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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.

Wie tadelnswerth nun auch diese Verschwendung an
sich war, so mochte Leo darin doch auch dadurch bestärkt
werden, daß sie für den Augenblick eher vortheilhafte als
schädliche Wirkungen hervorbrachte. Wenn sich die Stadt
Rom zu dieser Zeit so ausnehmend hob, so hatte man das
zum Theil auch dieser Geldwirthschaft zu danken. Es gab
keinen Platz in der Welt, wo man sein Capital so gut
hätte anlegen können. Durch die Menge neuer Creationen,
die Vacanzen und Wiederverleihungen entstand eine Bewe-
gung in der Curie, welche für einen Jeden die Möglichkeit
eines leichten Fortkommens darbot.

Auch bewirkte man damit, daß man den Staat übri-
gens nicht mit neuen Auflagen zu beschweren brauchte. Ohne
Zweifel zahlte der Kirchenstaat damals von allen Ländern
und Rom von allen Städten in Italien die wenigsten Ab-
gaben. Schon früher hatte man den Römern vorgehalten,
daß jede andere Stadt ihrem Herrn schwere Anleihen und
harte Gabellen erlege, während ihr Herr, der Papst, sie
vielmehr reich mache. Ein Secretär Clemens VII., der
das Conclave, in welchem dieser Papst gewählt ward, bald
nachher beschrieb, bezeigt seine Verwunderung darüber, daß
das römische Volk dem heiligen Stuhl nicht ergebener sey,
da es doch von Auflagen so wenig leide. "Von Terracina
bis Piacenza," ruft er aus, "besitzt die Kirche einen gro-
ßen und schönen Theil von Italien, weit und breit erstreckt
sich ihre Herrschaft: jedoch so viele blühende Länder und
reiche Städte, die unter einer andern Regierung mit ihren
Abgaben große Kriegsheere würden erhalten müssen, zah-

Buch IV. Staat und Hof.

Wie tadelnswerth nun auch dieſe Verſchwendung an
ſich war, ſo mochte Leo darin doch auch dadurch beſtaͤrkt
werden, daß ſie fuͤr den Augenblick eher vortheilhafte als
ſchaͤdliche Wirkungen hervorbrachte. Wenn ſich die Stadt
Rom zu dieſer Zeit ſo ausnehmend hob, ſo hatte man das
zum Theil auch dieſer Geldwirthſchaft zu danken. Es gab
keinen Platz in der Welt, wo man ſein Capital ſo gut
haͤtte anlegen koͤnnen. Durch die Menge neuer Creationen,
die Vacanzen und Wiederverleihungen entſtand eine Bewe-
gung in der Curie, welche fuͤr einen Jeden die Moͤglichkeit
eines leichten Fortkommens darbot.

Auch bewirkte man damit, daß man den Staat uͤbri-
gens nicht mit neuen Auflagen zu beſchweren brauchte. Ohne
Zweifel zahlte der Kirchenſtaat damals von allen Laͤndern
und Rom von allen Staͤdten in Italien die wenigſten Ab-
gaben. Schon fruͤher hatte man den Roͤmern vorgehalten,
daß jede andere Stadt ihrem Herrn ſchwere Anleihen und
harte Gabellen erlege, waͤhrend ihr Herr, der Papſt, ſie
vielmehr reich mache. Ein Secretaͤr Clemens VII., der
das Conclave, in welchem dieſer Papſt gewaͤhlt ward, bald
nachher beſchrieb, bezeigt ſeine Verwunderung daruͤber, daß
das roͤmiſche Volk dem heiligen Stuhl nicht ergebener ſey,
da es doch von Auflagen ſo wenig leide. „Von Terracina
bis Piacenza,“ ruft er aus, „beſitzt die Kirche einen gro-
ßen und ſchoͤnen Theil von Italien, weit und breit erſtreckt
ſich ihre Herrſchaft: jedoch ſo viele bluͤhende Laͤnder und
reiche Staͤdte, die unter einer andern Regierung mit ihren
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[406/0432] Buch IV. Staat und Hof. Wie tadelnswerth nun auch dieſe Verſchwendung an ſich war, ſo mochte Leo darin doch auch dadurch beſtaͤrkt werden, daß ſie fuͤr den Augenblick eher vortheilhafte als ſchaͤdliche Wirkungen hervorbrachte. Wenn ſich die Stadt Rom zu dieſer Zeit ſo ausnehmend hob, ſo hatte man das zum Theil auch dieſer Geldwirthſchaft zu danken. Es gab keinen Platz in der Welt, wo man ſein Capital ſo gut haͤtte anlegen koͤnnen. Durch die Menge neuer Creationen, die Vacanzen und Wiederverleihungen entſtand eine Bewe- gung in der Curie, welche fuͤr einen Jeden die Moͤglichkeit eines leichten Fortkommens darbot. Auch bewirkte man damit, daß man den Staat uͤbri- gens nicht mit neuen Auflagen zu beſchweren brauchte. Ohne Zweifel zahlte der Kirchenſtaat damals von allen Laͤndern und Rom von allen Staͤdten in Italien die wenigſten Ab- gaben. Schon fruͤher hatte man den Roͤmern vorgehalten, daß jede andere Stadt ihrem Herrn ſchwere Anleihen und harte Gabellen erlege, waͤhrend ihr Herr, der Papſt, ſie vielmehr reich mache. Ein Secretaͤr Clemens VII., der das Conclave, in welchem dieſer Papſt gewaͤhlt ward, bald nachher beſchrieb, bezeigt ſeine Verwunderung daruͤber, daß das roͤmiſche Volk dem heiligen Stuhl nicht ergebener ſey, da es doch von Auflagen ſo wenig leide. „Von Terracina bis Piacenza,“ ruft er aus, „beſitzt die Kirche einen gro- ßen und ſchoͤnen Theil von Italien, weit und breit erſtreckt ſich ihre Herrſchaft: jedoch ſo viele bluͤhende Laͤnder und reiche Staͤdte, die unter einer andern Regierung mit ihren Abgaben große Kriegsheere wuͤrden erhalten muͤſſen, zah-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/432>, abgerufen am 24.11.2024.