn ab.

Noch immer fehlte die Kuppel an St. Peter, und die
Baumeiſter forderten 10 Jahr zu ihrer Vollendung. Six-
tus wollte ſein Geld dazu hergeben, doch an dem Werke

die vita Sixti ipsius manu emendata den Eindruck: tenuitque uni-
versae civitatis oculos novae et post 1500 amplius annos rela-
tae rei spectaculo cum aut sedibus suis avulsam tolleret molem,
uno tempore et duodenis vectibus impulsam et quinis tricenis
ergatis, quas equi bini homines deni agebant in sublime elatam
aut cum suspensam inde sensim deponeret extenderetque humi
junctis trabibus atque ex his ingenti composita traha quae ja-
centem exciperet aut cum suppositis cylindris (sunt hae ligneae
columnae teretes et volubiles) quaternis ergatis protracta pau-
latim per editum et ad altitudinem basis, cui imponenda erat,
excitatum aggerem atque undique egregie munitum incederet,
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[480/0506] Buch IV. Staat und Hof. Sonderbar lautet die Inſchrift, in der er ſich ruͤhmt, er habe dieß Denkmal den Kaiſern Auguſt und Tiberius entriſſen, und dem heiligſten Kreuze gewidmet. Er ließ ein Kreuz darauf errichten, in das ein Stuͤck Holz von dem angeblichen wahren Kreuze Chriſti eingeſchloſſen war. Es druͤckt dieß ſeine ganze Geſinnung aus. Die Monumente des Heidenthums ſollten ſelber zur Verherrlichung des Kreu- zes dienen. Mit ganzer Seele widmete er ſich dieſen ſeinen Bauten. Ein Hirtenknabe, in Garten und Feld aufgewachſen, liebte er die Staͤdte; von einer Villeggiatura wollte er nichts wiſ- ſen: er ſagte, „ſeine Erholung ſey, viele Daͤcher zu ſehen.“ Ich verſtehe: ſeine Bauunternehmungen machten ihm das groͤßte Vergnuͤgen. Viele tauſend Haͤnde waren unaufhoͤrlich beſchaͤftigt: keine Schwierigkeit ſchreckte ihn ab. Noch immer fehlte die Kuppel an St. Peter, und die Baumeiſter forderten 10 Jahr zu ihrer Vollendung. Six- tus wollte ſein Geld dazu hergeben, doch an dem Werke 1) 1) die vita Sixti ipsius manu emendata den Eindruck: tenuitque uni- versae civitatis oculos novae et post 1500 amplius annos rela- tae rei spectaculo cum aut sedibus suis avulsam tolleret molem, uno tempore et duodenis vectibus impulsam et quinis tricenis ergatis, quas equi bini homines deni agebant in sublime elatam aut cum suspensam inde sensim deponeret extenderetque humi junctis trabibus atque ex his ingenti composita traha quae ja- centem exciperet aut cum suppositis cylindris (sunt hae ligneae columnae teretes et volubiles) quaternis ergatis protracta pau- latim per editum et ad altitudinem basis, cui imponenda erat, excitatum aggerem atque undique egregie munitum incederet, denique cum iterum erecta librataque suis reposita sedibus est.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/506>, abgerufen am 05.05.2024.