Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh. dir." So begeisterte Ausrufungen können bei aller Weltlich-keit des mailändischen Adels doch unmöglich ohne Grund ge- wesen seyn. Der Herzog von Savoyen wünschte dem Erzbischof feierlich Glück zu dem Erfolge seiner Bemühungen. Auch für die Zukunft suchte dieser nun seine Anordnungen festzu- stellen. Eine Congregation sollte die Gleichförmigkeit des Ritus behaupten: ein besonderer Orden der Gewidmeten, genannt Oblati von regularen Clerikern, verpflichtete sich zu dem Dienste des Erzbischofs und seiner Kirche: die Bar- nabiten empfingen neue Regeln und seitdem haben sie sich zu- erst hier, dann allenthalben wo sie eingeführt wurden, die Bischöfe in ihrer Seelsorge zu unterstützen angelegen seyn lassen 1). Einrichtungen, welche die römischen im Kleinen wiederholen. Auch ein Collegium Helveticum zur Herstel- lung des Katholicismus in der Schweiz ward zu Mailand errichtet, wie zu Rom ein Germanicum für Deutschland. Das Ansehn des römischen Papstes konnte dadurch nur um so fester werden. Borromeo, der ein päpstliches Breve nie anders als mit unbedecktem Haupt in Empfang nahm, pflanzte die nemliche Devotion seiner Kirche ein. Indeß war Pius V. auch in Neapel zu ungewohn- 1) Ripamonte 857. Er nennt die ersten Stifter Beccaria
Ferraria, und Morigia: Giussano hat p. 442 die gewöhnlichen Namen. Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. dir.“ So begeiſterte Ausrufungen koͤnnen bei aller Weltlich-keit des mailaͤndiſchen Adels doch unmoͤglich ohne Grund ge- weſen ſeyn. Der Herzog von Savoyen wuͤnſchte dem Erzbiſchof feierlich Gluͤck zu dem Erfolge ſeiner Bemuͤhungen. Auch fuͤr die Zukunft ſuchte dieſer nun ſeine Anordnungen feſtzu- ſtellen. Eine Congregation ſollte die Gleichfoͤrmigkeit des Ritus behaupten: ein beſonderer Orden der Gewidmeten, genannt Oblati von regularen Clerikern, verpflichtete ſich zu dem Dienſte des Erzbiſchofs und ſeiner Kirche: die Bar- nabiten empfingen neue Regeln und ſeitdem haben ſie ſich zu- erſt hier, dann allenthalben wo ſie eingefuͤhrt wurden, die Biſchoͤfe in ihrer Seelſorge zu unterſtuͤtzen angelegen ſeyn laſſen 1). Einrichtungen, welche die roͤmiſchen im Kleinen wiederholen. Auch ein Collegium Helveticum zur Herſtel- lung des Katholicismus in der Schweiz ward zu Mailand errichtet, wie zu Rom ein Germanicum fuͤr Deutſchland. Das Anſehn des roͤmiſchen Papſtes konnte dadurch nur um ſo feſter werden. Borromeo, der ein paͤpſtliches Breve nie anders als mit unbedecktem Haupt in Empfang nahm, pflanzte die nemliche Devotion ſeiner Kirche ein. Indeß war Pius V. auch in Neapel zu ungewohn- 1) Ripamonte 857. Er nennt die erſten Stifter Beccaria
Ferraria, und Morigia: Giuſſano hat p. 442 die gewoͤhnlichen Namen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0392" n="366"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh</hi>.</fw><lb/> dir.“ So begeiſterte Ausrufungen koͤnnen bei aller Weltlich-<lb/> keit des mailaͤndiſchen Adels doch unmoͤglich ohne Grund ge-<lb/> weſen ſeyn. Der Herzog von Savoyen wuͤnſchte dem Erzbiſchof<lb/> feierlich Gluͤck zu dem Erfolge ſeiner Bemuͤhungen. Auch<lb/> fuͤr die Zukunft ſuchte dieſer nun ſeine Anordnungen feſtzu-<lb/> ſtellen. Eine Congregation ſollte die Gleichfoͤrmigkeit des<lb/> Ritus behaupten: ein beſonderer Orden der Gewidmeten,<lb/> genannt Oblati von regularen Clerikern, verpflichtete ſich zu<lb/> dem Dienſte des Erzbiſchofs und ſeiner Kirche: die Bar-<lb/> nabiten empfingen neue Regeln und ſeitdem haben ſie ſich zu-<lb/> erſt hier, dann allenthalben wo ſie eingefuͤhrt wurden, die<lb/> Biſchoͤfe in ihrer Seelſorge zu unterſtuͤtzen angelegen ſeyn<lb/> laſſen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Ripamonte</hi> 857. Er nennt die erſten Stifter Beccaria<lb/> Ferraria, und Morigia: Giuſſano hat <hi rendition="#aq">p.</hi> 442 die gewoͤhnlichen<lb/> Namen.</note>. Einrichtungen, welche die roͤmiſchen im Kleinen<lb/> wiederholen. Auch ein Collegium Helveticum zur Herſtel-<lb/> lung des Katholicismus in der Schweiz ward zu Mailand<lb/> errichtet, wie zu Rom ein Germanicum fuͤr Deutſchland.<lb/> Das Anſehn des roͤmiſchen Papſtes konnte dadurch nur um<lb/> ſo feſter werden. Borromeo, der ein paͤpſtliches Breve<lb/> nie anders als mit unbedecktem Haupt in Empfang nahm,<lb/> pflanzte die nemliche Devotion ſeiner Kirche ein.</p><lb/> <p>Indeß war Pius <hi rendition="#aq">V.</hi> auch in Neapel zu ungewohn-<lb/> tem Einfluß gelangt. Gleich am erſten Tage ſeines Pon-<lb/> tificats hatte er Tomaſo Orfino da Foligno zu ſich geru-<lb/> fen, und ihm eine reformirende Viſitation der roͤmiſchen<lb/> Kirchen aufgetragen. Nachdem ſie vollendet war, ernannte<lb/> er denſelben zum Biſchof von Strongoli und ſchickte ihn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [366/0392]
Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
dir.“ So begeiſterte Ausrufungen koͤnnen bei aller Weltlich-
keit des mailaͤndiſchen Adels doch unmoͤglich ohne Grund ge-
weſen ſeyn. Der Herzog von Savoyen wuͤnſchte dem Erzbiſchof
feierlich Gluͤck zu dem Erfolge ſeiner Bemuͤhungen. Auch
fuͤr die Zukunft ſuchte dieſer nun ſeine Anordnungen feſtzu-
ſtellen. Eine Congregation ſollte die Gleichfoͤrmigkeit des
Ritus behaupten: ein beſonderer Orden der Gewidmeten,
genannt Oblati von regularen Clerikern, verpflichtete ſich zu
dem Dienſte des Erzbiſchofs und ſeiner Kirche: die Bar-
nabiten empfingen neue Regeln und ſeitdem haben ſie ſich zu-
erſt hier, dann allenthalben wo ſie eingefuͤhrt wurden, die
Biſchoͤfe in ihrer Seelſorge zu unterſtuͤtzen angelegen ſeyn
laſſen 1). Einrichtungen, welche die roͤmiſchen im Kleinen
wiederholen. Auch ein Collegium Helveticum zur Herſtel-
lung des Katholicismus in der Schweiz ward zu Mailand
errichtet, wie zu Rom ein Germanicum fuͤr Deutſchland.
Das Anſehn des roͤmiſchen Papſtes konnte dadurch nur um
ſo feſter werden. Borromeo, der ein paͤpſtliches Breve
nie anders als mit unbedecktem Haupt in Empfang nahm,
pflanzte die nemliche Devotion ſeiner Kirche ein.
Indeß war Pius V. auch in Neapel zu ungewohn-
tem Einfluß gelangt. Gleich am erſten Tage ſeines Pon-
tificats hatte er Tomaſo Orfino da Foligno zu ſich geru-
fen, und ihm eine reformirende Viſitation der roͤmiſchen
Kirchen aufgetragen. Nachdem ſie vollendet war, ernannte
er denſelben zum Biſchof von Strongoli und ſchickte ihn
1) Ripamonte 857. Er nennt die erſten Stifter Beccaria
Ferraria, und Morigia: Giuſſano hat p. 442 die gewoͤhnlichen
Namen.
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