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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Verwaltung des Kirchenstaates.
hänger in der geringsten Classe an der Hand; starke ent-
schlossene Leute, herumschweifende Bravi, welche diejenigen
selber aufsuchen, von denen sie wissen, daß sie vor ihren
Feinden Furcht hegen, oder daß sie wohl eine Beleidigung
zu rächen hätten: einen Mord für Geld auszuführen sind
sie immer bereit.

Diese durchgehende Feindseligkeit bewirkte nun, daß,
indem keine Partei der andern die Gewalt gönnte, noch
ihr traute, die Städte selbst ihre Privilegien weniger streng
behaupteten. Wenn der Präsident, der Legat in die Pro-
vinz kam, so fragte man nicht, ob er die municipalen
Rechte zu beobachten gesonnen sey; man suchte nur zu er-
forschen, mit welcher Partei er es halte. Man kann nicht
ausdrücken, wie sehr sich die Begünstigten freuten, die An-
dern betrübten. Der Legat mußte sich sehr in Acht neh-
men. Die angesehensten Männer schlossen sich leicht an ihn
an, suchten ihm gefällig zu seyn, gaben einen großen Ei-
fer für das Interesse des Staates zu erkennen, und billig-
ten alle Maaßregeln, welche zur Beförderung desselben er-
griffen wurden; aber alles dieß thaten sie oft nur, um bei
ihm Fuß zu fassen, sich einzuschmeicheln, und alsdann die
Partei, welche sie haßten, desto empfindlicher benachtheili-
gen, verfolgen zu können 1).

In etwas anderer Lage waren die Barone auf dem
Lande. In der Regel waren sie arm, aber freigebig und

1) Relatione di Monsre. Revmo. Gio. P. Ghisilieri al P. Gre-
gorio XIII. tornando egli dal Presidentato di Romagna.
Aus
Tonduzzi (Storia di Faenza p. 673) sehen wir, daß Ghisilieri
1578 in die Provinz kam.

Verwaltung des Kirchenſtaates.
haͤnger in der geringſten Claſſe an der Hand; ſtarke ent-
ſchloſſene Leute, herumſchweifende Bravi, welche diejenigen
ſelber aufſuchen, von denen ſie wiſſen, daß ſie vor ihren
Feinden Furcht hegen, oder daß ſie wohl eine Beleidigung
zu raͤchen haͤtten: einen Mord fuͤr Geld auszufuͤhren ſind
ſie immer bereit.

Dieſe durchgehende Feindſeligkeit bewirkte nun, daß,
indem keine Partei der andern die Gewalt goͤnnte, noch
ihr traute, die Staͤdte ſelbſt ihre Privilegien weniger ſtreng
behaupteten. Wenn der Praͤſident, der Legat in die Pro-
vinz kam, ſo fragte man nicht, ob er die municipalen
Rechte zu beobachten geſonnen ſey; man ſuchte nur zu er-
forſchen, mit welcher Partei er es halte. Man kann nicht
ausdruͤcken, wie ſehr ſich die Beguͤnſtigten freuten, die An-
dern betruͤbten. Der Legat mußte ſich ſehr in Acht neh-
men. Die angeſehenſten Maͤnner ſchloſſen ſich leicht an ihn
an, ſuchten ihm gefaͤllig zu ſeyn, gaben einen großen Ei-
fer fuͤr das Intereſſe des Staates zu erkennen, und billig-
ten alle Maaßregeln, welche zur Befoͤrderung deſſelben er-
griffen wurden; aber alles dieß thaten ſie oft nur, um bei
ihm Fuß zu faſſen, ſich einzuſchmeicheln, und alsdann die
Partei, welche ſie haßten, deſto empfindlicher benachtheili-
gen, verfolgen zu koͤnnen 1).

In etwas anderer Lage waren die Barone auf dem
Lande. In der Regel waren ſie arm, aber freigebig und

1) Relatione di Monsre. Revmo. Gio. P. Ghisilieri al P. Gre-
gorio XIII. tornando egli dal Presidentato di Romagna.
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Tonduzzi (Storia di Faenza p. 673) ſehen wir, daß Ghiſilieri
1578 in die Provinz kam.
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[389/0415] Verwaltung des Kirchenſtaates. haͤnger in der geringſten Claſſe an der Hand; ſtarke ent- ſchloſſene Leute, herumſchweifende Bravi, welche diejenigen ſelber aufſuchen, von denen ſie wiſſen, daß ſie vor ihren Feinden Furcht hegen, oder daß ſie wohl eine Beleidigung zu raͤchen haͤtten: einen Mord fuͤr Geld auszufuͤhren ſind ſie immer bereit. Dieſe durchgehende Feindſeligkeit bewirkte nun, daß, indem keine Partei der andern die Gewalt goͤnnte, noch ihr traute, die Staͤdte ſelbſt ihre Privilegien weniger ſtreng behaupteten. Wenn der Praͤſident, der Legat in die Pro- vinz kam, ſo fragte man nicht, ob er die municipalen Rechte zu beobachten geſonnen ſey; man ſuchte nur zu er- forſchen, mit welcher Partei er es halte. Man kann nicht ausdruͤcken, wie ſehr ſich die Beguͤnſtigten freuten, die An- dern betruͤbten. Der Legat mußte ſich ſehr in Acht neh- men. Die angeſehenſten Maͤnner ſchloſſen ſich leicht an ihn an, ſuchten ihm gefaͤllig zu ſeyn, gaben einen großen Ei- fer fuͤr das Intereſſe des Staates zu erkennen, und billig- ten alle Maaßregeln, welche zur Befoͤrderung deſſelben er- griffen wurden; aber alles dieß thaten ſie oft nur, um bei ihm Fuß zu faſſen, ſich einzuſchmeicheln, und alsdann die Partei, welche ſie haßten, deſto empfindlicher benachtheili- gen, verfolgen zu koͤnnen 1). In etwas anderer Lage waren die Barone auf dem Lande. In der Regel waren ſie arm, aber freigebig und 1) Relatione di Monsre. Revmo. Gio. P. Ghisilieri al P. Gre- gorio XIII. tornando egli dal Presidentato di Romagna. Aus Tonduzzi (Storia di Faenza p. 673) ſehen wir, daß Ghiſilieri 1578 in die Provinz kam.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/415>, abgerufen am 24.11.2024.