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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
der Päpste, wie unter den Medici die Florentiner, so un-
ter Paul IV. Neapolitaner, unter Pius IV. Mailänder
hatten sich dann der besten Stellen erfreut. Pius V. stellte
dieß ab. Jene Begünstigten hatten doch die Verwaltung
niemals selber geführt: sie hatten sie immer einem Doctor
Juris überlassen 1): Pius V. setzte diesen Doctor selbst, und
zog den Vortheil der jenen zugeflossen für die Kammer ein.
Es ward alles ordentlicher, stiller. Man hatte früher eine
Landmiliz eingerichtet, und 16000 Mann waren in die
Rollen eingetragen; Pius IV. hatte sich ein Corps leichter
Reiterei gehalten: Pius V. schaffte eins wie das andre
ab, er cassirte die Reiterei, die Landmiliz ließ er verfallen;
seine ganze bewaffnete Macht belief sich noch nicht auf 500
Mann: die Masse derselben bildeten 350 Mann meistens
Schweizer zu Rom. Hätte man nicht die Küste gegen die
Einfälle der Türken zu schützen gehabt, so würde man sich
der Waffen ganz entwöhnt haben. Diese kriegerische Bevöl-
kerung schien vollkommen friedlich werden zu wollen. Die
Päpste wünschten das Land zu verwalten, wie eine große
Domäne, deren Rente alsdann zum Theil wohl ihrem
Hause zu Statten käme, hauptsächlich aber für die Be-
dürfnisse der Kirche verwendet würde.

Wir werden sehen, daß sie hierbei doch noch einmal
auf große Schwierigkeiten stießen.



1) Tiepolo. Ibid. Qualche governo o legatione rispondeva
sino a tre, quatro o forse sette mila e piu scudi l'anno. E quasi
tutti allegramente ricevendo il denaro si scaricavano del peso
del governo col mettere un dottore in luogo loro.

Buch IV. Staat und Hof.
der Paͤpſte, wie unter den Medici die Florentiner, ſo un-
ter Paul IV. Neapolitaner, unter Pius IV. Mailaͤnder
hatten ſich dann der beſten Stellen erfreut. Pius V. ſtellte
dieß ab. Jene Beguͤnſtigten hatten doch die Verwaltung
niemals ſelber gefuͤhrt: ſie hatten ſie immer einem Doctor
Juris uͤberlaſſen 1): Pius V. ſetzte dieſen Doctor ſelbſt, und
zog den Vortheil der jenen zugefloſſen fuͤr die Kammer ein.
Es ward alles ordentlicher, ſtiller. Man hatte fruͤher eine
Landmiliz eingerichtet, und 16000 Mann waren in die
Rollen eingetragen; Pius IV. hatte ſich ein Corps leichter
Reiterei gehalten: Pius V. ſchaffte eins wie das andre
ab, er caſſirte die Reiterei, die Landmiliz ließ er verfallen;
ſeine ganze bewaffnete Macht belief ſich noch nicht auf 500
Mann: die Maſſe derſelben bildeten 350 Mann meiſtens
Schweizer zu Rom. Haͤtte man nicht die Kuͤſte gegen die
Einfaͤlle der Tuͤrken zu ſchuͤtzen gehabt, ſo wuͤrde man ſich
der Waffen ganz entwoͤhnt haben. Dieſe kriegeriſche Bevoͤl-
kerung ſchien vollkommen friedlich werden zu wollen. Die
Paͤpſte wuͤnſchten das Land zu verwalten, wie eine große
Domaͤne, deren Rente alsdann zum Theil wohl ihrem
Hauſe zu Statten kaͤme, hauptſaͤchlich aber fuͤr die Be-
duͤrfniſſe der Kirche verwendet wuͤrde.

Wir werden ſehen, daß ſie hierbei doch noch einmal
auf große Schwierigkeiten ſtießen.



1) Tiepolo. Ibid. Qualche governo o legatione rispondeva
sino a tre, quatro o forse sette mila e piu scudi l’anno. E quasi
tutti allegramente ricevendo il denaro si scaricavano del peso
del governo col mettere un dottore in luogo loro.
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[418/0444] Buch IV. Staat und Hof. der Paͤpſte, wie unter den Medici die Florentiner, ſo un- ter Paul IV. Neapolitaner, unter Pius IV. Mailaͤnder hatten ſich dann der beſten Stellen erfreut. Pius V. ſtellte dieß ab. Jene Beguͤnſtigten hatten doch die Verwaltung niemals ſelber gefuͤhrt: ſie hatten ſie immer einem Doctor Juris uͤberlaſſen 1): Pius V. ſetzte dieſen Doctor ſelbſt, und zog den Vortheil der jenen zugefloſſen fuͤr die Kammer ein. Es ward alles ordentlicher, ſtiller. Man hatte fruͤher eine Landmiliz eingerichtet, und 16000 Mann waren in die Rollen eingetragen; Pius IV. hatte ſich ein Corps leichter Reiterei gehalten: Pius V. ſchaffte eins wie das andre ab, er caſſirte die Reiterei, die Landmiliz ließ er verfallen; ſeine ganze bewaffnete Macht belief ſich noch nicht auf 500 Mann: die Maſſe derſelben bildeten 350 Mann meiſtens Schweizer zu Rom. Haͤtte man nicht die Kuͤſte gegen die Einfaͤlle der Tuͤrken zu ſchuͤtzen gehabt, ſo wuͤrde man ſich der Waffen ganz entwoͤhnt haben. Dieſe kriegeriſche Bevoͤl- kerung ſchien vollkommen friedlich werden zu wollen. Die Paͤpſte wuͤnſchten das Land zu verwalten, wie eine große Domaͤne, deren Rente alsdann zum Theil wohl ihrem Hauſe zu Statten kaͤme, hauptſaͤchlich aber fuͤr die Be- duͤrfniſſe der Kirche verwendet wuͤrde. Wir werden ſehen, daß ſie hierbei doch noch einmal auf große Schwierigkeiten ſtießen. 1) Tiepolo. Ibid. Qualche governo o legatione rispondeva sino a tre, quatro o forse sette mila e piu scudi l’anno. E quasi tutti allegramente ricevendo il denaro si scaricavano del peso del governo col mettere un dottore in luogo loro.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/444>, abgerufen am 27.11.2024.