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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.

Einen merkwürdigen Anblick bieten die Verzeichnisse
der päpstlichen Einkünfte um diese Zeit dar. Nachdem bei
jedem Posten die Summe genannt worden, welche der Päch-
ter einzuliefern sich verpflichtet hat, -- die Verträge mit
den Pächtern wurden gewöhnlich auf 9 Jahr geschlos-
sen -- giebt man uns an, wie viel davon veräußert war.
Die Dogana von Rom z. B. warf 1576 und die folgen-
den Jahre die ansehnliche Summe von 133000 Sc. ab:
davon waren aber 111170 assignirt, noch andere Abzüge
traten ein und die Kammer bekam nicht mehr als 13000
Scudi. Einige Gabellen auf Getreide, Fleisch und Wein
gingen rein auf: die Monti waren darauf angewiesen. Von
mehreren Provinzialcassen, genannt Tesorerien -- welche
sogleich auch die Bedürfnisse der Provinzen zu bestreiten
hatten, -- z. B. aus der Mark und aus Camerino, kam
kein Bajocco in die päpstliche Kammer. Und doch war
oft das Sussidio zu denselben geschlagen. Ja auf die
Alaungräbereien von Tolfa, auf welche man früher vor-
züglich zählte, waren so starke Assignationen gemacht, daß
der Ertrag um ein paar tausend Scudi geringer ausfiel 1).

Für seine Person und seine Hofhaltung war der Papst
vorzüglich auf die Dataria verwiesen. Die Dataria hatte
zweierlei Einkünfte. Die einen waren mehr kirchlicher Na-
tur: es waren die Compositionen, bestimmte Geldzahlungen,

für
dem Vorwand der Bedürfnisse zu dem türkischen Krieg 1,800,000
Sc. eingenommen und doch dazu nur 340000 aufgewendet hatten.
1) Z. B. Entrata della reverenda camera apostolica sotto
il pontificato di N. S. Gregorio XIII. fatta nell' anno 1576 Mss.
Gothana nr.
219.
Buch IV. Staat und Hof.

Einen merkwuͤrdigen Anblick bieten die Verzeichniſſe
der paͤpſtlichen Einkuͤnfte um dieſe Zeit dar. Nachdem bei
jedem Poſten die Summe genannt worden, welche der Paͤch-
ter einzuliefern ſich verpflichtet hat, — die Vertraͤge mit
den Paͤchtern wurden gewoͤhnlich auf 9 Jahr geſchloſ-
ſen — giebt man uns an, wie viel davon veraͤußert war.
Die Dogana von Rom z. B. warf 1576 und die folgen-
den Jahre die anſehnliche Summe von 133000 Sc. ab:
davon waren aber 111170 aſſignirt, noch andere Abzuͤge
traten ein und die Kammer bekam nicht mehr als 13000
Scudi. Einige Gabellen auf Getreide, Fleiſch und Wein
gingen rein auf: die Monti waren darauf angewieſen. Von
mehreren Provinzialcaſſen, genannt Teſorerien — welche
ſogleich auch die Beduͤrfniſſe der Provinzen zu beſtreiten
hatten, — z. B. aus der Mark und aus Camerino, kam
kein Bajocco in die paͤpſtliche Kammer. Und doch war
oft das Suſſidio zu denſelben geſchlagen. Ja auf die
Alaungraͤbereien von Tolfa, auf welche man fruͤher vor-
zuͤglich zaͤhlte, waren ſo ſtarke Aſſignationen gemacht, daß
der Ertrag um ein paar tauſend Scudi geringer ausfiel 1).

Fuͤr ſeine Perſon und ſeine Hofhaltung war der Papſt
vorzuͤglich auf die Dataria verwieſen. Die Dataria hatte
zweierlei Einkuͤnfte. Die einen waren mehr kirchlicher Na-
tur: es waren die Compoſitionen, beſtimmte Geldzahlungen,

fuͤr
dem Vorwand der Beduͤrfniſſe zu dem tuͤrkiſchen Krieg 1,800,000
Sc. eingenommen und doch dazu nur 340000 aufgewendet hatten.
1) Z. B. Entrata della reverenda camera apostolica sotto
il pontificato di N. S. Gregorio XIII. fatta nell’ anno 1576 Mss.
Gothana nr.
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[416/0442] Buch IV. Staat und Hof. Einen merkwuͤrdigen Anblick bieten die Verzeichniſſe der paͤpſtlichen Einkuͤnfte um dieſe Zeit dar. Nachdem bei jedem Poſten die Summe genannt worden, welche der Paͤch- ter einzuliefern ſich verpflichtet hat, — die Vertraͤge mit den Paͤchtern wurden gewoͤhnlich auf 9 Jahr geſchloſ- ſen — giebt man uns an, wie viel davon veraͤußert war. Die Dogana von Rom z. B. warf 1576 und die folgen- den Jahre die anſehnliche Summe von 133000 Sc. ab: davon waren aber 111170 aſſignirt, noch andere Abzuͤge traten ein und die Kammer bekam nicht mehr als 13000 Scudi. Einige Gabellen auf Getreide, Fleiſch und Wein gingen rein auf: die Monti waren darauf angewieſen. Von mehreren Provinzialcaſſen, genannt Teſorerien — welche ſogleich auch die Beduͤrfniſſe der Provinzen zu beſtreiten hatten, — z. B. aus der Mark und aus Camerino, kam kein Bajocco in die paͤpſtliche Kammer. Und doch war oft das Suſſidio zu denſelben geſchlagen. Ja auf die Alaungraͤbereien von Tolfa, auf welche man fruͤher vor- zuͤglich zaͤhlte, waren ſo ſtarke Aſſignationen gemacht, daß der Ertrag um ein paar tauſend Scudi geringer ausfiel 1). Fuͤr ſeine Perſon und ſeine Hofhaltung war der Papſt vorzuͤglich auf die Dataria verwieſen. Die Dataria hatte zweierlei Einkuͤnfte. Die einen waren mehr kirchlicher Na- tur: es waren die Compoſitionen, beſtimmte Geldzahlungen, fuͤr 2) 1) Z. B. Entrata della reverenda camera apostolica sotto il pontificato di N. S. Gregorio XIII. fatta nell’ anno 1576 Mss. Gothana nr. 219. 2) dem Vorwand der Beduͤrfniſſe zu dem tuͤrkiſchen Krieg 1,800,000 Sc. eingenommen und doch dazu nur 340000 aufgewendet hatten.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/442>, abgerufen am 23.11.2024.