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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Gregor XIII.
heraus. Bald glaubte sich Niemand mehr sicher und Viele
entschlossen sich, ihre Güter eher mit den Waffen zu ver-
theidigen, als sie dem Kammercommissär auszuantworten.
Einer dieser Feudatare sagte dem Papst ins Gesicht: ver-
lieren sey verlieren: wenn man sich wehre, empfinde man
dabei wenigstens eine Art von Vergnügen.

Bei dem Einfluß des Adels auf seine Bauern und
auf die Nobili in den benachbarten Städten, brachte dieß
eine Gährung in dem ganzen Lande hervor.

Es kam hinzu, daß der Papst durch andre schlecht
berechnete Maaßregeln einigen Städten sehr fühlbaren Ver-
lust zugefügt hatte. Unter andern hatte er die Zölle von
Ancona erhöht, in der Meinung, die Erhöhung falle auf
die Kaufleute und nicht auf das Land. Hiermit brachte er
dieser Stadt einen Schlag bei, den sie niemals hat verwin-
den können: der Handel zog sich plötzlich weg, es half
nur wenig, daß die Auflage zurückgenommen und nament-
lich den Ragusanern ihre alten Freiheiten erneuert wurden.

Höchst unerwartet und eigenthümlich ist der Erfolg,
den dieß hervorbrachte.

Der Gehorsam in jedem, am meisten aber in einem
so friedlichen Lande beruht auf einer freiwilligen Unterord-
nung. Hier waren die Elemente der Bewegung nicht besei-
tigt, nicht unterdrückt, durch die darüber ausgebreitete Herr-
schaft der Regierung waren sie nur verdeckt. So wie die
Unterordnung an Einer Stelle nachließ, traten diese Ele-
mente sämmtlich hervor und erschienen in freiem Kampfe.
Das Land schien sich plötzlich zu erinnern, wie kriegerisch,
waffenfertig, in Parteiungen unabhängig es Jahrhunderte

Gregor XIII.
heraus. Bald glaubte ſich Niemand mehr ſicher und Viele
entſchloſſen ſich, ihre Guͤter eher mit den Waffen zu ver-
theidigen, als ſie dem Kammercommiſſaͤr auszuantworten.
Einer dieſer Feudatare ſagte dem Papſt ins Geſicht: ver-
lieren ſey verlieren: wenn man ſich wehre, empfinde man
dabei wenigſtens eine Art von Vergnuͤgen.

Bei dem Einfluß des Adels auf ſeine Bauern und
auf die Nobili in den benachbarten Staͤdten, brachte dieß
eine Gaͤhrung in dem ganzen Lande hervor.

Es kam hinzu, daß der Papſt durch andre ſchlecht
berechnete Maaßregeln einigen Staͤdten ſehr fuͤhlbaren Ver-
luſt zugefuͤgt hatte. Unter andern hatte er die Zoͤlle von
Ancona erhoͤht, in der Meinung, die Erhoͤhung falle auf
die Kaufleute und nicht auf das Land. Hiermit brachte er
dieſer Stadt einen Schlag bei, den ſie niemals hat verwin-
den koͤnnen: der Handel zog ſich ploͤtzlich weg, es half
nur wenig, daß die Auflage zuruͤckgenommen und nament-
lich den Raguſanern ihre alten Freiheiten erneuert wurden.

Hoͤchſt unerwartet und eigenthuͤmlich iſt der Erfolg,
den dieß hervorbrachte.

Der Gehorſam in jedem, am meiſten aber in einem
ſo friedlichen Lande beruht auf einer freiwilligen Unterord-
nung. Hier waren die Elemente der Bewegung nicht beſei-
tigt, nicht unterdruͤckt, durch die daruͤber ausgebreitete Herr-
ſchaft der Regierung waren ſie nur verdeckt. So wie die
Unterordnung an Einer Stelle nachließ, traten dieſe Ele-
mente ſaͤmmtlich hervor und erſchienen in freiem Kampfe.
Das Land ſchien ſich ploͤtzlich zu erinnern, wie kriegeriſch,
waffenfertig, in Parteiungen unabhaͤngig es Jahrhunderte

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[431/0457] Gregor XIII. heraus. Bald glaubte ſich Niemand mehr ſicher und Viele entſchloſſen ſich, ihre Guͤter eher mit den Waffen zu ver- theidigen, als ſie dem Kammercommiſſaͤr auszuantworten. Einer dieſer Feudatare ſagte dem Papſt ins Geſicht: ver- lieren ſey verlieren: wenn man ſich wehre, empfinde man dabei wenigſtens eine Art von Vergnuͤgen. Bei dem Einfluß des Adels auf ſeine Bauern und auf die Nobili in den benachbarten Staͤdten, brachte dieß eine Gaͤhrung in dem ganzen Lande hervor. Es kam hinzu, daß der Papſt durch andre ſchlecht berechnete Maaßregeln einigen Staͤdten ſehr fuͤhlbaren Ver- luſt zugefuͤgt hatte. Unter andern hatte er die Zoͤlle von Ancona erhoͤht, in der Meinung, die Erhoͤhung falle auf die Kaufleute und nicht auf das Land. Hiermit brachte er dieſer Stadt einen Schlag bei, den ſie niemals hat verwin- den koͤnnen: der Handel zog ſich ploͤtzlich weg, es half nur wenig, daß die Auflage zuruͤckgenommen und nament- lich den Raguſanern ihre alten Freiheiten erneuert wurden. Hoͤchſt unerwartet und eigenthuͤmlich iſt der Erfolg, den dieß hervorbrachte. Der Gehorſam in jedem, am meiſten aber in einem ſo friedlichen Lande beruht auf einer freiwilligen Unterord- nung. Hier waren die Elemente der Bewegung nicht beſei- tigt, nicht unterdruͤckt, durch die daruͤber ausgebreitete Herr- ſchaft der Regierung waren ſie nur verdeckt. So wie die Unterordnung an Einer Stelle nachließ, traten dieſe Ele- mente ſaͤmmtlich hervor und erſchienen in freiem Kampfe. Das Land ſchien ſich ploͤtzlich zu erinnern, wie kriegeriſch, waffenfertig, in Parteiungen unabhaͤngig es Jahrhunderte

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/457>, abgerufen am 22.11.2024.